Was Impfstoff-Diplomatie mit Fake News zu tun hat – angeblich

In einem Sonderbericht werfen die Experten von „EUvsDisinfo“ Russland und China vor, dass sie „Impfstoff-Diplomatie“ betreiben und Falschinformationen über westliche Vakzine verbreiten würden. Sehr glaubwürdig ist das nicht – denn die EU macht es kaum besser.

Es fällt nicht schwer, in westlichen Medien negative Berichte über Sputnik V zu finden. Einmal googeln, und da haben wir es schon: „Wissenschaftler zweifeln Sputnik-Daten an,“ hieß es am 8. April auf n-tv.

Auch die EU-Kommission sät Zweifel. Von der Leyen asks Russia why it’s selling Sputnik abroad before vaccinating citizens“, schrieb „Politico“ am 17. Februar. „Wir haben absolut keinen Bedarf an Sputnik V, erklärte EU-Kommissar Breton am 22. März laut Euronews.

Auch Sinopharm, das chinesische Vakzin, ist in Brüssel nicht wohl gelitten. Das Europaparlament will das Präparat vom geplanten Impfzertifikat ausnehmen – zumindest, solange es keine offizielle EU-Zulassung hat. Dabei wird es in Ungarn bereits verimpft.

Doch all dies blenden die Faktenchecker von „EUvsDisinfo“ (einer Abteilung des Auswärtigen Dienstes der EU) aus. In ihrem neuen Sonderbericht kaprizieren sie sich auf angebliche Falschmeldungen aus Russland und China über westliche Vakzine.

Das ist witzig. Schließlich wurde eines der bekanntesten westlichen Produkte – das Präparat von AstraZeneca – gleich zweimal von deutschen Behörden in Verruf gebracht. Fake News aus Peking oder Moskau hätte es gar nicht gebraucht.

Bizarr mutet auch der Vorwurf an, China und Russland betrieben eine feindselige „Impfstoff-Diplomatie“. Verwerflich wäre es wohl eher, wenn diese Länder aggressiv für gefährliche Produkte werben würden, etwa Kriegswaffen.

Doch Impfstoffe werden händeringend gesucht – auch und gerade in Europa. Denn die EU-Beschaffung hat monatelang nicht richtig funktioniert. Dies führte zu verstärkter Nachfrage nach russischen und chinesischen Produkten – aktive Diplomatie war da kaum noch nötig.

Sind Spahn und Söder russischen Fake News erlegen?

Im übrigen verlegt sich jetzt auch die EU aufs Marketing.

Kommissionschefin von der Leyen hat ihren geplanten Megadeal mit Biontech/Pfizer unter anderem damit begründet, dass man die Vakzine auch weiterverkaufen oder verschenken könne – im Rahmen einer europäischen Impfstoff-Diplomatie.

Vor diesem Hintergrund muß die Frage erlaubt sein, ob man den europäischen Faktencheckern noch Glauben schenken kann.

Suchen sie wirklich nach Fake News, – oder versuchen sie, die Politik Russlands und Chinas zu diskreditieren, indem sie diesen Ländern unlautere Absichten unterstellen?

Und wie passt der neue Report zum Versuch mehrerer EU-Länder, darunter Deutschland, mit dem russischen Produzenten von Sputnik V ins Geschäft zu kommen? Sind Spahn und Söder jetzt auch schon russischen Fake News erlegen?

Siehe auch „Fake News: Nicht Deutsche sind das Ziel, sondern Russen und „Rivalität statt Solidarität: Die Geopolitik der Impfstoffe“

P.S. Noch weniger zimperlich als die EU sind offenbar die USA. Sie drängten Brasilien, die Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V abzulehnen, wie die „Washington Post“ berichtet. Dies führt nun zu gegenseitigen Vorwürfen, die weit über Fake News hinausgehen…