Die Wut auf die Bürger
Wenn deutsche Medien über Griechenland herfallen, nennt man das eine demokratische Debatte. Wenn aber belgische Bürger über Ceta verhandeln, nennt man das Erpressung oder “Wutdebatte”.
So betitelt jedenfalls SPON einen Beitrag zum aktuellen, verzweifelten Ringen um den Freihandel. Obwohl die Belgier gerade eingelenkt sind, warnen die Hamburger vor einer weiteren “Radikalisierung”.
Noch doller schlägt die angeblich so nachdenkliche “Zeit” drauf. Von dem Widerstand in der Wallonie würden doch nur Putin und Le Pen profitieren, heißt des dort in typischer Kalter-Kriegs-Manier.
Längst gehe es nicht mehr bloß um Ceta oder den Freihandel, so die “Zeit” weiter. “Es geht darum, ob die EU in dem gegenwärtigen geopolitischen Umfeld handlungsfähig ist.”
Ach so, es geht also um Geopolitik. Wer hätte das gedacht, dass Kanada so wichtig ist? Und wer hätte gedacht, dass die Wallonie, also die Region, wo der 1. und 2. Weltkrieg tobten, so weltfremd ist?
Oh weh, was für ein Unsinn. In Wahrheit kommt in diesen Zeilen doch nur die Wut auf die Bürger zum Ausdruck. Wäre ja auch noch schöner, wenn neuerdings auch noch die Belgier mitreden!
Wenn Wallonen oder Griechen diskutieren, ist es eine Wutdebatte. Wenn Deutsche diskutieren, ist es die schiere Rationalität. @varoufakis https://t.co/YGeqGYUUYX
— Eric B. (@LostinEU) October 27, 2016
hlschmid
28. Oktober 2016 @ 16:42
Es wäre längst an der Zeit, die Bürger in ganz Europa um ihre Meinung zur Zukunft Europas zu konsultieren: http://www.our-new-europe.eu macht’s möglich!
Peter Nemschak
28. Oktober 2016 @ 22:18
Die Rücklaufquote der Antworten würde mich interessieren.
S.B.
28. Oktober 2016 @ 09:00
“In Wahrheit kommt in diesen Zeilen doch nur die Wut auf die Bürger zum Ausdruck.”
Ja, dass die Bürger sich immer stärker zu Wort melden und ihre Interessen deutlich zum Ausdruck bringen, passt den “Eliten” und ihren hörigen Sprachrohren in der Mainstream-Presse überhaupt nicht in ihren neoliberalen EU-Projekt-Plan. Schon lange haben die Medien den Pfad des seriösen Journalismus verlassen und sind auf Einheits-Meinungsmache umgeschwenkt. Inzwischen ist es pure Propaganda, Beleidigung und Hetze. Sachliche, objektive Differenzierung ist nur noch selten zu finden; unterteilt wird nur noch nach gut und böse (= Abweichler = rechts) im Sinne der eigenen Ideologie. Wahrlich interessante Zeiten!
Peter Nemschak
28. Oktober 2016 @ 09:26
Hinter der Ideologie verbergen sich handfeste finanzielle Interessen und Begehrlichkeiten.