Impfstoffe: Don’t believe the hype

Auf diese Nachricht hat EUropa sehnsüchtig gewartet: Zwei Pharmalabore – Moderna und Pfizer/Biontech – haben die Genehmigung ihrer COVID-19-Impfstoffe beantragt. Doch der Impf-Hype ist mit Vorsicht zu genießen.

Die Beantragung heißt nämlich noch nicht, dass die Impfstoffe auch schnell ausgeliefert werden – und dass sie wie gewünscht wirken. Vorher kommen noch mehrere kritische Etappen.

Zunächst muß die EU-Arzneimittelagentur EMA die Anträge prüfen und genehmigen. Bei Pfizer/Biontech soll dies bis spätestens zum 29. Dezember erfolgen, bei Moderna bis zum 12. Januar.

Danach muß die EU-Kommission die Nutzung der Impfstoffe genehmigen. Dies erfolgt nach einer Konsultation der 27 EU-Staaten im Rahmen des sog. Komitologie-Verfahrens, also hinter verschlossenen Türen.

Erst danach – also in einem dritten Schritt – können Deutschland und die anderen Mitgliedsländer ihre nationalen Bestellungen aufgeben. Das dürfte auch noch ein paar Tage dauern.

Dann muß der Impfstoff auch noch ausgeliefert werden. Angesichts der Notwendigkeit, das Präparat von Pfizer/Biontech bei -70 Grad zu kühlen, ist dies eine logistische Herausforderung.

Die EU-Kommission weist schon jetzt darauf hin, dass einige Länder überfordert sein könnten. Möglicherweise könne dann der „Civil Protection Mechanism“ helfen, heißt es in Brüssel.

Last but not least müssen die Impfungen vor Ort organisiert werden. In Belgien dürfte dies erst Mitte Januar möglich sein, meldet „Le Soir“.

Vor diesem Hintergrund sind die Meldungen, wonach es „jetzt losgeht“ und „schon nächste Woche“ mit dem Impfen begonnen wird, mit Vorsicht zu genießen.

Zudem ist unklar, ob die Impfstoffe tatsächlich die versprochene Wirkung entfalten. Mögliche Schwächen und Nebenwirkungen könnten sich erst nach einige Wochen oder Monaten zeigen.

Wer dann für mögliche Risiken und Schäden haftet, ist offen. Denn die EU-Kommission, die die Impfstoff-Verträge ausgehandelt hat, hält alle Details im Dunkeln. Auch die Kosten sind unklar…

Siehe auch „Corona-Deals: Wo bleibt die Transparenz?“ und „Auf die Vorkasse folgt eine gesalzene Rechnung“