Juncker: Ukraine darf nicht Vollmitglied werden
Der frühere EU-Kommissionspräsident Juncker hat sich gegen einen EU-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. Das Land sei korrupt und nicht beitrittsfähig. Die EU müsse für Kiew eine zweite Liga schaffen.
“Wer mit der Ukraine zu tun gehabt hat, der weiß, dass das ein Land ist, das auf allen Ebenen der Gesellschaft korrupt ist”, sagte Juncker in einem Interview der “Augsburger Allgemeinen”.
“Trotz der Anstrengungen ist es nicht beitrittsfähig, es braucht massive interne Reformprozesse”, sagte Juncker weiter. Die EU habe mit einigen “sogenannten neuen Mitgliedern” schlechte Erfahrungen mit Bezug auf die Rechtsstaatlichkeit gemacht.
Gemeint sind offenbar Ungarn, Bulgarien und Rumänien. Ungarn wird wegen Rechtsstaats-Verstößen die EU-Hilfe gekürzt, Bulgarien und Rumänien stehen immer noch unter Aufsicht der EU-Kommisison. Auch Polen ist zum Problem geworden.
Trotz aller Probleme müsse es möglich sein, dass die Ukraine und Moldau “an Teilen der europäischen Integration teilnehmen können”, meint Juncker. “Wir sollten darauf hinwirken, dass so etwas wie ein teilweiser Beitritt möglich wird, eine intelligente Form der Fast-Erweiterung.”
Zu gut deutsch: Juncker plädiert für eine zweite Liga, einen Beitritt unterhalb der Vollmitgliedschaft. Zu dumm, dass die Ukraine genau das kategorisch ausschließt. Präsident Selenskyj führt sich heute schon so auf, als sei sein Land bereits EU-Mitglied.
In dieser Illusion wurde er gerade noch bestärkt: Von den EU-Außenministern, die sich in Kiew getroffen haben – unter Bruch aller Regeln und Gepflogenheiten…
Siehe auch “Das falsche Signal aus Kiew”
Annette Hauschld
10. Oktober 2023 @ 15:08
Die Grundidee dieses “perfiden Anliegens” wurde von Heiner Geisler gelegt mit seinem Vorschlag für ein Kerneuropa und eine Gruppe von assoziierten Staaten drumherum.
ebo
10. Oktober 2023 @ 15:10
Nein, das waren Schäuble und Lamers. Und das Kerneuropa bedeutet ja, dass die anderen, “äußeren” Staaten keine Vollmitglieder sind. Genau das bräuchten wir jetzt!
Helmut Höft
6. Oktober 2023 @ 19:56
… teurer wird.
Helmut Höft
6. Oktober 2023 @ 19:42
„Wer mit der Ukraine zu tun gehabt hat, der weiß, dass das ein Land ist, das auf allen Ebenen der Gesellschaft korrupt ist“ Hallo Annlena aus Borbeck, Hallo Ullala, Olaf, Robert & Co,
Und außerdem „alles Nazis!“ sagt der Rote Zar. ̣Na, da übertriebt er wohl ein bisschen.
KK
Ich will ja nicht nur meckern, aber das gehört dazu: Ist der ehemalige Luxemburger Vollblut-Politnik Juncker denn auch der Mann, der die Wahrheit ausspricht wenn es um (potentiell) große Steuerzahler ̣und andere Korrupties ̣geht?
european
5. Oktober 2023 @ 20:11
Die Financial Times hat dazu mal den Taschenrechner herausgeholt. Ich habe eine subscription von der FT und weiß nicht, ob jeder den Artikel öffnen kann, deshalb zitiere ich einige Passagen daraus.
https://www.ft.com/content/a8834254-b8f9-4385-b043-04c2a7cd54c8
„Ukraine’s accession to the EU would entitle Kyiv to about €186bn over seven years, according to internal estimates of the union’s common budget, turning “many” existing member states into net payers for the first time.“
und weiter
„EU officials this summer estimated the potential financial ramifications in a study seen by the Financial Times, which used existing rules for the union’s 2021-27 budget. These were applied to an enlarged union including Ukraine, Moldova, Georgia and six western Balkan states. The financial tally of adding all nine members to the existing budget, known as the multiannual financial framework, would be €256.8bn, the paper estimates. The knock-on effects for existing member states would include a cut in farm subsidies of about a fifth.“
und weiter
„Applying current rules to an expanded union, Ukraine would be eligible for €96.5bn from the EU’s Common Agricultural Policy over seven years. That financial shift would force cuts in farm subsidies to existing member states of about 20 per cent, according to the study“
„Ukraine would also qualify for €61bn in payments from the EU’s cohesion funds, which aim to improve infrastructure in poorer member states. With nine additional member states, the Czech Republic, Estonia, Lithuania, Slovenia, Cyprus and Malta would no longer be eligible for cohesion funding, the study estimates.“
und last, but not least
„A spokesperson for the EU council said: “We do not comment on leaks.”“
WBD
6. Oktober 2023 @ 10:14
Langsam ahne ich, daß der EU-Austritt von Grossbritannien auch Vorteile für die Briten gehabt haben könnte – wer rechtzeitig von Bord springt, geht halt nicht mit unter 😉
Helmut Höft
6. Oktober 2023 @ 19:55
Thx for quote.
156 – 257 Mrd. gute Zahlen 😉 … wetten, dass das alles noch wesentlich teurer wird? Und dann ist noch der “Trickle-down” bis zum Partei-Ortsvorsteher und zum Polizisten zu bezahlen …
Wetten, dass uns Putin doich den A… rettet? Und in der Presseschau werden Pressekommentare zitiert, dass den Wertewesten® ein Sieg “Putins” (also hat nix mit RUS zu tun?) noch wesentlich
european
5. Oktober 2023 @ 14:35
Erinnert doch sehr an Macron’s Vorschlag eines erweiterten Gremiums, das die Beitrittskandidaten einschliesst. Die Deutschen waren ziemlich verschnupft ueber solch perfides Anliegen.
Ansonsten hat er Recht. Aber immer wenn man bisher auf das Korruptionsranking der Ukraine hingewiesen hat, wurde man in den Rechts-Rechts-Nazi-Topf geworfen und als Putin-Versteher oder Russland-Bot abgewatscht. Und weil wir noch nicht genug Probleme haben, nehmen wir noch weitere Laender mit diesen Problemen und diesen Rankings auf. “Das aergert Putin”. Aber bestimmt.
Was Rumaenien und Bulgarien betrifft, so kann man nur schaetzen, ob der Block mehr unter deren Beitritt gelitten hat, als die Laender selbst. Es ist ein einziges Ausbluten zu beobachten.
Helmut Höft
6. Oktober 2023 @ 20:06
@european (hoffentlich funst reply diesmal)
Ein Europa (ohne € = Fremdwährung für alle EWS-Länder) kann nur entweder a) auf Basis von verschiedenen (Entwicklungs- und Demokratisierungs-)Geschwindigkeiten funktionieren, oder b) muss abgewickelt und gänzlich neu – ̣dann aber (ausnahmsweise) – demokratisch aufgebaut werden, bspw. mit einem Voll-Parlament!
Punkt!
KK
5. Oktober 2023 @ 13:46
Es ist nicht das erste Mal, dass Juncker eine entlarvende Wahrheit offen ausspricht.
Ein paar Beispiele:
“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”
“Wenn es ernst wird, muss man lügen.”
Eines wurde allerdings von der Realität überholt:
“Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!”
[Quelle aller o.g. Zitate: https://de.wikiquote.org/wiki/Jean-Claude_Juncker%5D
ebo
5. Oktober 2023 @ 13:49
Immerhin: Der Mann kann reden – und er weiß, wovon er spricht!
KK
5. Oktober 2023 @ 14:16
Einer der ganz wenigen Konservativen, dem ich idR gern zugehört habe (besonders noch während seiner Zeit als Luxemburger Regierungschef) – reflektiert, offen und ohne ideologische Scheuklappen.