Von der Leyen erfindet Wunder-Autos, die sich selbst abschalten
Die EU streitet immer noch über das Verbot von Verbennungs-Motoren und die Zulassung von E-Fuels. Ein Vorschlag der EU-Kommission brachte keine Lösung – er hat eher Erheiterung ausgelöst.
Kommissionspräsidentin von der Leyen, die sich persönlich in den Verbrenner-Streit eingeschaltet hat, ist auf eine originelle Idee verfallen: Sie erfindet Autos, die sich selbst abschalten, wenn sie nicht den richtigen, klimaneutralen Treibstoff bekommen.
Dafür soll eine eigene Kategorie von Kraftfahrzeugen eingeführt werden – E-Fuel-betriebene Wunder-Autos. “Falls sie mit herkömmlichen Kraftstoffen betankt werden, sollten solche Fahrzeuge dies erkennen können und verhindern, dass das Auto anspringt”, heißt es in dem Entwurf aus der Brüsseler Behörde.
Tolle Idee, darauf muß man erstmal kommen! Doch Verkehrsminister Wissing kann sich dafür offenbar nicht begeistern. Er ließ von der Leyen abblitzen. Damit wird es schwierig, den Streit noch – wie geplant – vor dem EU-Gipfel auszuräumen.
Der beginnt nämlich schon am Donnerstag…
Arthur Dent
24. März 2023 @ 00:11
@Thomas Damrau
“Windräder sehen scheiße aus” – in der Tat und die sind auch nicht klimafreundlich. Es werden etwa 80 Tonnen Stahl verarbeitet und jede Menge Beton. Zur Stahlerstellung benötigt man etwa 30 Tonnen Koks (CO2?). Man muss Böden verdichten, Zufahrtswege anlegen, man hat hunderte von LKW-Bewegungen…
“Ich möchte aber Spass beim Autofahren haben”. … – in erster Linie möchte ich vorwärtskommen. Eine Strecke Arbeitswg rund 25 km (davon 20 km AB, 5 Stadt) – vor zehn Jahren habe ich rund 25 Minuten gebraucht, heuer 45-50 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit 35 – 38 km/h).
“Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist seit der 1. industriellen Revolution steil angestiegen” – in der Tat und da wird er auch noch lange bleiben. Es gibt Klimaforscher (Reto Knutti, ETH Zürich), die bezweifeln, dass der Klimwandel aufgehalten werden kann, zu komplex – er lässt sich allenfalls etwas verzögern. Aber selbst wenn reversibel, dauert der Rückweg genauso lange wie der Hinweg, mindestens 120 Jahre.
– Die zusätzliche Energie muss irgendwo hin. – Auch richtig. Der Sturm oder die Flut wird an Heftigkeit um den prozentualen Betrag zunehmen, wie die erwärmte Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann. (Also z.B. Wasserhöhe 1,80m mit Klimaerwärmung, ohne vielleicht 1,50m). Windräder schützen nicht vor voll gelaufenen Kellern, sondern die entsprechende Kanalisation. Falsch wäre es anzunehmen, ohne Klimaerwärmung hätten wir paradiesische Zustände ohne Wetterextreme. Klimamodelle sind halt Modelle, keineswegs bilden sie die Wirklichkeit, sondern nur die Möglichkeit ab. Man sollte sich vor Klimadeterminismus hüten.
Man sollte also WIRKLICH Technologie-offen sein – ist man aber bei den Grünen nicht. Man schließt praktisch außer der Wärmepumpe (oder E-Auto) alles aus. Man hat aber die kompletten Voraussetzungen nicht, erklärt schnippisch der Bürger muss das bezahlen – im Notfall gibt es Zuschüsse und Fördergelder. Dafür muss der Bürger ebenfalls aufkommen, zahlt Habeck ja nicht aus seiner Privatschatulle.
Thomas Damrau
23. März 2023 @ 17:59
@Arthur Dent
@Arthur Dent
Ich gebe Ihnen bei Ihren Detailbeobachtungen Recht – was zum Klima unternommen wird, ist nicht sehr schlüssig und gehorcht drei Prinzipien:
– “Works on Powerpoint”: Sobald man einen Foliensatz hat, der eine mögliche Problemlösung skizziert, wird das Problem als gelöst betrachtet. Über die Mühen der Ebene macht man sich lieber keine Gedanken.
– “Her mit dem Fell des Bären”: In der Regel weiß man nicht, wo genau der Bär sich versteckt hat (wie die Lösung genau aussieht), ganz zu schweigen, dass man ihn erlegt hat (man hat mit einer realistischen Problemlösung zumindest begonnen) – aber trotzdem möchte jeder das Fell des Bären exklusiv für das eigene Wohnzimmer (die noch gar nicht vollständig definierte Problemlösung wird so zurecht-intepretiert, dass sie zur eigenen Agenda passt -> siehe meine Anmerkungen zu eFuels).
– “Wasch mir den Bärenpelz, aber mach mich nicht nass”: Alle Aspekte einer möglichen Lösung, die einem nicht in den Kram passen, werden als unnötig, kontraproduktiv o.ä. erklärt – “Windräder sehen scheiße aus”, “Stromleitungen stören mein Wohlbefinden”, “Ich möchte aber Spass beim Autofahren haben”. …
Was das Gesamtbild betrifft möchte ich Ihnen widersprechen:
– Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist seit der 1. industriellen Revolution steil angestiegen – dabei ist es zweitrangig, ob man 1800, 1850, 1900 oder 1950 als Referenzpunkt für weitere Überlegungen nimmt.
– Dass CO2 und andere Klimagase die von der Sonne kommende Strahlungsenergie in der Atmosphäre halten, wurde schon im 19. Jahrhundert entdeckt: je mehr Gase, desto mehr “Treibhaus”. (Ungekehrt wäre es ohne Klimagase ziemlich kalt.)
– Die zusätzliche Energie muss irgendwo hin. Dummerweise hat diese Energie gerade in den sehr empfindlichen Polargebieten zu einer drastischen Erwärmung geführt (sehr viel höher als in Deutschland).
– Auf der übrigen Erde führt die zusätzliche Wärme zu einer Verschiebung der Klimazonen weg vom Äquator (tropische Regenfälle im Ahrtal). Nun kann man natürlich sagen: “Mittelmeerklima in Süddeutschland? Prima!”. Man muss dann eben bereit sein, auch die Unannehmlichkeiten des Mittelmeerklimas und die nötige chaotische Anpassung von Flora und Fauna in Kauf zu nehmen.
Arthur Dent
23. März 2023 @ 11:08
@Thomas Damrau
Dass Klappern zum Handwerk gehört, gilt auch zum Teil für “Klimaforscher”. (Auch Wissenschaftler, die Zusammenhänge zwischen Klima und Migration oder Ökonomie erforschen sind Klimaforscher). Klimatologen nennen die Periode bis Mitte des 19.Jahrhunderts “Kleine Eiszeit”, danach beginnt das heutige “Moderne Optimum”. Ich würde also weiter von Klimawandel, Klimaerwärmung oder Klimaveränderung sprechen, gerne auch menschengemacht. Jedes Lebewesen beeinflusst die Umwelt, die veränderten Umweltbedingungen wirken dann auf die Lebewesen zurück. Bei einer Zunahme von 0,11 – 0,14 Grad Celsius je Dekade kann man wohl kaum von Klimakatastrophe sprechen. Da kann man sich anpassen, man muss nur mehr trinken. Um dem Hitzestress zu entgehen, machen deutsche Urlauber seltsamerweise kaum Urlaub am Polarkreis, sondern vorzugsweise in Ägypten, Türkei, Spanien, Griechenland – da ist Hitze, Dürre, Strand und Meer total super. Weitere Paradoxien: Nationale Klimaziele erreicht man besser mit so wenig Einwohnern wie möglich, Deutschland will vermehrt Zuwanderung. Wie verrückt Wohnungen zu bauen, ist total klimaschädlich. Deutschland will 8 Mio. Gebäude sanieren und auf Wärmepumpen umrüsten, erfüllt keine einzige Voraussetzung dafür. Wind- und Solarparks müssten sich verzehn- bis verzwanzigfachen, man hat kein Leitungsnetz, keine Speicherkapazitäten, keine Handwerker, gar nichts. Und selbst wenn, der ganze Plunder wäre wirkungslos. China/Russland haben Energielieferungen – demnächst im Verbund mit Iran und Saudi-Arabien vereinbart – kein Tropfen Erdöl, kein Molekül Erdgas wird im Boden bleiben, es wird nur woanders auf der Welt verwendet. Dem Klima ist das deutsche Possenspiel vollkommen gleichgültig. Was immer Deutschland oder die EU alleine auf der Welt unternimmt, hat keinen Einfluss auf den Klimawandel. Die “Klimaschutzmaßnahmen” sind einfach nur ein Geschäftsmodell, eine endlose Gelddruckmaschine für einige wenige und mit ganz vielen Verlierern.
Thomas Damrau
23. März 2023 @ 09:14
@Arthur Dent
Erster Punkt: Klappern gehört zum Geschäft. Deshalb wird halt alles Mögliche mit “umweltfreundlich”, “sauber”, “klimaneutral” und “nachhaltig” verbal verschönt. Und im Nachhinein stellt sich dann heraus, dass diese Attribute dann doch nicht so zutreffen. Und manchmal war das auch schon von Anfang an klar.
Technischer Fortschritt ist immer ein dialektischer Prozesse: Für die erwarteten Vorteile handelt man sich in der Regel an anderer Stelle Nachteile ein. Eine 100% positive Technologie ist eher selten. Die Fans einer speziellen Technologie stellen natürlich nur deren Vorteile heraus – und verschweigen die möglichen Nachteile.
Zweiter Punkt: Klimaüberhitzung oder nicht? Natürlich sind Aussagen wie “Die Klimaüberhitzung war an der Ahrtal-Überflutung schuld” nicht korrekt. Nichtsdestotrotz befindet sich mehr Wärme in Luft, Wasser und Boden, wenn die Durchschnitts-Temperaturen ansteigen: Irgendwo muss die zusätzliche Energie ja hin. Und die Auswirkungen der zusätzlichen Energie kann man sehr wohl in Modelle füttern. Das führt dann natürlich nicht zu Aussagen wie “In ein zwei Jahren wird es in München eine Isar-Flut geben”. Aber solche Modelle liefern sehr wohl Aussagen darüber, wie erhöhte Wasser- und Lufttemperaturen die die Wahrscheinlichkeit von Starkregen erhöhen und wie veränderte Luftströmungen dafür sorgen, dass der Starkregen nicht durch den Wind wegbewegt wird, sondern an einer Stelle verharrt und dort alle Feuchtigkeit ablässt – wie im Ahrtal.
Dritter Punkt: Diesel. Natürlich kann man in einem Diesel-Motor alles verbrennen, was entfernt wie Öl aussieht. Aber das ist nicht die entscheidende Frage.
Es gilt folgende Aufgabe zu lösen:
– Anforderung 1: Wir werden auch nach 2035 für Fahrzeuge Antriebsenergie brauchen, die eine höhere Energiedichte hat als Lithium-Batterien.
– Anforderung 2 (nachrangig): Die Energie muss schneller als ins Fahrzeug kommen, als dies durch das Laden einer Batterie möglich ist.
Die Antwort auf diese zwei Anforderungen ist nicht zwangsläufig Diesel:
– Auf dem Weg vom Generator des Windrads bis zum Reifen des Diesel-PKW gehen 90% der ursprünglichen Energie verloren.
– Wir werden 2035 bei weitem nicht genügend erneuerbare Energien haben, um uns solch extreme Energieverschwendung im großen Maßstab leisten können.
– Das Thema eFuels befindet sich noch in einem frühen Stadium ( https://de.wikipedia.org/wiki/E-Fuel#Gegenw%C3%A4rtiger_Status ).
– Es ist auch keineswegs so, dass bei allen bisherigen Versuchen zum Thema eFuels hinten irgendetwas Öliges rausgekommen ist (siehe vorigen Link).
– Für Schiffe wird wohl eher Ammoniak als Diesel synthetisiert werden.
– Synthetisches Erdgas bietet sich für einige Einsatzgebiete an. Mit Erdgas betriebene PKW gibt es heute schon.
– Es gibt bereits mit Wasserstoff betriebene Züge.
Man sollte also WIRKLICH Technologie-offen sein und nicht einfach kurzschließen, dass ein im Jahr 2035 vom Band laufender Krankenwagen, LKW, Feuerwehr-Spritzenwagen, .. einen Dieselmotor haben wird.
Arthur Dent
23. März 2023 @ 00:16
in alten Dieselfahrzeugen konnte man so ziemlich alles reinschütten, die liefen auch mit Speise- und Salatöl.
Allerdings galten vor ein paar Jahren auch Katalysatoren und bleifreies Benzin schon als bewährter Umweltschutz, ebenso waren vor rund zehn Jahren noch die modernen Dieselfahrzeuge umweltfreundlich, da sparsam im Verbrauch. In den 1970er Jahren wurden die Kohleöfen durch moderne SAUBERE Gaszentralheizungen ersetzt, da fallen die Grünen heut in Ohnmacht. Man hat auch Großkraftwerke reihenweise abgeschaltet und durch 30.000 Windräder ersetzt, trotzdem ist das Klima immer schlechter geworden – angeblich. Da braucht man natürlich noch mehr Windräder. Und Wärmepumpen, die sind ja bekanntlich gerade der letzte Schrei, the big gamechanger. Zur Zeit werden die vermutlich mit Kohlestrom betrieben – das macht ja auch Sinn. Wasserstoff ist ein ziemlich aggressives Element, macht Metalle ziemlich schnell spröde – man braucht also spezielle Legierungen! Ja, und natürlich Strom zur Herstellung von Wasserstoff – also billiger als Strom kann der nicht werden. Wenn der Wasserstoff auch noch grün sein soll, dann müsste die installierte Wind- und Solarleistung um rund das 40-fache steigen in Deutschland. Wasserstoff hat nur rund 1/8 der Energie wie Erdgas. Im übrigen ist der auch ziemlich explosiv – es sind schon einige Tanks in die Luft geflogen. An drei Fingern einer Hand kann man sich abzählen, dass E-Autos, Wärmepumpen, Gebäudedämmung, Windräder, Solarparks viel zu ressourcnintensiv sind, um wirklich umweltfreundlich zu sein. Außer der Kinderbuchautor und grüne Märchenonkel.
(Wie häufig waren eigentlich die Wetterextreme zwischen 1850 -1900? Um wieviel Prozent genau hat diese Häufigkeit seit dem zugenommen? Oder noch provokanter: Um wieviel häufiger treten heutzutage die Sommerhochwasserfluten im Ahrtal durch die Erwärmung um 1,1 Grad Celsius im Vergleich zum Zeitraum zwischen 1850-1900 auf? Oder die Wirbelstürme auf der Welt – Möchte mir doch bitte mal einer der Weltuntergangspropheten in absoluten Zahlen und in Prozent angeben. Können die nicht, wetten? Extremwetter heißen so, weil sie immer noch trotz Klimaerwärmung extrem selten sind.)
Thomas Damrau
22. März 2023 @ 20:16
@Kleopatra
Sie treffen den Nagel auf den Kopf: Alle gehen davon aus, dass die eFuels ein 1:1-Ersatz für Benzin und Diesel sein werden.
Das möchte ich bezweifeln. Es wäre viel zu umständlich, Diesel “nachzubauen” – man kann Motoren auch mit sehr viel simpleren Kohlenwasserstoffen betreiben. Daher wird es spezielle Motoren für eFuels geben, die mit Diesel oder Benzin nix anfangen können. Und umgekehrt werden heutige Fahrzeuge keine eFuels verbrennen.
(Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an die Panik bei der Einführung von E10-Treibstoffen: “Oh Gott, 10% Bio-Zusatz statt 5% – mein Motor ist in tödlicher Gefahr.” Der Unterschied zwischen heutigen Kraftstoffen und eFuels wird viel größer sein als der Unterschied zwischen E5 und E10.)
Deshalb ist auch die Frage “Ja, und was machen wir 2035 mit den noch funktionsfähigen Verbrennern?” eine Nebelkerze. Wenn 2035 noch “alte Verbrenner” laufen, werden diese mit Benzin oder Diesel laufen.
Ähnlich schräg ist übrigens auch die weit verbreitete Vorstellung, dass überall, wo heute Erdgas durchfließt oder verbrannt wird, H2 als Ersatz genutzt werden kann. Also Vorsicht, wenn mit “Die neuen LNG-Terminals werden künftig für Wasserstoff benutzt werden” argumentiert wird: Der Beweis, dass das so einfach funktioniert, steht noch aus. Und “die alte Gasheizung mit H2 weiterbetreiben” …
Kleopatra
22. März 2023 @ 16:48
Sofern E-Fuels sich chemisch von Benzin bzw. Diesel unterscheiden, kann man natürlich Motoren bauen, die nur mit E-Fuels laufen. Aber eine Abschalteinrichtung ist nur eine zusätzliche Komplikation, die entweder falsch funktioniert (also abschaltet, wenn sie nicht sollte) oder von Hinterhofwerkstätten deaktiviert wird …
european
22. März 2023 @ 15:40
Klarer Fall von BoJo – Syndrom. 😀
Boris Johnson hat auch in der Irland-Debatte eine Erkennungssoftware fuer den Transitverkehr ins Spiel gebracht, die es noch nicht gibt, die erst noch erfunden werden muss und fuer die die Parameter nicht zur Verfuegung standen (und immer noch nicht stehen).
KK
22. März 2023 @ 14:46
Ich wünschte, es gäbe eine ähnliche Schutzvorrichtung für Politiker, die diese sofort abschaltet, sobald sie solchen und ähnlichen Bockmist verzapfen.
Arthur Dent
22. März 2023 @ 13:51
Nannte sich Tschitti Tschitti Bäng Bäng – Wunderauto mit Eigenleben 🙂