Geheimabsprache gegen Tsipras
Vier Tage nach der Eurogruppe zu Griechenland sind in Brüssel pikante Details durchgesickert. Offenbar haben Finanzminister Schäuble, Premier Samaras und die EU-Kommission eine geheime Absprache.
Der Deal geht wie folgt: Samaras willigt in eine zweimonatige “freiwillige” Verlängerung des Troika-Programms ein (ursprünglich wollte der Premier die “Men in Black” ein für allemal loswerden).
Im Gegenzug hilft die EU bei vorgezogenen Präsidentschaftswahlen – und schickt den früheren EU-Kommissar Dimas ins Rennen. Das Ganze hat das Ziel, den Linkenführer Tsipras zu isolieren.
Der ehemalige Europawahl-Kandidat hofft nämlich auf einer Niederlage der Regierung in Athen – und vorgezogene Neuwahlen. In den Meinungsumfragen liegt Tsipras’ Partei Syriza derzeit vorn.
Dass es diese Absprache gibt, hat Schäuble selbst angedeutet. Zitat dpa:
Nicht jeder sei von der Ankündigung völlig überrascht worden, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Brüssel nach Beratungen mit seinen europäischen Amtskollegen. “Jetzt ist es öffentlich, und möglicherweise ist es eine gute Entscheidung”, so Schäuble.
Leider ging der Schuss, der Griechenland helfen sollte, total nach hinten los: Am Tag nach dem EU-Deal erlebte die Börse in Athen den schwärzesten Tag ihrer Geschichte. Die Krise ist zurück, vielleicht schlimmer denn je. – Mehr hier
Nemschak
12. Dezember 2014 @ 17:44
Was hätte die EU sinnvollerweise für Griechenland tun können? Aus Griechenland einen Dauersubventionsempfäger machen? Griechenland hatte nach Einführung des Euro eine Scheinblüte !
Nemschak
12. Dezember 2014 @ 15:55
Die entscheidende Frage ist doch, ob es gelingt Tsipras zu verhindern. Dass die Märkte in Griechenland wieder einmal heftig reagiert haben, zeigt, dass Griechenland noch einige Zeit die ungeliebte Troika brauchen wird, um seine Wirtschaft auf solide Beine zu stellen. Der interne Anpassungsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Spätestens zum Zeitpunkt, wenn die Eurozinsen wieder zu steigen beginnen, hätten sich die Investoren ohnehin zurückgezogen. Institutionelle Anleger, die gezwungen sind, einen Großteil ihrer Mittel in Staatsanleihen der Euroländer zu investieren und dabei etwas Rendite zu machen, kommen angesichts des extrem niederen Zinsniveau an Griechenland derzeit nur schwer vorbei, da spanische und italienische Staatsanleihen bereits zu teuer geworden sind. Eine Machtübernahme durch Tsipras würde die schmerzhaften Reformen zunichte machen. Was Griechenland braucht, ist einerseits die weitere Fortsetzung des Sanierungsprogramms andererseits die Bereitschaft der Gläubiger nach Abschluss der Reformen auf einen Großteil ihrer Forderungen zu verzichten. Wer jetzt in griechische Anleihen investiert, tut dies unter der sich wahrscheinlich als falsch herausstellenden Annahme, dass die EU das griechische Rad ewig vor sich her rollen kann.
ebo
12. Dezember 2014 @ 16:40
Nein, nicht Tsipras ist das Problem, sondern die verfehlte Troika-Politik in Griechenland. Juncker hatte übrigens versprochen, die Troika abzuschaffen und die Politik zu ändern. Stattdessen schmiedet er nun eine Intrige gegen seinen ehemaligen Rivalen bei der Europawahl, den er gut kennt…
DerDicke
15. Dezember 2014 @ 11:15
Das Problem ist einzig und allein die gemeinsame Währung, die unter Dauerrettungsstreß steht.
Hätten die die Drachme könnte es uns Furzegal sein wer “da unten” das sagen hat. Bei einem fallenden Wechselkurs könnte man sich dann höchstens überlegen, ob man nicht mal in Griechenland urlauben möchte. Und denen “da unten” könnte Brüssel gepflegt am Ar… vorbei gehen. Eine klassische Win-Win Situation.