Der neue Feind der Nato
Die Nato hat einen neuen Feind: Die „Kriegsmüdigkeit“ bzw. die Sorge, dass der Krieg in der Ukraine verloren gehen könnte. Beide sind im Grunde zwei Seiten derselben Medaille.
Die „Kriegsmüdigkeit“ wurde beim ersten Treffen der alliierten Außenminister im neu gegründeten Nato-Ukraine-Rat in Brüssel wortreich bekämpft.
„Wir werden unsere Unterstützung so lange fortsetzen, wie nötig“, erklärte die Militärallianz. „De facto werden unsere Streitkräfte immer mehr zu einer Nato-Armee“, sagte der ukrainische Chefdiplomat Kuleba.
Von Kriegsmüdigkeit könne keine Rede sein, betonte US-Außenminister Blinken. „Wir müssen und werden die Ukraine weiter unterstützen“. Alle Alliierten hätten sich zur Solidarität mit Kiew bekannt, niemand wolle kneifen.
Doch das ist gar nicht das Problem. Das eigentliche Problem ist, dass die Nato der Ukraine falsche Hoffnungen gemacht hat – und dass diese sich nun langsam in Luft auflösen. Doch das will niemand offen zugeben.
So versprach der britische Ex-Premier Johnson im Mai 2022, der Westen werde der Ukraine zum Sieg über die russischen Besatzer verhelfen. Und Nato-Generalsekretär Stoltenberg erklärte im April 2023, nun stünden genügend westliche Waffen bereit.
Beides war falsch, wie wir heute wissen. Nach anfänglichen Erfolgen gingen die Kämpfe schnell in einen Abnutzungs-, dann in einen Stellungskrieg über. Den aber kann die Ukraine nicht gewinnen, wie die gescheiterte Gegenoffensive zeigt.
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Art Vanderley
5. Dezember 2023 @ 20:13
Will eine der beteiligten Kriegsparteien ein schnelles Kriegsende? So ein Stellvertreterkrieg lenkt gut von inneren Schwierigkeiten ab, die alle Beteiligten haben.
KK
6. Dezember 2023 @ 00:21
Er lenkt ja auch nicht nur gut von den inneren Schwierigkeiten der beteiligten Kriegsparteien ab… noch viel besser lenkt er von den inneren Schwierigkeiten einiger westlicher Staaten ab.
Arthur Dent
1. Dezember 2023 @ 10:41
@Thomas Damrau
Könnte es sein, dass es sich beim “Mann im Sessel” um Bumm-Bumm-Boris II. handelt, Bundestrainer für deutsche Kriegsertüchtigung handelt.
🙂
Thomas Damrau
1. Dezember 2023 @ 12:10
@Arthur Dent
Nicht nur der. Die Anzahl der Schreibtisch-Strategen, die mit großem Pathos von anderen Heldenmut und Opferbereitschaft verlangen, ist Legion.
Thomas Damrau
1. Dezember 2023 @ 07:57
Es ist immer ein sehr schönes Bild, wenn sich Menschen in eleganten Anzügen/Kostümen bei Markus Lanz, Anne Will, NATO-Konferenzen usw. im weich-gepolsterten Fauteuil räckeln, die mit LNG-Gas (möglicherweise über Umwege aus Russland bezogen) erzeugte Wärme geniesen und dann dekretieren:
—- Der ukrainische Soldat möge doch die Zähne zusammenbeißen und sein Leben für die westlichen Werte geben – denn die Gräuel von Butscha müssten um jeden Preis gerächt werden.
—- Die EU-BürgerInnen sollten nicht so herumzicken und für die Wehrhaftigkeit der EU zu Opfern bereit sein (weil ja die Billion und etwas $, die heute in der NATO pro Jahr für Rüstung ausgegeben werden, nicht ausreichen) und nebensächliche Themen wie soziale Absicherung, Wohnraum, Klimaschutz, … mal fromme Wünsche sein lassen.
Es gibt eine sehr schöne Karikatur (die ich leider im Netz auf die Schnelle nicht gefunden habe): Da sitzt ein Mann schlapp mit Bier und Chips im Sessel – links die leeren Bierflaschen, rechts die leeren Chipstüten -. Auf dem Bild rennt ein Fußballspieler, dessen Leistung der Mann im Sessel mit „Lauf, Du fauler Sack“ kommentiert …