Let’s talk about capitalism
Nach der Trump-Wahl werden viele Krokodilstränen vergossen. Der Populismus sei schuld, heißt die wohlfeile Klage. Das Internet sei auch schuld, fügt mancher hinzu. Think twice, möchte man ihnen zurufen.
Denn zuallererst sollte man über den US-Kapitalismus und dessen aktuelle, neoliberale und globale Ausprägung nachdenken. Er hat Trump hervorgebracht – und dessen reaktionäre Reflexe.
Das ist an sich nichts Neues. „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“, wußte schon Horkheimer, der den Aufstieg der Nazis analysierte.
Neu ist allerdings, dass das Hauptland des Kapitalismus selbst seine Feinde produziert, die gegen grenzenlosen Freihandel, unkontrollierte Einwanderung und neoliberales Laissez-faire aufbegehren.
Neu ist auch, dass ausgerechnet ein Super-Kapitalist wie Trump zu ihrem Idol wird. Damit übernimmt ein amerikanischer Oligarch die Macht, fast wie in Russland und in der Ukraine.
Das lässt noch manch lustige Kapriole erwarten. Er wird doch nicht den Ast absägen, auf dem er sitzt, oder?
P.S. Trump’s Triumph ist auch eine schwere Niederlage der Linken. Sie wäre mit Sanders besser gefahren als mit Clinton, hat sich aber nicht durchsetzen können. Why ?
S.B.
9. November 2016 @ 15:08
„Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“,…
Ob sich diese Aussage in Bezug auf den Sozialismus anders verhält?
Im Übrigen: Lassen wir doch Trump erst einmal machen. Wie es um die USA bestellt ist und welchen Weg die Menschen dort gehen wollen, wissen die Wähler dort am besten. Immerhin habe ich mit Trump wesentlich weniger Angst vor einer Eskalation mit dem “Aggressor” ( 😉 ) Russland, als wenn Clinton die Wahl gewonnen hätte.
BTW: Stiefmutti Merkel, die als grüne Sozialistin mit Trump völlig auf dem falschen Fuß erwischt wurde, wird nun auch noch extrem anmaßend: “…Sie bietet Donald Trump die Zusammenarbeit an – wenn der die “gemeinsamen Werte” achte…”
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-reagiert-auf-wahlsieg-von-donald-trump-a-1120489.html
Als ob Merkel auch nur irgendwelche Bedingungen stellen könnte. Da kommt der ganze Frust raus, dass sie nicht mit Killary allerbeste Freundinnen spielen darf.
alex
9. November 2016 @ 14:43
“.S. Trump’s Triumph ist auch eine schwere Niederlage der Linken. Sie wäre mit Sanders besser gefahren als mit Clinton, hat sich aber nicht durchsetzen können. Why ? ”
Nein Ebo, da irrst du dich.
Es war keine Niederlage sondern frei nach Hamlet “Foul Play”.
Spätestens seit den veröffentlichten Wiklileaks-Dokumenten ist klar, das die Primaries der Demokratein manipuliert wurden um Sanders zu verhindern und Clinton (aber auch Trump) zu “pushen”.
hyperlokal
9. November 2016 @ 18:08
… die Primaries der Demokraten manipuliert .. Also fast hätte sich auch bei den Demokraten das Anti-Establishment durchgesetzt. …
Daran erkennt man, wie dünn die Schicht der Eliten wirklich ist. Es sind ja tatsächlich nur die oberen 10 Prozent der Gesellschaft, zählt man die Subeliten (und dazu gehören auch unsere Medien-Protagonisten) dazu,
Allerdings wird durch Trump nur eine unangenehme Elite durch eine andere ausgetauscht.
Der Wert dieser Wahl liegt darin, dass deutlich wird, dass die Eliten nicht so fest im Sattel sitzen, wie sie und wir (!) geglaubt haben!
Wir müssen hier in Europa nur den richtigen (entchauvinisierten) Dreh finden, die Besitzstands-Eliten hinwegzufegen.
kaush
9. November 2016 @ 14:05
“Damit übernimmt ein amerikanischer Oligarch die Macht, fast wie in Russland und in der Ukraine.”
Bezogen auf Russland ist das doch nun wirklich schlicht die Unwahrheit.
Genau andersherum wird ein Schuh daraus: Putin hat die Übernahme Russlands durch Oligarchen, und damit den Ausverkauf Russlands, verhindert. Sehr zum ärger amerikanischer Ölfirmen.
Auch sonst fällt es mir schwer, die in den MSM herbei phantasierten Parallelen zwischen Putin und Trump zu erkennen.
Sorry, aber unterschiedlicher als die Biographien dieser beiden, geht es doch kaum.
Ich glaube, dass diese Einschätzung von Egon W. Kreutzer (bezüglich Trump) zutreffen könnte.
http://www.egon-w-kreutzer.de/003/tk161109.html
Ich hätte nichts dagegen.
Peter Nemschak
9. November 2016 @ 12:23
Die Mehrheit der amerikanischen Wähler wünscht sich den “amerikanischen Traum” zurück: eine Perspektive für die Fleißigen und Tüchtigen – Wiederherstellung der Chancen auf Aufwärtsmobilität. Umverteilen durch den Staat liegt nicht in der amerikanischen Mentalität und Tradition. Dafür ist das Charity- und lokale Communitydenken viel ausgeprägter als bei uns; eine andere Art von Sozialkapital. Deshalb tun sich die Linken in den USA schwer.