Impfstoff-Deals: Auf die Vorkasse folgt eine gesalzene Rechnung

Zwei Corona-Impfstoffe könnten schon im Dezember zugelassen werden. Das ist die gute Nachricht vom EU-Videogipfel. Die schlechte: Die EU hat den Wettlauf mit den USA noch nicht gewonnen – und es dürfte verdammt teuer werden.

Die Impfstoffe von Biontec/Pfizer sowie von Moderna hätten gute Aussichten, von der Europäischen Arzneimittel-Agentur in der zweiten Dezemberhälfte eine bedingte Marktzulassung zu bekommen, sagte EU-Kommissionschefin von der Leyen.

Auch Kanzlerin Merkel rechnet schon im Dezember oder „sehr schnell nach der Jahreswende“ mit der Zulassung eines Corona-Impfstoffes in Europa, wie sie nach dem (ansonsten ergebnislosen) EU-Videogipfel am Donnerstag sagte.

Allerdings könnten die USA schneller sein. Die US-Regierung rechnet bereits für diesen Freitag mit dem Antrag auf eine Notfallzulassung für Pfizer/Biontech. Zuvor hatte Moderna gewarnt, dass die EU schnell handeln müsse, um nicht zu spät zu kommen.

Zudem könnte der Wettlauf verdammt teuer werden.  Die EU wolle Pfizer/Biontech im Fall einer behördlichen Zulassung 15,50 Euro je Dosis zahlen, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters.

Für 200 Millionen Dosen, die sich die EU gesichert hat, betrage der Preis dann insgesamt 3,1 Mrd. Euro. Sollten auch die weiteren optionalen 100 Millionen Dosen geliefert werden, würde sich die Summe insgesamt auf 4,65 Mrd. Euro belaufen.

Diese Summe kommt wohlgemerkt „on the top“ zu den 2,7 Mrd. Euro, die die EU-Kommission für die Vertragsabschlüsse im Zuge des Emergency Support Instrument (ESI) bereit gestellt hat.

„Europa hat mehr als 2 Mrd. Euro bezahlt, um die Impfdosen zu reservieren“, schreibt das französische Satireblatt „Le Canard enchainé“. Die „Rechnung vor der Spritze“ falle gesalzen aus, die Pharma-Labore profitierten.

Wohl wahr. Ein Pfizer-Verantwortlicher hat „rein zufällig“ pünktlich zu den (hausgemachten) Erfolgsmeldungen seine Unternehmensaktien verkauft und dabei glänzende Geschäfte gemacht – angeblich war kein Insiderwissen im Spiel 🙂

Derweil dürfen die europäischen Steuerzahler schon mal Vorkasse leisten. Wie hoch die Rechnung am Ende wirklich ausfällt, liegt im Dunkeln – denn die EU-Kommission verweigert jede Auskunft zu den vereinbarten Konditionen.

Dass das Europaparlament mehr Transparenz anmahnt, scheint Merkel und von der Leyen nicht zu beiendrucken…

Siehe auch „Corona-Deals: Wo bleibt die Transparenz?“