Märkte reagieren besorgt auf Wahlschock in EUropa
Die Schock-Wahl in den 27 EU-Ländern hat den Euro geschwächt und die Börse beunruhigt. “Die Mitte hält”? Anleger zweifeln – vor allem an Frankreich.
Die politische Unsicherheit schickte den Euro auf Talfahrt. Er fiel um 0,5 Prozent auf 1,0746 Dollar und damit auf den niedrigsten Wert seit einem Monat. Die europäische Zinswende hat die Märkte nicht lang beruhigt.
Der deutsche Börsenindex Dax fiel zum Handelsauftakt um bis zu ein Prozent auf 18.376 Punkte. Der europäische Leitindex Stoxx 600 verlor 0,7 Prozent. Der Schock sitzt den Anlegern offenbar in den Knochen.
Sorgen bereitet ihnen vor allem Frankreich. Die Bonität des hoch verschuldeten Landes war schon vor der Europawahl in Zweifel gezogen worden. Nun kommt eine neue Sorge hinzu – die Neuwahlen, die Präsident Macron ausgerufen hat.
Der Leitindex CAC 40 brach um bis zu 2,4 Prozent ein. Die Kurse von französischen Großbanken wie BNP Paribas, Societe Generale und Credit Agricole verloren zwischen vier und sechs Prozent.
Der so genannte “Spread” bei Staatsanleihen wurde auch größer. Kathleen Brooks von der Handelsplattform XTB sprach gegenüber “Reuters” von einem “Schockfaktor” durch Macrons Entscheidung.
Nicht auszudenken, was passiert, wenn bei der Parlamentswahl in Frankreich Ende Juni und Anfang Juli die Nationalisten gewinnen. Dann könnte sogar eine neue Eurokrise drohen…
Siehe auch “Downgrade für Macron”
Helmut Höft
10. Juni 2024 @ 15:00
“Die Bonität des hoch verschuldeten Landes war schon vor der Europawahl in Zweifel gezogen worden.”
Für Frankrech wird es Zeit für den Ausstieg aus der Fremdwährung, dann ist Frankreich am ehesten wieder in der Lage, eine unabhängige Geld- und Fisikalpolitik zu betreiben.
joly
10. Juni 2024 @ 18:36
Das mag stimmen, aber das betrifft alle PIG Staaten und alle ans Mittelmeer grenzenden EU Staaten. Wir können da auch noch Belgien, Österreich und so manch einen osteuropäischen EU Staat dazu packen.
Facts help
11. Juni 2024 @ 23:14
Portugal und Irland (sowie Dänemark und Zypern) haben in 23 eine positive Fiskalbilanz gehabt. Wann war das in D das letzt Mal der Fall?
Soviel zu deren vermeintlich schweinisch falscher Politik.
european
12. Juni 2024 @ 08:40
Begriffe wie PIG-Staaten sind schlicht eine Unverschämtheit. Sie sind die Ausgeburt deutscher Arroganz und zeugen nur von einer massiven Fehleinschätzung der wirtschaftlichen Situation fehlenden Kenntnissen über die Funktionsweise unseres Geldsystems.
Arthur Dent
10. Juni 2024 @ 20:21
Japan ist meines Wissens nach das Industrieland mit der höchsten Staatsverschuldung in der Welt. Dennoch hat es keine Probleme, sich am Kapitalmarkt mit Krediten zu versorgen. Abgesehen davon, hat es seine eigene Währung und eine eigene Zentralbank
Arthur Dent
10. Juni 2024 @ 13:21
Wer sind denn diese “Märkte” eigentlich?
Eine Rolle für das Auf und Ab spielt die Zins-Differenz zwischen Euro und Dollar. Marktteilnehmer verschulden sich in der Währung mit dem niedrigen Zins und legen das Geld in der Währung mit dem höheren Zins an. Wenn der Wind sich plötzlich dreht, kann das Spiel mit der Währungsspekulation schon mal schiefgehen.
Helmut Höft
10. Juni 2024 @ 15:06
Tzja, cher Arthur, das hab’ ich mich auch immer gefragt, Herr Und Frau Märkte, wo wohnen die, wie sehen die aus …?
(Ironie on) Am Besten lässt man die Märkte ganz in Ruhe, so ganz ohne Spielregeln, Recht und Gesetz, so ganz ohne Staat – der ja angeblich nur stört. Dann, liebe Konzerne und Oligarchen ist zwar erst einmal Cahos angesagt aber auch sehr schnell Ruhe im Stall! (Ironie aus)
Denkanstoß z. B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Great_Transformation
joly
13. Juni 2024 @ 13:31
Nun ein Markt ist immer dort wo ein Angebot auf eine Nachfrage trifft; das gilt auch umgekehrt. Der Preis richtet sich nach der Marktmacht der Marktteilnehmer. Beispiel: Wer Milch für sein Baby braucht zahlt was gefordert wird. Oder wer in der Wüste am Verdursten ist….Wucher nennt man das. Das hat zu einem Straftatbestand in Deutschland geführt. Wir haben fast solch eine Situation zwischen Vermietern und Wohnungssuchenden. Eine hemmungslose Marktpolitik auf in unvollkommenen Märkten ist nicht im Interesse eines demokratischen Staates. Kartelle und Monopole konzentrieren Marktmacht auf einer von 2 Seiten. Das gilt auch für Geldmärkte. Zu diesem Thema gibt es ein Uni-Studium und massig Literatur – und politisches Interesse bis hin zum Krieg. Sowohl zwischen Staaten als auch Marktteilnehmern. In der Ukraine soll es um Silizium gehen; ansonsten spielt Öl/Gas eine herausragende Rolle. Und bald auch Nahrungsmittel.