Wo Grenell Recht hat
Der amerikanische Botschafter Grenell macht sich unbeliebt in Deutschland. Er benehme sich „nicht wie ein Diplomat, sondern wie ein rechtsextremer Kolonialoffizier“, schimpft Ex-Kanzlerkandidat Schulz (SPD). Dabei trifft Grenell einen (wunden) Punkt.
Denn es ist ja richtig, dass „die Konservativen“, wie er sie nennt, in ganz EUropa Rückenwind verspüren. Die neue rechtslastige Regierung in Italien ist nur die Spitze des wachsenden Eisbergs.
Auch in Polen, Ungarn und auf dem Balkan sind Populisten, Nationalisten und EU-Gegner auf dem Vormarsch. Sie geben sich als „Anti-System“-Parteien, wobei mit dem „System“ die Eliten gemeint sind.
Bisher waren die nationalen Eliten ein relativ stabiles Bündnis mit den EU-Eliten eingegangen. Das ging so lange gut, wie die EU (fast) überall für wachsenden Wohlstand, Frieden und Sicherheit sorgte.
Doch seit den Finanz-, Euro- und Flüchtlingskrisen der letzten zehn Jahre kann die EU nicht mehr „liefern“. Das europäische „System“ wird vielfach nicht mehr als Befreiung, sondern als Korsett empfunden.
Und so lösen sich die nationalen Eliten von der EU, oder das Volk löst sich von den nationalen Eliten. Mit Konservatismus hat das wenig zu tun, eher schon mit Neoliberalismus und dem europäischen Demokratie-„Defizit“.
Bei der Europawahl 2019 könnte die (leider verdiente) Quittung kommen. Schon bei der letzten Wahl 2014 haben Populisten, Nationalisten und EU-Gegner zugelegt, der „Spitzenkandidat“ Schulz hat verloren.
Vielleicht reagiert der SPD-Mann deshalb jetzt so heftig auf Grenell – dabei ist der undiplomatische US-Diplomat doch nur ein Symptom, nicht die Ursache! Wer sich (zu Recht) über ihn aufregt, sollte auch die EU-Politik ändern…
…und endlich auch mal die USA vor Einmischung in die inneren Angelegenheiten Deutschlands und EUropas warnen. Nicht nur Russlands Putin fördert die „Konservativen“, sondern auch (und zunehmend) US-Präsident Trump…
Otto H
6. Juni 2018 @ 08:31
Bravo, Martin Schulz.
Haetten Sie als Bundeskanzler auch den Schneid gehabt, seine erhabene Hoheit,
den US-Gesandten Grenell, zu kritisieren ? Ich glaube es nicht.
wolfgang fubel
5. Juni 2018 @ 14:45
Das Uns das nun ausgerechnet ein Amerikaner sagen muß. Nun so Unrecht hat Er damit nicht. Das Er damit aber bei den „Gutmenschen“ einen Geistig Epileptischen Anfall aus gelöst hat ,das wahr Ihm nicht bewußt. Das Das Problem der Flüchtlingsströme auch ,und überwiegend von den Amerikanern ausgelöst wurde, das scheint den Herrn Grenell nicht bewusst zu sein. Er sollte zurück in seine Heimat und helfen die Dortigen Probleme zu lösen anstatt mit Oberlehrerhafen Zeigefinger Uns Europäer zu belehren.
Peter Nemschak
6. Juni 2018 @ 11:05
Dass die Flüchtlings-/Migrantenströme überwiegend von den Amerikanern ausgelöst wurden ist zumindest diskussionswürdig. Die Gründe sind vielfältig. Monokausale Erklärungen helfen nicht weiter.