Krise, “Putsch” und Hilfe aus Brüssel: Was ist in Moldawien los?
Der Präsident ist “vorübergehend” entmachtet, das Parlament aufgelöst, im September soll es Neuwahlen geben: Die Nachrichten aus Moldawien klingen alarmierend. Ist es nur die dort “übliche” Krise – oder steckt mehr dahinter?
Aus den dürren Nachrichten, die uns aus Chisinau erreichen, lässt sich das nicht ablesen. Die “Tagesschau” begnügt sich mit dem Hinweis auf “eine Art Dauerkrise”. Im “Deutschlandfunk” erfährt man immerhin, dass Moldawien “vom Hoffnungsträge zum Sorgenkind” der EU geworden sei.
Der EU? Ja, denn der ärmste und wohl auch korrupteste Staat Europas ist Teil der Östlichen Partnerschaft, die gerade ihren 10. Geburtstag gefeiert hat. Doch wie den meisten beteiligten Staaten hat die Hinwendung zur EU auch Moldawien nicht viel gebracht. Zitat “DLF”:
Der Absturz begann mit dem „Diebstahl der Milliarde“ 2015: Über eine Milliarde US-Dollar verschwand von moldauischen Bankkonten. Damals gingen drei moldauische Banken Pleite, die frisch gewählte EU-freundliche Regierung stürzte, die Wirtschaftskrise zwang hunderttausende Bürger zum Arbeiten ins Ausland.
Quelle: DLF
Seither ringen pro-russische und pro-europäische Politiker um die Macht. Und nun kommt’s: Nur wenige Tage vor den undurchsichtigen Ereignissen dieses Wochenendes ist der Machtkampf eskaliert. Moldawien sei “plötzlich interessant” geworden, schreibt “EurActiv”.
Die EU, USA und Russland schickten Vertreter in das Land, berichtet der EU-Insiderdienst – aus Brüssel kam sogar Erweiterungskommissar Johannes Hahn. Doch auf der Website des Österreichers findet sich von dem Besuch keine Spur. Was seither passiert ist, liegt ebenfalls im Dunkeln.
I am in #Moldova today, to meet t main parties, Pdt @dodon_igor & PM @filip_pavel. Crucial that t country stays on t path of reforms, #democracy & #ruleoflaw. An open, democratic climate & independent judiciary r vital, as is the full implementation of t Asso Agreement w the EU. pic.twitter.com/6CcRIVQA5Q
— Johannes Hahn (@JHahnEU) June 3, 2019
Immerhin hat “EurActiv” eine Ahnung: Grund für das plötzliche Interesse an Moldawien sei “die Sorge, die neue Regierung des Landes könnte sich zukünftig verstärkt in Richtung Russland orientieren.” Denn auch Moskau schickte einen Emissär.
Der besuchte den moldawischen Präsidenten (und engem Verbündeten Russlands) Igor Dodon – also genau jenen Mann, dem nun von einem Gericht “vorübergehend Vollmachten entzogen” wurden, wie die “Tagesschau” berichtet. Auch die USA mischten sich ein.
Die undurchsichtigen Vorgänge sollen angeblich dazu dienen, einen ungeliebten Oligarchen zu entmachten und die Korruption zu bekämpfen. Doch zunächst stiften sie Verwirrung; sogar von einem “Putsch” ist die Rede.
Doch für die EU ist alles in Ordnung – sie hat die neue Regierung bereits anerkannt. Sie sei “demokratisch legitim”, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Die Eile überrascht; fast könnte man meinen, die jüngste Wendung sei mit Brüssel abgesprochen…
#Moldova: #EU stands ready to work with the democratically legitimate government, on the basis of a mutual commitment to reforms and to the core principles enshrined in our #Association #Agreement”. ▶️Read my joint statement with HRVP @FedericaMog: https://t.co/A7FbareNpJ
— Johannes Hahn (@JHahnEU) June 9, 2019
Siehe auch “EU spaltet auch Moldawien“
Fritz - Ulrich Hein
10. Juni 2019 @ 12:36
Es erinnert an die Ukraine, entferntest an Venezuela, künftig an die Türkei, Italien, Polen und Ungarn. Wo keine leninistische Gedanken entstehen, fürchtet man den Machterhalt der EU-Diktatur.
Holly01
10. Juni 2019 @ 10:43
Kleiner Tip:
https://www.google.de/maps/place/Moldawien/@46.366946,29.8972469,5067m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x40c97c3628b769a1:0x258119acdf53accb!8m2!3d47.411631!4d28.369885
Sie können sich ja einmal die Aussengrenze Rumäniens zu Moldavien ansehen.
Da würde Hamti Trumi (riding on his wall) direkt die Hose platzen und “Mauerbau” würde völlig neue Dimensionen erreichen.
Das ist alles offenes Land, da interessiert sich niemand für Grenzen.
Also muss da “Zucht und Ordnung” rein.
vlg
Holly01
10. Juni 2019 @ 10:33
In Moldavien ist das selbe los wie im Kosovo.
Die Folgen werden auch die selben.
Ein Erfolgsmodell der EU/USA übertragbar und bewährt.
Ich würde auf einen Stützpunkt der USA tippen, mit Flughafen (groß) und natürlich wird die moldavische Politik um eine Raketenabwehr bitten, wegen der …… genau wegen der Russen natürlich.
vlg