Das Schwarze Meer rückt (wieder) in den Mittelpunkt
Während die ukrainische Gegen-Offensive stockt, rückt das Schwarze Meer in den Mittelpunkt. Die Ukraine fordert den Schutz der Nato für ihre Getreideexporte an – doch die Allianz zögert.
Das Schwarze Meer war seit je ein wichtiger Schauplatz im Ukraine-Krieg. Schon vor der russischen Invasion hat die Nato dort mit mehreren Manövern Flagge gezeigt – und Moskaus Schwarzmeer-Flotte provoziert.
Nun versucht die Ukraine, die US-geführte Allianz für den Schutz ihrer Getreideexporte einzuspannen und die russische Seeblockade zu brechen. Am Mittwoch wurde eigens der neue Nato-Ukraine-Rat einberufen.
Doch er tagte nur auf niedrigem Niveau – der Botschafter-Ebene. Entscheidungen wurden keine getroffen. Die Nato kündigte lediglich an, angesichts russischer Drohungen gegen zivile Schiffe die Überwachung der Region zu verstärken.
Russlands Handeln berge erhebliche Risiken für die Stabilität des für die Nato strategisch wichtigen Gebiets, ließ Generalsekretär Jens Stoltenberg nach der Sitzung mitteilen. Man werde mehr Drohnen und Seeaufklärer schicken.
Der Ukraine reicht das nicht – sie will Taten sehen. Russlands aggressives Vorgehen, das zunehmend auch auf die Hafenstadt Odessa zielt, bietet einen neuen willkommenen Vorwand, die Nato in den Krieg zu ziehen.
Noch ist es nicht so weit, noch zögert das US-geführte Militärbündnis. Doch sowohl in den USA als auch in Deutschland mehren sich die Stimmen, die einen Nato-Einsatz im Schwarzen Meer fordern.
Da auch die Türkei ihr strategisches Interesse am Schwarzen Meer unterstrichen hat, sind alle Zutaten für eine weitere Eskalation gegeben. Und da die ukrinische Gegenoffensive an Land stockt, könnte die Entscheidung auf See fallen…
Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
P.S. Laut “New York Times” hat im Südosten der Ukraine der bisher größte Einsatz der Gegenoffensive begonnen. “Dies ist der große Test”, heißt es. Präsident Selenskyj spricht sich dabei offenbar mit US-Sicherheitsberater Sullivan ab. Haben die USA die Oberaufsicht?
KK
31. Juli 2023 @ 10:11
@ Annette Hauschild:
Dasgetreideabkommen beinhaltete auch das Zugestaändnis des „Werte“-Westens an Russland, die SWIFT-Sanktionen insoweit zu lockern, dass Russland Agrarprodukte und vor allem Dünger exportieren kann, was wegen der blockierten Zahlungsmöglichkeiten nicht möglich war. Insbesondere Afrikas Selbstversorgungsoptionen leiden unter dem ausbleibenden Dünger aus Russland.
Der Westen hat also – mal wieder, möchte man mit Blick auf Minsk sagen – seinen Teil des Vertrages nicht eingehalten, was aber in den westlichen und vor allem deutschen Medien nicht thematisiert wird. Da muss man schon etwas was tiefer in die Materie einsteigen als nur via tagesschau, heute, SPIEGEL, ZEIT usw., um solche kleinen aber nicht unwichtigen Details mitzubekommen.
Annette Hauschild
30. Juli 2023 @ 20:42
„Auch am Scheitern des Getreideabkommens hat der Westen einen gehörigen Anteil, von dem natürlich in öffentlichen Medien nichts genannt wird.“ Können Sie bitte das etwas weiter ausführen? Was hat der Westen getan bzw nicht getan, weshalb hat Russland das Abkommen für beendet erklärt? Das wäre super. Danke
MarMo
27. Juli 2023 @ 17:11
Der Ukraine reicht nichts – bis sie nicht die NATO aktiv in den Krieg gezogen hat. Das war von der ersten Stunde an Ziel der ukrainischen Regierung.
Die Nordatlantische Allianz hat m. E. im Schwarzen Meer nicht zu suchen. Sie beansprucht die Hoheit über die Ostsee, das Schwarze Meer, auch über das südchinesische Meer – was ist das anderes als imperiales Dominanzgebaren und Hegemonie?
Über aggressives Verhalten Russlands zu lamentieren, geht meiner Meinung nach an den Tatsachen etwas vorbei. Der Westen will keinen Frieden und eskaliert immer weiter! Auch am Scheitern des Getreideabkommens hat er einen gehörigen Anteil, von dem natürlich in öffentlichen Medien nichts genannt wird.
Monika
27. Juli 2023 @ 10:18
Wenn ich mir die aktuellen Besitzverhältnisse von Agrarland in der Ukraine anschaue und den Anteil den westliche Konzerne und west/östliche Oligarchenn am Agrar-Exportgeschäft aus der Ukraine sich bereits “erwirtschaftet” haben durch den Krieg, dann zeigt sich klar, dass nicht die Ukraine ihre “Freiheit verteidigt”, sondern die NATO den Sale ukrainischen Landes und den räuberischen Raubbau westlicher “Interessen” absichert. Der Blutspender Ukraine muss noch ein bisschen “durhhalten”, bis der letzte Deal durch ist.
Ja so sans halt die Wertewestler… Smart und “erfolgreich”. Leider kann ich diese Einschätzung weder als Satire noch als Sarkasmus kennzeichnen.
Katla
27. Juli 2023 @ 10:04
Es deutet alles auf eine nahende Eskalation hin, oder besser: auf eine weitere Steigerung der Eskalation hin. Mit dem Schwarzen Meer geraten auch Donau-Häfen in der Ukraine in den Fokus. Vor 2 oder 3 Tagen hat Russland die ukrainischen Häfen Reni und Ismail bombardiert, nur einige Kilometer von der Grenze des NATO-Mitglieds Rumänien entfern. Ein rumänischer Schiff ist dabei beschädigt worden, Trümmer von Drohnen sind auf rumänischem Staatsgebiet gelandet. Rumänien beschwichtigt (noch), aber es ist wieder mal eine Situation auf Messers Schneide. Irgendwann geht es nicht mehr so glimpflich aus, irgendwann kann auch eine Situation entstehen, in der die NATO einfach reagieren muss.