Update zur (kritischen) Corona-Lage in Brüssel
Binnen weniger Wochen hat sich Brüssel vom „Hotspot“ zu einem Epizentrum der neuen Coronakrise entwickelt. Wie konnte das passieren – und was haben die Gegen-Maßnahmen gebracht? Ein Update.
Anfang Oktober haben wir auf diesem Blog erste Erkenntnisse aus Brüssel zur „zweiten Welle“ der Corona-Pandemie präsentiert. Die Lage sei wirklich ernst, schrieben wir – und äußerten gleichzeitig Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahmen.
Rund drei Wochen später ist die Lage fast schon katastrophal. Leider hat sich auch die Einschätzung bestätigt, dass die Maßnahmen nicht oder kaum wirken. Dies sollten all jene Bedenken, die nun ähnliche Maßnahmen in Deutschland fordern bzw. anordnen.
Fangen wir mit der Lage an: Mit einer Inzidenz von 1.390 gilt Belgien mittlerweile als das „gefährlichste“ Corona-Land in EUropa – noch vor Tschechien (1379). Bei der Todesrate liegt Belgien allerdings noch deutlich hinter Tschechien (5,8 gegen 12,3 pro 100.000).
Wenn es so weiter gehe, drohe den Krankenhäusern in Brüssel in einer Woche die Überlastung, sagt ein Direktor. „Dann müssen wir schwere Entscheidungen treffen“ – gemeint ist wohl die umstrittene Triage. Die Schließung der Cafés habe nichts gebracht.
Mittlerweile sind neben den Cafés und Bars auch Kneipen und Restaurants geschlossen. Es wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, Kinos und Theater sind zu, die Schulen der Sekundarstufe gehen wieder zu Fernunterricht über.
Doch auch diese Maßnahmen scheinen nicht oder nicht schnell genug zu wirken. Deshalb wird in Brüssel nun schon wieder über einen kompletten Lockdown nachgedacht – nach dem „Lockdown 2.0“ oder „light“, der vor zehn Tagen verhängt wurde.
Normalerweise hätte dies nicht passieren dürfen. Denn die Kontakte wurden drastisch reduziert. Liegt es daran, dass die Entscheidungen zu spät getroffen wurden? Sind sie nicht hart genug – oder wirken sie nicht, weil das Virus schon überall ist?
In zwei bis drei Wochen ziehen wir erneut Bilanz – wenn uns COVID-19 nicht bis dahin auch „erwischt“ hat. Die „Einschüsse“ kommen immer näher…
Siehe auch „Berlin ordet Notbetrieb in Brüssel an“ und „Dieser Notstand wäre vermeidbar gewesen“
P.S. Eben kommt die Meldung, dass der März-Rekord bei den Krankenhauseinlieferungen übertroffen wurde. In den letzten 24 Stunden wurden in Belgien sage und schreibe 689 COVID-Kranke eingeliefert – der bisherige Höchstwert lag bei 629.Die zweite Welle hat die erste übertroffen, und ein Ende ist nicht absehbar…
Holly01
28. Oktober 2020 @ 08:36
“ Normalerweise hätte dies nicht passieren dürfen. Denn die Kontakte wurden drastisch reduziert. Liegt es daran, dass die Entscheidungen zu spät getroffen wurden? Sind sie nicht hart genug – oder wirken sie nicht, weil das Virus schon überall ist? “
DATEN !!!!
Wie immer stochern wir im Nebel. Die „Wissenschaft“ und die „Medizin“ geben uns keine brauchbaren Daten.
Es sind hunderte Covid-19 Ableger unterwegs.
Welche messen wir und wie genau?
Wie viele Menschen haben Sars-Cov-2 Erkrankungen ohne Symptome?
Wie aggressiv überträgt sich das Virus?
Gibt es neue Infektionswege bzw. hat sich das Geschehen verändert?
Können die „Tests“ überhaupt noch alle Varianten erkennen und wie ist die Abgrenzung zur „normalen“ Grippe?
Was ist aus der Kreuzimmunität geworden, d.h. das verschiedene Ebenen der Immunabwehr unterschiedliche Ergebnisse bei der Testung erbringen, wenn man die Testparameter nicht ausreichend anpasst?
Neben dem fundierten Mangel an DATEN haben wir einen ebensolchen Mangel an Diskussion.
Warum entscheidet ein Herr Drosten so viel alleine? Ist das klug, das Schicksal einer ganzen Gesellschaft in die Hände von nur einer Person zu legen?
Warum versagt das RKI seit Monaten?
Das Ergebnis der Vorsorge ist schlecht?
Tja, wenn etwas vorhersehbar war, dann genau dieses Ergebnis.
vlg
Christopher Lucht
27. Oktober 2020 @ 17:30
Eine kleine aber wichtige Relativierung: Die Inzidenzwerte beziehen sich jeweils auf 2 Wochen und nicht auf eine wie wir das aus Deutschland gewohnt sind.
ebo
27. Oktober 2020 @ 17:51
Richtig, danke für den Hinweis!