EU reagiert auf Kabel-Störung – aber nicht auf Nordstream-Zerstörung
Die EU hat nach der Beschädigung eines unterirdischen Kabels in der Ostsee die Verhängung von Sanktionen gegen Russlands sogenannte Schattenflotte angedroht. “Wir werden weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, die sich gegen diese Flotte richten”, erklärte die EU-Kommission und die neue EU-Außenbeauftragte Kallas. Die Drohung ist erstaunlich. Denn die Kabel-Störung bei Estlink 2 hatte keine nennenswerte Auswirkungen auf die Stromversorgung. Gegen die russische “Schattenflotte” hatte die EU erst letzte Woche Sanktionen verhängt. Demgegenüber blieb die Zerstörung von Nordstream, für die deutsche Behörden die Ukraine verantwortlich machen, bis heute ohne Konsequenzen; Polen will den Anschlag sogar “begraben”…
Arthur Dent
28. Dezember 2024 @ 13:42
Meine Sonntage mit Sabine Christiansen – da begann um 21:45 Uhr auch immer die Apokalypse in Deutschland. Am Ende der Sendung sah man aber wieder Licht am Ende des Tunnels – durch Senkung der Lohnnebenkosten und “moderate” Lohnerhöhungen. 2023 hat Deutschland einen Exportüberschuss von 210 Mrd. Euro erwirtschaftet.
Auch ohne “Russengas”.
Trotz “Russengas” stiegen aber schon 2021 die Energiepreise für Privathaushalte.
Trotz angeblicher Energieknappheit hat die Ampel-Koalition noch etliche Kraftwerke stillgelegt.
Kleopatra
27. Dezember 2024 @ 23:09
Nord Stream war eine Verbindung mit einem Land, das nach seiner Aggression gegen die Ukraine als Handelspartner nicht mehr in Frage kam. Bzw.: langfristig hätte man eh kein Gas mehr von ihnen kaufen wollen. Die Kabel, die in der letzten Zeit beschädigt wurden, verbinden EU-Mitglieder miteinander. Daher sind sie im Gegensatz zu Nord Stream nicht verzichtbar.
Helmut Höft
28. Dezember 2024 @ 09:43
Nordstream ist für das deutsche Wirtschafts-/Exportmodell unverzichtbar (Ende des Exportismus [der nur „Pseudogewinner“ aber reale Verlierer(!) erzeugt] guxtu hier: https://www.deutschlandfunk.de/aussenhandel-fixierung-politologe-andreas-noelke-fordert-100.html).
Agtessive Handelspartner sind abzulehnen, da stimme ich Dir zu, z.B. USA, GB, F (lakonisch: der Wertewesten®), da schneiden wir uns dann lieber Arme und Beine ab, denn das „Exportismus“-Modell, das schaffen wir nicht ab.
Stef
28. Dezember 2024 @ 15:06
Wer legt das fest? Wer legt gleichzeitig fest, dass wir von Aserbaidschan Gas kaufen können oder von den Saudis Öl? Diese Ihre Festlegung entbehrt nachvollziehbarer Maßstäbe, sie ist m.a.W. willkürlich.
Hinzu kommt die kaum zu überschätzende Bedeutung russischen Gases für Industrie und Energieversorgung im Rahmen der Energiewende. Damit ist der Bezug russischen Gases ein überragendes Interesse Deutschlands und dieses Gewicht dürfte schwer auf diejenigen politischen Kräfte zurückfallen, die das Interesse vernachlässigt haben.
Selbst wenn ich also unterstelle, der Bezug von russischem Gas wäre unmoralisch oder politisch nicht opportun, wäre er doch für unsere Prosperität so bedeutsam, dass zumindest eine demokratische Debatte unter Ausleuchtung der drastischen Tragweite hätte geführt werden müssen, ob wir darauf verzichten wollen. Das Gegenteil war der Fall. Und jetzt nachträglich so zu tun, als wäre diese Bezugsquelle für Primärenergie verzichtbar oder entbehrlich ist weder redlich noch demokratisch.
Kleopatra
28. Dezember 2024 @ 21:16
Schon allein wegen der Mitgliedschaft Deutschlands in der EU sind scharfe Antworten in der Art eines wirtschaftlichen Boykotts gegen einen Staat, der ein mit der EU assoziiertes Land überfällt (zudem, wenn die Aggression letztlich eine Reaktion auf die EU-Assoziierung ist) geboten und unausweichlich. Sentimentale Rücksichten auf den deutschen Atomausstieg sind daher eigentlich vollkommen unangebracht.
Im Übrigen ist Russland seit vielen Jahren ein Gaslieferant, der seine Stellung für politische Erpressungen nutzt. Sie haben Deutschland bis 2022 nur aus opportunistischen Gründen nicht erpresst, weil eine Regierung aus nützlichen Idioten für sie noch besser als eine ist, die sich Erpressungen beugt.
KK
28. Dezember 2024 @ 23:38
@ Kleopatra:
„Im Übrigen ist Russland seit vielen Jahren ein Gaslieferant, der seine Stellung für politische Erpressungen nutzt.“
Falls dem tatsächlich so sein sollte (bezüglich Deutschland verneinen Sie es ja selbst), dann hat er das dann wohl den USA und seinen westlichen Vasallen mit ihren völkerrechtswidrigen Sanktionen aus einer wirtschaftlichen Vormachtstellung heraus gegen weite Teile der Welt, die ja auch nichts anderes sind als Erpressung, abgeschaut…
Stef
29. Dezember 2024 @ 11:35
@Kleopatra: „ Schon allein wegen der Mitgliedschaft Deutschlands in der EU sind scharfe Antworten in der Art eines wirtschaftlichen Boykotts gegen einen Staat, der ein mit der EU assoziiertes Land überfällt (zudem, wenn die Aggression letztlich eine Reaktion auf die EU-Assoziierung ist) geboten und unausweichlich.“
Keineswegs. Das wäre womöglich bei einer Vollmitgliedschaft in der EU zu erwägen. Selbst dann wäre es kein Automatismus, weil immer Ursache und Wirkung betrachtet werden muss.
An beiden Punkten scheitert es in der Ukraine. Die Assoziierung ist bis heute wenig mehr als ein Letter on Intent der Regierungsspitzen. Daraus die Pflicht ableiten zu wollen, dass man aus Solidarität seine wirtschaftlichen Grundlagen zerstören muss, ist auch rein theoretisch weit hergeholt. Und schuldlos ist die Ukraine an den kriegerischen Entwicklungen nur dann, wenn man auf einem Auge blind bleiben will.
Helmut Höft
27. Dezember 2024 @ 11:17
Naja, gerade war’s in den Nachrichten, die Kabelschäden in der Ostsee sind wohl insgesamt mehrere und passieren wohl öfter. Und immer war ein „Schattentanker“ oder ein „Kinese“ in der Nähe. Hm? Wer ist es, der da nicht widerstehen kann? Bis jetzt kann es noch zeitliche Koinzidenz sein, aber dann sollte jetzt Ruhe sein, oder …?
KK
27. Dezember 2024 @ 16:17
Heute gibt es viele „Sender Gleiwitz“, und die befinden sich offenbar alle auf dem Boden der Ostsee… die EUropäischen Uhren ticken wohl unaufhaltsam wieder 05 Uhr 45 entgegen!
Helmut Höft
28. Dezember 2024 @ 09:23
@KK
Ja, das ist das Problem. Bisher vllt. zeitliches Zusammentreffen – es fällt natürlich von Fall zu Fall schwerer dran zu glauben – und dann „Gleiwitz 2.0“? Das Reden von „false flag“-Operationen ist mir, bis jetzt, noch zu nahe am unqualifizierten Geraune. Also? Den/die Kapitäne verhaften und „strengem Verhör“ à la CIA oder FSB unterziehen? Und dann? Xi, Putin et al. verhaften …
Stef
27. Dezember 2024 @ 10:17
Die Nordstream-Sprengung ist aus dem Stoff gemacht, der auch in Jahrzehnten noch für einen Vergeltungskrieg gut ist. M.E. ist 9/11 in Sachen Tragweite eine angemessene Parallele. Die dadurch ausgelösten geostrategischen Verwerfungen sind volkswirtschaftlicher, gesellschaftlicher und bündnispolitischer Natur, gleichermaßen tief wie umfassend. Im Unterschied zu 9/11 tun die Medien hierzulande alles, um die Bedeutung herunterzuspielen, was kaum möglich ist und deshalb von zu Vielen durchschaut wird, um erfolgreich zu sein. Am Ende wird uns die Sache um die Ohren fliegen, weil jede gesellschaftliche und politische Verarbeitung aus Angst vor den Konsequenzen unterbunden wird.
Ich wünsche mir das nicht, im Gegenteil. Wir müssen uns aber damit abfinden, dass eine neue Dolchstoßlegende gärt, die mangels Aufarbeitung immer gefährlicher wird. Je länger dieser Umstand unter dem Deckel gehalten wird, desto katastrophaler kann eine spätere Instrumentalisierung durch politische Kräfte werden.
Unsere Politelite weiß das. Aus Angst vor der unkontrollierbaren Dynamik einer offenen Aufarbeitung hält sie aber mit aller Kraft den Deckel auf dem Dampfkochtopf, unter dessen Boden das Feuer noch lange lodert. Bei uns Bürgern kommt dies am Ende als weitere Repression und weiteres Denkverbot an.
Eines Tages droht eine charismatische politische Figur diese Büchse der Pandora zu öffnen um sich der freiwerdenden Dynamik für die eigenen politische Agenda zu bedienen. Sie wird es dann sehr einfach haben, weil das Establishment dann außer Unterdrückung der Geschichte nichts zu bieten hat.
Oder glaubt hier jemand, dass diese Angelegenheit einfach wieder versandet?
Skyjumper
27. Dezember 2024 @ 23:58
Grundsätzlich dachte ich das auch (einmal). Aber eine Dolchstosslegende muss man nutzen so lange die Wunde brennt. Je mehr Zeit vergeht um so normaler wird der energetische Jetzt-Zustand eingestuft werden. Ich neige daher mittlerweile zu der Auffassung dass die Zeit für unsere Polit-„Elite“ arbeitet.
Und leider ist das auch „gut so“. Denn so wenig ich auch schätze wo unser Pendel derzeit hängt, ein Durchschwingen in die Gegenposition wäre genauso wenig erstrebenswert. Und zur Neutralität sind die Deutschen offenbar nicht fähig.
Stef
28. Dezember 2024 @ 15:08
Ich schätze diese Dynamik ebenfalls nicht und ich fürchte die Konsequenzen. Aber ich glaube, dass sehr viel langsamer Gras über solche Ereignisse wächst, als Sie annehmen. Schauen sie nach 9/11. Allein die Nennung dieser Ziffern beantwortet in den USA und sogar hierzulande noch hundert politische Fragen.
Bernard
27. Dezember 2024 @ 08:48
Die Deutsche Leitkultur der EU hat grosse Wahrnehmungsprobleme.
Helmut Höft
27. Dezember 2024 @ 08:27
Nordstream-Sprengung und Ockhams Rasiermesser: MoA kommt, frei nach Ockham, einer plausiblen Aufklärung der „causa Nordstream-Sprengung“ am nächsten (28.09.22). https://www.moonofalabama.org/2022/09/whodunnit-facts-related-to-the-sabotage-attack-on-the-nord-stream-pipelines.html
Ein gutes Beispiel wie Ockhams Rasiermesser anzuwenden ist liefert MoA ebenfalls in seiner Ergänzung zu Seymour Hersh’s Version: https://www.moonofalabama.org/2023/02/some-small-corrections-to-seymour-hershs-new-nord-stream-revelations.html Da sind halt ein paar Wendungen zuviel drin. Jeder zusätzliche Schlenker, Mitwisser, Mittäter erschwert das Ganze und bringt zusätzliche Unsicherheit. Ergo: Die Lösung mit den wenigsten Variablen ist die wahrscheinlichste.
Zur neuen „Petitesse“ mit dem Kabel muss man nicht mehr sagen, als ebo bereits gesagt hat. Die €U hat erwartungsgemäß reagiert. „Putin! Pfui!“
Guido B.
27. Dezember 2024 @ 08:18
Lauschangriffe und Terroranschläge von Freunden sind immer willkommen.
Unser Superheld und Hahn im Korb Selenski kann sowieso machen, was er will, solange es den Interessen der USA nicht zuwiderläuft.