Vorteil für Griechenland
Der D-Day ist vorbei, nichts ist passiert. Für den griechischen Premier Tsipras ist das ein Erfolg – denn nun sind die Gläubiger in der Defensive. Sogar beim G-7-Gipfel spielt Tsipras indirekt mit.
Wochenlang wurde die griechische Regierung mit ultimativen Deadlines, knappen Zahlungsfristen und medienwirksamen Countdowns in die Enge getrieben. Damit ist es nun vorbei.
Durch den Aufschub der nächsten IWF-Raten hat Tsipras wertvolle Zeit gewonnen. Durch das Nein zu den „absurden“ Forderungen der Gläubiger hat er Parlament und Partei ruhig gestellt.
Nun sind die Gläubiger am Zug – schon beim G-7-Gipfel in Elmau müssen sie nach einer Lösung suchen. Auch beim EU-Karibik-Gipfel nächste Woche in Brüssel dürfte Griechenland zum Topthema werden.
Der Clou: Zunehmend wird deutlich, dass die Gläubiger (und die USA) mehr Angst vor einem Scheitern im Schuldenstreit haben als die Griechen. Denn da ist ja auch noch Putin – und die Angst vor einer geopolitischen Niederlage…
Mehr zur Eurokrise um Griechenland hier und hier (alle Posts)
luciérnaga rebelde
6. Juni 2015 @ 19:26
Das haben natürlich Tsipras und Varoufakis gewusst und haben nicht die Nerven verloren. Sie hatten aber auch Syriza und das griechische Volk im Rücken, was beim Pokern ein grosser Vorteil, aber lange nicht immer der Fall in andern Ländern ist, wo die Politiker sich eine Wurst um das Volk kümmern.
Richard
6. Juni 2015 @ 21:40
Und Sie glauben ernsthaft die Griechische Regierung kümmert sich eine „Wurst“ um ihr Volk? Das wäre ja das erste mal in der Geschichte des Landes…
Die Griechen werden scheitern. Sie haben es geschafft, auch den letzten Brüsseler EU-Politiker gegen sich aufzubringen.
Sie haben einfach nicht gemerkt, dass sie die ganze Zeit das falsche Spiel spielen. Während Griechenland pokert, spielt die EU Schach. Und Griechenland ist nur ein Bauer.
S.B.
6. Juni 2015 @ 14:26
„Der Clou: Zunehmend wird deutlich, dass die Gläubiger (und die USA) mehr Angst vor einem Scheitern im Schuldenstreit haben als die Griechen.“
Nichts da mit „zunehmend“. Schon seit dem ersten (Gläubiger-) Rettungspaket musste jedem klar sein, wer mehr Angst vor der GR-Staatspleite hat. Oder meinen Sie, GR wurde aus reiner Nächstenliebe x-mal gerettet?
Peter Nemschak
6. Juni 2015 @ 19:57
Die erste und nachfolgenden Griechenlandrettungen standen unter dem Eindruck der Finanzkrise und der Sorge, dass diese auf andere Krisenländer übergreifen könnte. Heute ist das Griechenlandproblem vornehmlich politisch. Die EU möchte den Eindruck von Geschlossenheit vermitteln, was eine Illusion ist. Wenn Griechenland aus dem Euro fällt, wird die europäische Welt nicht unter- sondern mit etwas mehr Realismus weitergehen. Es kann nicht im Interesse der Währungsunion sein, Griechenland als Dauertransferempfänger ewig mitzuschleppen.
GS
6. Juni 2015 @ 13:44
Aber auch Putin wird nicht die ganze Last der griechischen Schulden übernehmen können. Schon gar nicht, wenn die USA mal wieder nach Gusto einen Finanztsunami gegen Russland loslassen.
ebo
6. Juni 2015 @ 13:50
Muss er ja auch nicht, ein Anruf genügt um den Westen zu erschrecken 😅