Der verschwiegene Drohbrief der Bosse
Er kam pünktlich zum EU-Krisengipfel in Bratislava und war an Kanzlerin Merkel adressiert. Doch niemand spricht darüber. Dabei hat es der Brief des amerikanischen “Business Roundtable” in sich.
Denn die Vertreter der größten US-Konzerne starten einen Frontalangriff gegen die EU-Kommission, der nichts Gutes für die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP ahnen lässt.
Es geht – vordergründig – um Apple. Die US-Bosse werfen Brüssel vor, sich über den Rechtsstaat hinwegzusetzen und fordern Merkel (!) auf, die Steuernachzahlung von bis zu 13 Mrd. Euro zu kippen.
Dahinter steht aber der Versuch, die EU von einer fairen Besteuerung und eigenständigen Entscheidungen im Handel abzuhalten. Der gefürchtete Wirtschaftskrieg mit den USA eskaliert.
Bleibt die Frage, wie sich die US-Konzerne wohl verhalten würden, wenn sie ihr TTIP-Abkommen bereits hätten? Hätten sie die EU dann schon im Vorfeld gehindert, gegen Apple vorzugehen?
Vielleicht mit einem Anruf bei Merkel? Die Kanzlerin ist ja, wie man weiß, die größte und unbelehrbarste Anhängerin des umstrittenen Abkommens…
Marco
21. September 2016 @ 12:37
Einigkeit in der EU? Doch nur in Sachen Umsatz- und Gewinnmaximierung. Nehmen wir das Beispiel Volkswagen, warum bezahlt VW die Milliarden-Strafen in den USA? So viel Gewinn kann Volkswagen mit den paar verkauften Porsche, Audis und VWs in den USA in den nächsten 20 Jahren nicht machen. Andererseits möchte man den geringen Marktanteil aber auch nicht dem deutschen bzw. europäischen Wettbewerb überlassen. Darum lässt man lieber europäische Mitarbeiter und Zulieferfirmen bluten, als sich vom Markt der USA zurückzuziehen. Die US-Amerikaner kennen die Verhältnisse auf dem “alten Kontinent”. Darum zahlen europäische Banken auch Millionen- bzw. Milliardenstrafen, weil sie ein paar US-Dollar nach Cuba überwiesen haben. Selbst die Schweizer werfen sich bettelnd auf den Rücken und ließen ihre Bankgeheimnisse schon vor Jahren vom Colorada davonschwemmen.
Aber solange wir noch für das nächste I-Phone Modell Schlange stehen, mit Spannung auf die Vorführungen von Apple warten, um dann frühmorgens einen Kaffee im McCafé zu kaufen und noch schnell etwas googlen, was wir dann bei Amazon bestellen, wird sich daran nichts ändern 😉
Ute Plass
19. September 2016 @ 10:26
“Der verschwiegene Drohbrief der Bosse” macht deutlich, dass die Zeit der kapitalen Freibeuter zu Ende gehen muss !
Peter Nemschak
17. September 2016 @ 11:50
Wenn die EU einig ist, haben die Konzernchefs wenig Chance. Den europäischen Markt mit ihren Produkten zu boykottieren, wäre ein Schnitt ins eigene Fleisch. Es wäre höchst an der Zeit, dass die EU Marktmacht, Betonung auf MACHT, zeigt. Das funktioniert nur gemeinsam, aber es funktioniert, wie Großeinkaufsgemeinschaften, organisiert von Konsumentenorganisationen, beim Einkauf von Strom und Gas zeigen.