Gütliche Trennung? Not so quick…
Die EU und Großbritannien stellen sich auf knallharte Scheidungs-Verhandlungen ein. „Da wird der Putz von der Decke fallen“, sagte der britische Außenminister Johnson vor dem Brexit-Sondergipfel in Brüssel.
Auch Kanzlerin Merkel warnte: Sie habe das Gefühl, dass sich „einige in Großbritannien noch Illusionen“ machen, so Merkel in ihrer Regierungserklärung vor dem Brexit-Sondergipfel der EU am Samstag.
Bei dem Blitz-Treffen in Brüssel – es soll nur ein verlängertes Mittagessen werden – wollen die 27 EU-Staaten (ohne Großbritannien) ihre Verhandlungslinie für den britischen Austritt festklopfen.
Mit dem Start des Brexit-Pokers wird zwar erst Mitte Juni gerechnet – nach der überraschend angesetzten Wahl in Großbritannien. Doch schon jetzt bluffen beide Seiten, was das Zeug hält.
Wer die Entwürfe für den Sondergipfel in Brüssel liest, kann den Eindruck gewinnen, dass die EU den Brexit doch noch verhindern möchte. Zumindest möchte man ein Exempel statuieren, scheint es.
„Die 27 haben sich gegen uns verschworen“, klagt die britische Regierungschefin May. Umso wichtiger sei nun die nationale Einheit, Labour dürfe die Parlamentswahl im Juni nicht gewinnen.
Nach einer gütlichen Trennung klingt das alles nicht, eher nach Drohgebärden vor einem Scheidungs-Krieg…
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bluecrystal7
29. April 2017 @ 16:07
“Die 27 haben sich gegen uns verschworen”, klagt die britische Regierungschefin May. Umso wichtiger sei nun die nationale Einheit, Labour dürfe die Parlamentswahl im Juni nicht gewinnen.“
Die EU27 haben sich also gegen Großbritannien verschworen? Naja, das ist jetzt aber arg übertrieben, oder etwa nicht? Ganz so schlimm ist es nicht…
Denn es sollte doch eigentlich allen klar sein – also auch UK – dass es nach dem Brexit nicht mehr alle Vorteile geben wird…
Peter Nemschak
29. April 2017 @ 16:33
May kennt die gruppendynamischen Mechanismen, die jeder Führungskraft im Großen wie im Kleinen geläufig sind.
GS
29. April 2017 @ 14:14
Tja, und hieß es nicht gestern, die EU wolle die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei nicht abbrechen? UK raus, Türkei rein. Ich würde aus diesem Albtraum gern mal wieder aufwachen.
ebo
29. April 2017 @ 14:18
Nicht so schnell! Das Prinzip heißt eher : Hier kommt keiner raus…
Oudejans
30. April 2017 @ 08:58
Junckers Kommentar: „„Ich verlasse die Downing Street zehnmal skeptischer, als ich vorher war.““
Ich wäre vielleicht nicht mit einer Tartan-Krawatte hingegangen…
Reinard
29. April 2017 @ 10:38
Es wäre ja mehr als seltsam und nicht nachvollziehbar, wenn nach dem Brexit alle Seiten besser dastehen würden. Wie bei jeder Scheidung geht es um Wahrung und Erweiterung (gehabter) Vorteile. Und um Geld. Das GB nach der Trennung mehr haben könnte, wäre widersinnig. Mir scheint, es bildet sich eine Allianz USA – GB, nur diesmal gegen Resteuropa und nicht nur gegen Deutschland. Wenn Schwester Theresa jetzt schon von Verschwörung redet, muss man sich fragen, womit sie das im Zuge der Verhandlungen noch topen will.
Peter Nemschak
29. April 2017 @ 11:10
Ihre Argumentation stützt meine Vermutung, dass bei den BREXIT-Befürwortern nicht ökonomische sondern Identitätsgründe ausschlaggebend gewesen sein mussten („make Britain great again“, was immer die Arbeitslosen und sich ausgegrenzt Fühlenden von Wales und Nordengland darunter verstehen mögen). Ein Wahlsieg der Tories in einigen Wochen würde diese Hypothese stützen.
Peter Nemschak
29. April 2017 @ 10:16
Das Verhalten beider Seiten stärkt die Wahlaussichten der Konservativen („der nationale Schulterschluss im Angesicht der Bedrohung von außen“). Der supranationale Schulterschluss der 27 verbleibenden Mitgliedsländer hat es naturgemäß schwerer, weil das Nationale nach wie vor das Supranationale sticht.