Tsipras lässt sich vorführen
Langsam wird das griechische Schuldendrama zur Farce. Obwohl Premier Tsipras den Gläubigern schon bis zur Schmerzgrenze entgegengekommen ist, zitieren sie ihn heute nochmal nach Brüssel – sogar vor dem Treffen der Eurogruppe.
Offenbar fordert der IWF weitere Einschnitte. Wie diverse Medien berichten, ist sich IWF-Chefin Lagarde deswegen schon mit Kommissionschef Juncker in die Haare geraten.
Wenn ich Tsipras wäre, würde ich mich nicht bewegen, solange der Streit der Gläubiger nicht beigelegt ist und diese keinen Plan zur Umschuldung vorgelegt haben. Das ist nämlich der Knackpunkt.
Stattdessen lässt er sich von allen vorführen: So fordern Berlin und Wien nun auch noch, dass das griechische Parlament bereits am Wochenende alle Spardiktate abnicken soll… – Mehr zu Griechenland hier
Update: Nun lehnen die Troikaner die griechischen Vorschläge auch noch ab. Tsipras dürfte ganz schön sauer sein, dass er sich auf den Weg nach Brüssel gemacht hat..
Andres Müller
24. Juni 2015 @ 22:48
@Baer, seit George Soros seine transatlantischen Denkfarbriken gegen Syriza aufhetzt, bin ich mir nicht mehr so sicher welche Ziele die einflussreichsten Kräfte nun verfolgen.
Es gibt Strategen die glauben das GR irgendwann sowiso nicht mehr zurück zahlen kann. In diesem Fall wird ausgerechnet das ein Scheitern am Besten unter Syriza platziert werden müsste, da man aus Tsipras und Leuten wie Varoufakis die besten Schuldenböcke fabrizieren kann. Falls man glaubt das es sowiso irgendwann scheitert, wäre der Augenblick jetzt vielleicht günstiger als dann später in einigen Monaten.
ebo
24. Juni 2015 @ 23:07
Es gibt auch die Theorie, dass die Gläubiger auf ein Scheitern von Tsipras setzen, um dann eine willfährige Regierung zu installieren. Rein zufällig waren heute auch Oppositionspolitiker in Brüssel; einer wurde sogar von der EU-Kommission empfangen!
Baer
24. Juni 2015 @ 15:06
Die einzigen Institutionen, die irgend etwas zu bestimmen haben , aber nur sehr selten in diesem Zusammenhang erwähnt werden sind die USA. Allein aus geostrategischen Aspekten wird Amerika alles unternehmen, damit Griechenland in der EU bzw. Eurozone bleibt. Nicht anderes ist von Bedeutung .
Ich kann nicht verstehen, warum dieser Aspekt hier nicht intensiver diskutiert wird.
Vergessen wir Merkel, Schäuble, Juncker etc.
Erbse
24. Juni 2015 @ 12:59
Vielleicht droht man Tsipras im Hinterzimmer mit ner farbigen Revolution….
GS
24. Juni 2015 @ 12:02
Tsipras hat wohl bekundet, dass die Gläubiger das letzte griechische Angebot abgelehnt haben. Börsen schmieren auch gleich ab.
ebo
24. Juni 2015 @ 12:09
Ja, hab ich gerade gehört, die übliche Demütigungs-Taktik. Jetzt fehlt nur noch der Würgegriff der EZB.
Nemschak
24. Juni 2015 @ 10:13
Nochmals: derzeit ist das Thema Umschuldung wirtschaftlich nicht akut, vielmehr ein zeitlich für Griechenland (selbst)bindender Umsetzungsplan für Reformen. Wenn der Plan entsprechend umgesetzt wird, kann über Schuldenstreckung bzw. -teilerlass verhandelt werden. Durch diese Vorgangsweise kann Vertrauen zwischen den Parteien aufgebaut werden, das jahrelang gefehlt hat.
ebo
24. Juni 2015 @ 10:23
Nochmals: Umschuldung ist absolut akut. Es geht darum, die Schulden von IWF und EZB auf den ESM zu übertragen, um Griechenland Luft zu verschaffen. andernfalls geht die ganze “Hilfe” sofort im Schuldendienst verloren, und dann kommt der neue Sparhammer, über den die Eurogruppe heute verhandelt…