Wie geht es weiter in Griechenland?

Ist der “Grexit” wieder wahrscheinlicher geworden? Und was soll eigentlich die Troika in Athen machen? Die letzte Sitzung der Eurogruppe hat viele Fragen aufgeworfen, aber keine Lösungen geliefert.

Nun kommt die Troika also wieder nach Athen – genau wie die Frage, was sie eigentlich machen kann und darf. Prüft sie nur die Zahlen, wie Finanzminister Varoufakis nach dem Treffen behauptet?

Oder überwacht sie auch die Umsetzung von Reformen, wie dies Eurogruppenchef Dijsselbloem fordert? Und wird sie sich wieder in Details einmischen und die Politik diktieren, wie dies noch unter der letzten, konservativen Regierung der Fall war?

Für den deutschen Finanzminister Schäuble ist der Fall klar: Es soll alles weitergehen wie gehabt. Die Troika werde gemeinsam nach Athen reisen und alles prüfen, so Schäuble: „Das ist so“.

Zudem müssten alle vereinbarten Reformen umgesetzt werden. „Bevor das nicht stattfindet, passiert gar nichts“, gab sich Schäuble wie gewohnt hart. Es sei schon genug Zeit verschwendet worden.

Griff in die Rentenkasse

Doch Premier Tsipras und Varoufakis brauchen schnell Hilfe. Von Kommissionschef Juncker können sie die nicht mehr erwarten. Nach einem Ukas aus Berlin hat Juncker nämlich klargestellt, dass nicht er, sondern die Eurogruppe über mögliche Finanzhilfen entscheide.

Die Linkspolitiker in Athen stehen deshalb nun vor der schmerzlichen Wahl, entweder auch die restlichen Wahlversprechen über Bord zu werfen, oder in die griechische Rentenkasse zu greifen und andere Notreserven anzuzapfen.

Doch selbst das könnte am Ende nicht mehr reichen, um den drohenden Zahlungsausfall und den Rauswurf aus dem Euro („Grexit“) zu verhindern.

Grexit ist wahrscheinlicher geworden

Die Eurogruppe hat die Regierung in die Enge getrieben –  erst finanziell, nun auch politisch. Nur eine Frage ist noch offen: Wird sie es auf den Ernstfall ankommen lassen?

„Einen Grexit wird es niemals geben“, schwört Kommissionschef Juncker. Doch sein Wort zählt nicht mehr viel in Brüssel. Und Tsipras und Varoufakis glaubt ohehin kaum noch jemand. Jedenfalls nicht in der Eurogruppe.

Fazit: Der “Grexit” ist wahrscheinlicher geworden. Nach meiner Schätzung liegt die Wahrscheinlichkeit nun sogar über 50 Prozent – höher denn je seit dem Machtwechsel in Athen…

Details zu den griechischen Zahlungsverpflichtungen (mit Terminen!) finden sich hier