Warten auf Juncker (nicht auf Merkel)
Irgendwie hat sich die Stimmung in den letzten Tagen in Brüssel gedreht. Alle warten auf Kommissionschef Juncker und seine Rede zur Lage der Union. Von Kanzlerin Merkel hingegen erwartet keiner mehr etwas.
Dabei ist Merkel durch halb Europa getourt, sie hat sich mit (fast) allen Staats- und Regierungschefs unterhalten. Doch die Konsultationen zum Brexit und seinen Folgen endeten ohne Ergebnis.
Schlimmer noch: Seit der Landtagswahl in MeckPomm haben viele Merkel abgeschrieben. “Angela Merkel, vor kurzem noch als «Herrscherin Europas» tituliert, muss um ihr Amt kämpfen.”, schreibt die “NZZ”
Genau umgekehrt läuft es bei Juncker. Noch im Juni versuchten die Merkel-Getreuen in Berlin, Juncker aus dem Amt zu treiben. Die “FAZ” fuhr eine regelrechte Kampagne gegen den Kommissionschef.
Nun warten plötzlich alle gespannt auf die Juncker-Rede am Mittwoch im Europaparlament. Plötzlich erscheint er als der Einzige, der der siechenden EU noch etwas Leben einhauchen könnte.
Allerdings ist da ein Problem: Juncker hat seinen eigenen Laden nicht im Griff, wie die Roaming-Panne zeigte. Und selbst wenn er neue Ideen vorlegen sollte, könnte Merkel sie immer noch blockieren…
Denn das, so meine These seit Wochen, ist ihr größtes Ziel: das “Ancien Régime”, also den für Deutschland so bequemen und profitablen Status Quo, zu retten, trotz des Brexit…
Johannes
12. September 2016 @ 16:12
Juncker wird verkünden, dass Frankreich alle Schulden Süd Europas bezahlen wird. Ich finde das richtig gut, das war längst überfällig.
Ernsthaft, Juncker als Hüter der EU-Verträge wird verkünden, dass für Griechenland und Süd Europa noch mehr Verträge und Gesetze gebrochen werden müssen. Aber die Bürger müssen natürlich Gesetze zum Schutz von Juncker und seinem Eigentum weiter einhalten, schließlich steht die EU für Anti-Demokratische-Werte und nicht für Demokratie samt Rechtsstaat.
Wie will Juncker sich gegen solche Kritik wehren???
Gesetzen gelten nur für die kleinen Bürger, nicht für die Elite mit ihrem “ehrlichen” Euro.
Vom Steuerparadieskönig Europas sollte man auf keinen Fall etwas positives erwarten.
vercingetorix
12. September 2016 @ 15:14
“Plötzlich erscheint er (Juncker) als der Einzige, der der siechenden EU noch etwas Leben einhauchen könnte….”.
Wer selbst schon seit Jahren dahinsiecht und nicht mehr viel Leben in sich spürt, der kann wohl kaum irgendjemanden irgendwelches Leben einhauchen.
Jetzt ist auch noch Junckers Vater gestorben,was ihm totsicher noch einmal zugesetzt hat.
Von dem Mann ist nix mehr zu erwarten!
ebo
12. September 2016 @ 16:52
Wait and see…
Peter Nemschak
10. September 2016 @ 15:13
Die Medien, vor allem, aber nicht nur der Boulevard, sind dafür verantwortlich, Politiker entweder ungerechtfertigt hochzuloben oder in Grund und Boden zu verdammen. Politiker scheint am am meisten zu schmerzen, wenn sie überhaupt nicht erwähnt werden. Gelassenheit statt abstumpfender Dauerhysterie wäre angebracht. Statt der entbehrlichen Roaming-Initiative gäbe es substantiellere Themen: Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik – der Weg nach vorne, die nächsten Schritte zur Währungsunion, Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Außen- und Sicherheitspolitik, Dezentralisierung vs. Zentralisierung usw., usw., usw.