Angriff aufs EU-Budget, Absage an die Lieferkette & Pistorius gegen Trump
Die Watchlist EUropa vom 22. Mai 2025 – Heute mit News und Updates zum Streit über den nächsten Gemeinschaftshaushalt, zur deutsch-französischen Revolte gegen ein EU-Gesetz und zur Verhandlungstaktik von US-Präsident Trump im Ukraine-Krieg.
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Europa ist in einer schrecklichen Lage. Die Wirtschaft schwächelt, Deutschland wirkt verloren, Frankreich geht es nicht wirklich gut. Dies sagte der amerikanische Star-Ökonom Rogoff Ende Januar. An dieser Krise hat sich seitdem nicht viel geändert.
Nun kommt auch noch eine Budgetkrise hinzu. Im Juli will die EU-Kommission ihren Vorschlag zum Rahmenbudget für die nächsten sieben Jahre ab 2028 vorlegen. Was bisher durchgesickert ist, lässt nichts Gutes ahnen. Es ist ein Angriff auf die Subsidiarität.
Die von-der-Leyen-Behörde will einen neuen Superfonds zur Förderung der “Wettbewerbsfähigkeit” schaffen und die beiden bisher größten Posten, Agrar- und Strukturpolitik, nur noch als ein Art „Zuschuss“ an die EU-Staaten zahlen.
Mehr Kontrolle aus Brüssel
Damit würde sie die Kontrolle über die nationale Budgetpolitik massiv ausweiten. Geld soll nur noch gegen Reformen fließen, die von Brüssel überwacht werden. Als Vorbild gilt ausgerechnet der Corona-Aufbaufonds, der laut EU-Rechnungshof gescheitert ist!
Außerdem verlangt die EU-Kommission neue Eigenmittel. Allein für die Rückzahlung der für den Corona-Fonds aufgenommenen gemeinsamen Schulden würden von 2028 an jährlich 25 bis 30 Mrd. Euro fällig, heißt es in einem Papier, aus dem die “FAZ” zitiert.
Das Geld wird knapp, zugleich will die EU massiv aufrüsten und hunderte Milliarden in Waffen und Munition stecken. Da ist Streit programmiert. Nicht nur die Bauern machen sich Sorgen. Auch europäische Regionen und deutsche Bundesländer sind alarmiert.
Keine Mitsprache der Länder?
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Die Europaminister der Länder organisieren bereits Widerstand. Am Mittwoch traf sich die Europaministerkonferenz in Brüssel. Ihr Chef, der Thüringer CDU-Politiker Stefan Gruhner, warnte vor massiven Kürzungen und einer Zentralisierung der Geldvergabe.
“Das Wichtigste ist, dass wir die Mitsprache der deutschen Bundesländer beim nächsten EU-Haushalt sichern“, sagte Gruhner. Demgegenüber sieht die EU-Kommission nationale Pläne vor, um die Gelder zu verteilen. Die Länder könnten so entmündigt werden.
Kommissionschefin von der Leyen beteuert zwar, sie werde Rücksicht nehmen. Doch ihr Machtanspruch ist unübersehbar. Am Ende könnte sich ihr Parteifreund Merz gezwungen sehen, ein Machtwort zu sprechen – denn auch in seinem Budget wird das Geld knapp…
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P.S. Während man über Millionen für die Bundesländer streitet, wurden am Mittwoch 150 Mrd. Euro für die Aufrüstung bewilligt: Die EU-Staaten haben einen entsprechenden Vorschlag von der Leyens angenommen. Für das sog. SURE-Programm wollen sich die 27 sogar neu verschulden!
News & Updates
- Lieferketten-Gesetz: Macron pflichtet Merz bei. Frankreichs Staatschef Macron unterstützt den Vorstoß des Kanzlers zur Streichung der europäischen Lieferketten-Richtlinie. „Wir sind absolut im Einklang mit Kanzler Merz und anderen Kollegen, noch weiter zu gehen“, sagte Macron. Die Lieferketten-Richtlinie „und einige andere Regulierungen müssen nicht bloß um ein Jahr aufgeschoben, sondern beseitigt werden“. – Dies ist ein Affront gegen EU-Präsidentin von der Leyen – sie hatte das Gesetz vorgeschlagen und zuletzt die Umsetzung aufgeschoben…
- Fünf Abgeordnete wegen Huawei am Pranger. Fünf EU-Abgeordneten droht wegen Korruptionsverdachts im Zusammenhang mit dem chinesischen Unternehmen Huawei der Verlust ihrer Immunität. Parlamentspräsidentin Metsola sagte, sie habe den Antrag der zuständigen Behörden in Belgien zur Aufhebung der parlamentarischen Immunität erhalten – also des Schutzes der Abgeordneten vor Strafverfolgung. Der Antrag werde an den Rechtsausschuss verwiesen. – Die Affäre ist mysteriös, Beweise sind Mangelware…
- EU macht Kehrtwende in der Israelpolitik: Brüssel will das Kooperationsabkommen mit Israel prüfen – angesichts der Notlage in Gaza. Die Bundesregierung wirkt zunehmend isoliert. – Mein Beitrag für die taz. Siehe auch Die deutsche “Führung” scheitert schon beim ersten Test – P.S. Bei einer Mission im Westjordanland haben israelische Soldaten Schüsse auf EU-Diplomaten abgefeuert. Angeblich waren es nur Warnschüsse. Dennoch wirkt der Vorfall wie eine Antwort auf die neue EU-Politik…
Das Letzte
Pistorius weiß alles besser. Letzte Hoffnung Trump – so haben wir die (neue) Haltung der EUropäer im Ringen um die Ukraine beschrieben. Doch einer weiß alles besser, sogar besser als Trump: der deutsche Kriegs- – pardon – Verteidigungsminister Pistorius. “Er hat einfach die Verhandlungssituation mit Wladimir Putin nicht richtig eingeschätzt”, sagt der SPD-Politiker. So habe Trump eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine frühzeitig vom Tisch genommen und Gebietsansprüche Russlands akzeptiert. “Das macht man ja eigentlich nicht, bevor man in die Verhandlungen geht.” – Soso, das macht man nicht? Was macht man denn dann nach drei Jahren Krieg, den die Ukraine de facto verloren hat? Unrealistische Forderungen stellen und die Ukrainer bis zum letzten Mann weiterkämpfen lassen? Das ist es offenbar, was Pistorius will. Dabei sollte ein Kriegs- – pardon – Verteidigungsminister doch eigentlich wissen, wie ernst die Lage an der Front ist. Selbst die USA konnten das Ruder nicht herumreißen, auch Ex-Präsident Biden hat nur auf Zeit gespielt...
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european
22. Mai 2025 @ 09:40
Immer wenn ein Machtvakuum entsteht, findet sich jemand, der das fuer sich nutzt.
Die Laender wissen einfach nicht, was sie tun sollen. Gestern las man in der WELT von bevorstehenden Entlassungswellen. Gleichzeitig liest man von Merz, dass die Deutschen nun alle mehr arbeiten sollen. Da kommt man ins Gruebeln. Weiterhin sehen die Wirtschaftsweisen ihr Heil in weiteren Kuerzungen, natuerlich nicht bei Beamten- oder Politikerpensionen, nein bei der Pflegeversicherung und die Rente ist ihnen sowieso ein Dorn im Auge.
Der Analyst Acemaxx, ein Schweizer Banker, der sich auch gern auf Flassbeck bezieht, hat in seinem aktuellen Substack Blog dieses Dilemma sehr einleuchtend zusammengefasst. “Germany: More work for what reward?
https://acemaxxanalytics.substack.com/p/germany-more-work-more-productivity
Knackig, praezise, lesenswert und er kommt zu folgendem Schluss:
“In Germany, stagnating real wages have undermined the traditional social contract. Workers are expected to do more, produce more, and remain flexible, but the economic gains are not shared evenly.”
Was fuer eine bahnbrechende Erkenntnis fuer die deutsche Politik: Eine produzierende Wirtschaft braucht zahlungskraeftige Kunden. Ja, isses denn moeglich? 😉
Daraus folgt auch: Nichtsverdiener zahlen auch nichts in die Sozialkassen ein und brauchen im Alter Zuschuesse vom Staat. Nur mal fuer die, die dauernd plaerren, dass WIR uns die Renten nicht mehr leisten koennen und deshalb Einwanderung brauchen. Mal abgesehen von den vielen versicherungsfremden Leistungen der RV.
Und nur noch zur Erinnerung, damit das nicht vergessen wird. Die EU genehmigte sich 7 Gehaltserhoehungen in 3 Jahren und hat gerade ihr Spesenbudget um satte 38 Prozent erhoeht. Dazu fallen mir ganz boese und absolut nicht damenhafte Worte ein.
Guido B.
22. Mai 2025 @ 11:03
Tja, wenn das sauer verdiente Geld der deutschen Leistungsträger endlos in den Failed State Ukraine und in die “stärkste Armee Europas” fließen muss, dann muss die weise Regierung halt das Armuts- und Prekariatswachstum zur Staatsräson erklären.
Guido B.
22. Mai 2025 @ 08:33
Die US-Administration hat gemerkt, dass es besser ist, mit der größten Atommacht der Erde und ihrem Präsidenten zu reden und irgendwie zusammenzuarbeiten. Merz, Pistorius und Wadephul haben das noch nicht gemerkt. Sie reden lieber drei Mal täglich mit einem Failed State und seinem halluzinierenden Prädidentendarsteller, der 24 Stunden am Tag auf Betteltour ist und unverschämte Forderungen am Fließband produziert.
Es wäre für Deutschland und EUropa besser, gute Geschäfte mit Trump und Putin und Xi Jinping zu machen. Selenski ist eine Garantie für bodenlose Verlustgeschäfte. Wo bleibt der Geschäftssinn der Deutschen?