Der IWF sieht schwarz

Madame oui et Madame non – wer setzt sich durch?

Die Märkte jubeln, weil der IWF sein Kapital aufstocken will. Die geforderten 500 Mrd. Dollar sollen nämlich im wesentlichen der Euro-“Rettung” auf die Beine helfen. Das klingt gut, ist in Wahrheit aber eine ausgesprochen schlechte Nachricht: Offenbar rechnet man in Washington damit, dass die Eurokrise noch schlimmer wird – und dass die Eurozone es alleine nicht mehr schafft.

Die Kapitalmärkte sind unersättlich. Immer, wenn irgendjemand mehr Geld für notleidende Euroländer ankündigt, machen die Anleger Freudensprünge. Und immer, wenn frisches Kapital verweigert wird, geht es an den Märkten abwärts. Deshalb sorgte der letzte EU-Gipfel, bei dem es keine neuen Hilfen gab, für Enttäuschung. Und deshalb folgt nun auf die IWF-Ankündigung ein Hauch von Optimismus.

Doch die 500 Mrd. Dollar (plus 100 Mrd. Sicherheitspuffer) sind noch längst nicht finanziert. Nur 200 Mrd. Dollar aus Europa sind einigermaßen sicher, wenn London und die Bundesbank mitspielen. Die USA halten sich jedoch ebenso bedeckt wie die Schwellenländer. Die Europäer hätte noch nicht genug getan, um sich selbst zu helfen, heißt ihre nachvollziehbare Begründung.

Doch mehr Geld aus Europa wird es nicht geben – Merkel ist dagegen. Systematisch bürstet sie alle Forderungen nach zusätzlicher Hilfe für notleidende Euroländer ab. Erst gestern hatte sie Italiens Monti eine Abfuhr erteilt (siehe mein Eintrag hier). Das ruft nun den IWF auf den Plan. Seine Chefin Lagarde, eine Französin, möchte offenbar einspringen, um das Schlimmste – einen Zusammenbruch der Eurozone – zu verhindern. 

Ähnlich sieht dies der Blog Mindful Money. Der IWF habe offenbar kein Zutrauen, dass die jüngste Feuerwehraktion der EZB ausreiche:

Mr. Market is currently in a good mood because the ECB has been pretty aggressively lending to banks via its three year LTRO, and the banks can use the proceeds to buy government debt. But if this were true, the IMF would NOT need to fund bailouts in the eurozone. The ECB has the capacity on its own. So Lagarde’s move would seem to say that the IMF does not think the ECB will go the distance, and the IMF will need to step up in a meaningful way

Die Summe, die Lagarde anfordert, hat es in sich. Sie ist nämlich ähnlich hoch wie der künftige ständige Euro-Rettungsmechanismus ESM. Lagarde geht also offenbar davon aus, dass die Krise doppelt so schwer oder lang wird, wie man in Berlin und Brüssel wahrhaben möchte. Eigentlich sollte dies die Märkte deprimieren, zumal heute auch noch die Meldung kam, dass die Eurokrise die Weltkonjunktur bedroht (wiederum laut IWF).

 

Aber, wie gesagt, die Anleger sind unersättlich – und sie klammern sich in ihren Not jeden Strohhalm…

 

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