Von diesem Schock wird sich EUropa nicht so schnell erholen
Die Europawahl 2024 war und ist ein Ärgernis, an dem die Europäische Union noch lange knabbern wird.
Sie war ein Ärgernis, weil die Wahlsiegerin – die amtierende EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – von vornherein feststand, und weil sie sich auch diesmal nicht dem Votum der Wähler gestellt hat. Niemand konnte sich auf dem Wahlzettel für die CDU-Politikerin aussprechen, es gab auch keine überzeugenden Alternativen.
Diese Wahl bleibt aber auch ein Ärgernis: Denn sie hat Europa nicht etwa gestärkt, wie von der Leyen behauptet, sondern innenpolitische Erdbeben in mehreren EU-Ländern ausgelöst. Deutschland, Frankreich und Belgien sind über Nacht in die Krise gerutscht, in Frankreich wird es nun sogar Neuwahlen geben. Das kann die ganze EU lähmen.
Vordergründig sind daran die Rechtspopulisten und Nationalisten schuld. In Belgien greifen sie nach der Macht, in Deutschland liegen vor der Kanzlerpartei SPD, in Frankreich könnten sie sogar Präsident Macron gefährlich werden. Auch im Europaparlament haben sie zugelegt, was die Mehrheitsbildung erschwert.
Der eigentliche, tiefere Grund für die Krise ist aber, dass die Unzufriedenheit mit der Politik in Europa steigt – und zwar überall. Sogar in Portugal und Irland gibt es nun Rechtsradikale. In Italien, Schweden und den Niederlanden sind sie längst an der Macht. Der Rechtsruck ist ein Symptom für die Krise der europäischen Politik.
Die EU erfüllt ihre grundlegenden Ziele und Versprechen – Frieden, Stabilität, Wohlstand für alle – nicht mehr. Gleichzeitig engt sie den Spielraum der nationalen Regierungen immer mehr ein. Ja, die Demokratie ist in Ge-fahr – aber nicht nur wegen der Feinde im Innern und Äußeren, sondern auch wegen ihrer eigenen Widersprüche.
Siehe auch “Warum diese Wahl eine demokratische Zumutung ist” und “Auf diese (nationalen) Ergebnisse kommt es an”
LuMo
10. Juni 2024 @ 17:31
Merkwürdig, wie sich die Begriffe ändern – noch vor 4 Jahren hießen die, die jetzt als Rechtsradikale bezeichnet werden, „Populisten“, daraus wurden dann qua Definitionshoheit „Rechtspopulisten“, und nun sind Oppositionspolitiker, die die herrschende Menung der Herrschenden nicht teilen, „radikal“ oder, wie Herr Klingbeil meint, „Nazis“. Das Markenzeichen dieser EU ist Korruption, und die personifizierte Korruption namens Ursula von der Leyen bekommt, ohne jemals gewählt worden zu sein, eine zweite Amtszeit. Tolle Demokratie…
exKK
10. Juni 2024 @ 16:10
Wir sollten EUropa überdachen; nicht nur gelänge so das ganze CO2 nicht mehr in die Atmosphäre, wir hätten auch den Guniess-book-of-records-Eintrag für das grösste Irrenhaus der Welt sicher.
Ute Plass
10. Juni 2024 @ 15:00
“EU-Wahlen – Gewinner sind die Nato-Parteien”
https://www.rationalgalerie.de/home/eu-wahlen
Helmut Höft
10. Juni 2024 @ 14:55
“Vordergründig sind daran die Rechtspopulisten und Nationalisten schuld.” Mist, sind die doch einfach so vom Himmel gefallen! Außer Grenzzäunen brauchen wir wohl auch noch einen Deckel auf D (und die EU), sonst passiert uns das immer wieder. 🙁 Liebe Politniks: Einfach mal Maul halten, verarschen kann ich mich selber!
(Für Erklärungsbedürftige: Die Saat der Politik der letzten 40 Jahre geht auf, “da iss nix vom Himmel gefalle, gell!”)
Monika
10. Juni 2024 @ 15:33
Ach der HERR ! … hat er früher Hirn vom Himmel geschmissen (Pfingstwunder…und so) schmeißt er heute rechtes Gedankengut … Vielleicht würde es ja helfen, ein wenig zu den BRICS zu schielen, und die EU wieder in Richtung einer funktionablen Wirtschaftsunion, ohne immer exzessivere Einmischung in die inneren Angelegenheiten der nationalen Teilnehmer, weiterzugestalten. Ein paar Umdrehungen runterfahren das Ganze, auf ausgemachten Schwachsinn wie einen Kriegskommissar ähh Verteidiguns?kommissar verzichten ect. Dann bräuchten die Bürger (die eben nicht alle in einer paneuropäischen „Kultur“suppe enden wollen) nicht mehr so sehr auf ihren Nationalismen bestehen, und könnten sich wieder ein Stück weit entspannen. Und damit auch die Gesamtlage…
Arthur Dent
10. Juni 2024 @ 12:58
Die EU will sich nach Vorderasien (Georgien) ausdehnen. Wen interessiert das außer einer kleinen, elitären Minderheit? Die schwedische Arbeiterin eher nicht.
(Deutschland fördert schon “nachhaltigen Tourismus” in Georgien – wer bezahlt’s?)
notabene
10. Juni 2024 @ 15:44
Sehr geehrter Herr Dent.
“ausdehnen”?
Wie wir bereits in der Vergangenheit gelernt haben, geht Europa bis zum Hindukusch.
Auch nicht vergessen sollte man die Debatte, als es darum ging, Israel in die EU aufzunehmen.
Oder Frankreichs Mittelmeerunion.
(Da machten sich die Europäer extra die Mühe einen „arabischen Frühling“ zu konstruieren und dann hat man nix als Ärger damit)
Ute Plass
10. Juni 2024 @ 12:42
“Die Politik” in einer ‘kapitalistischen Demokratie’ stolpert immer weiter in ihre selbst gebauten Abgründe. Sieht danach aus, als wäre EUropa jetzt wieder einen Schritt in diese Richtung weiter.
Die Frage ist, ob und wie die, in Sonntagsreden gerne angeführten, ‘souveränen Bürger und BürgerInnen’ daran etwas ändern können?
Michael
10. Juni 2024 @ 08:40
Mein Eindruck ist – und zwar rasant zunehmend – dass es in der Politik nicht mehr um Land und Menschen oder diverse Kriseninhalte geht sondern dass die Politik selbst zur Krise geworden ist und Politik damit Gegenstand ihrer selbst!