Wie sehen die Friedenspläne der EU und der Ukraine aus?

Der Friedensplan von US-Präsident Trump hat Empörung ausgelöst. Von Kapitulation und Diktatfrieden ist die Rede. Doch was ist die Alternative – was schlagen die EU und die Ukraine vor? Ein Blick hinter die Kulissen.

Die EU hat gar keinen Friedensplan. Die dafür eigentlich zuständige Außenbeauftragte Kallas hielt es nicht für nötig, eigene Vorschläge vorzulegen – sie kapriziert sich auf (un-)diplomatische Maßnahmen gegen Russland.

Auf Nachfrage erklärte die EU-Kommission, dass sie zwar für Frieden sei. Die Verhandlungen müsse die Ukraine jedoch selbst und aus einer “Position der Stärke” führen. Deshalb stelle die EU Geld und Waffen bereit.

Von eigenen Verhandlungsbemühungen ist in Brüssel keine Rede. An den laufenden US-Gesprächen sind nur Deutschland und Frankreich beteiligt – indirekt, über Kontakte nach Kiew und Washington.

Berlin und Paris haben bei den letzten Treffen mit den Amerikanern “rote Linien” definiert, etwa zur Krim. Noch-Kanzler Scholz erklärte zudem, die Ukraine müsse nach einem Waffenstillstand über eine schlagfähige Armee verfügen.

Doch schon über die Frage von europäischen Friedenstruppen für die Nachkriegszeit liegen Berlin und Paris über kreuz. Präsident Macron hat eine “Koalition der Willigen” gebildet, Scholz gehört zu den Unwilligen.

Einige EU-Länder – vor allem Balten und Nordeuropäer – wollen den Krieg bis zum “Sieg” der Ukraine weiterführen – “as long as it takes”, wie es in Gipfelbeschlüssen heißt. Auch deshalb spielt die EU beim Frieden keine Rolle.

Die Wünsche der Ukraine

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Die Ukraine hat mehrere Pläne vorgelegt. Jahrelang berief man sich auf die “Friedensformel” von Selenskyj – doch das war kaum mehr als ein Wunschkatalog. Ein “Friedensgipfel” in der Schweiz brachte keine Fortschritte.

Vor der US-Präsidentschaftswahl Ende 2024 präsentierte Selenskyj dann einen “Siegesplan”, der u.a. den Blitz-Beitritt in die Nato vorsah. Da wollte aber nicht ‘mal Ex-Präsident Biden mitmachen.

Zuletzt wurde die ukrainische Position unscharf. Mal hieß es, man sei zur Abtretung von besetzten Gebieten bereit, mal wurde dies dementiert. Selenskyj erklärte, die Krim sei nicht verhandelbar.

Streit über Garantien

Zuletzt hieß es in Kiew, vor einem Friedensschluss müsse Russland einen 30tägigen Waffenstillstand einhalten. Außerdem müsse es Reparationen geben, etwa aus dem in der EU eingefrorenen Vermögen.

Die Ukraine sei bereit zu Verhandlungen, aber nicht zur Kapitulation, erklärte Vizeregierungschefin Swyrydenko. Kiew wolle Sicherheitsgarantien, ein als Frieden getarnter “frozen conflict” sei nicht akzeptabel.

Allerdings sind die USA offenbar nicht bereit, Garantien zu geben. Und die EUropäer sind darüber zerstritten – siehe oben. Selbst die “Willigen” wollen nicht mitmachen, wenn die USA ihnen nicht den Rücken freihalten.

Und so hängt man weiter am Rockzipfel von Trump…

Siehe auch Offener Streit um das “letzte Angebot” und unseren Update hier. Mehr zum Krieg um die Ukraine hier

P.S. Die Ukraine und einige europäische Staaten haben bei ihrem letzten Treffen in London einen Gegenvorschlag zum Friedensplan der USA vorgelegt. Er nimmt viele Forderungen aus Kiew auf – Waffenstillstand, Sicherheitsgarantien, EU-Beitritt etc. Allerdings soll sich die USA an den Garantien beteiligen, was US-Präsident Trump ausgeschlossen hat. Territoriale Fragen sollen erst nach einem vollständigen und bedingungslosen Waffenstillstand besprochen und gelöst werden – vermutlich ein No-Go für Russland. Einen eigenen EU-Vorschlag sucht man weiter vergebens…