Update: Schlingerkurs mit Lukaschenko

Nur drei Tage nach einem Krisentreffen der EU-Außenminister beruft Ratspräsident Michel nun auch noch einen Sondergipfel zu Belarus ein. Hat er einen Plan – oder geht der Schlingerkurs mit (bzw. bald ohne) Lukaschenko weiter?

“The people of Belarus have the right to decide on their future and freely elect their leader”, schreibt Michel per Twitter. “Violence against protesters is unacceptable and cannot be allowed.”

Die von Außenminister Maas stolz präsentierten Sanktionen erwähnt Michel mit keinem Wort. Auch sonst bleibt unklar, was er mit dem Gipfeltreffen per Video bezweckt.

Geht es darum, seiner Rivalin von der Leyen eins auszuwischen und die Führung in der EU-Außenpolitik zu beanspruchen? Hat er einen Plan, der über Sanktionen hinausgeht?

Wir wissen es nicht. Klar ist nur, dass der Schlingerkurs weiter geht. Noch vor einer Woche hatte von der Leyen engere Beziehungen zu Belarus gefordert; von Sanktionen war keine Rede.

Nun scheinen Sanktionen nicht mehr auszureichen. So fordert das Europaparlament jetzt Neuwahlen – und einen neuen Kurs gegenüber dem Land, das der sog. Ostpartnerschaft angehört.

“Die EU sollte eine umfassende Überprüfung ihrer Politik gegenüber Belarus vorbereiten”, heißt es in einer Resolution von fünf Fraktionen (ohne Linke und Nationalisten).

Russland riefen die Parlamentsvertreter auf, von jeglicher Einmischung abzusehen. Dabei ist die EU nun offenbar selbst dabei, sich einzumischen, und zwar aktiver denn je…

Siehe auch: “Schlingerkurs mit Lukaschenko” und “Belarus, Türkei: Was Maas verschweigt”

P.S. Während Michel beim Drittstaat Belarus aufs Tempo drückt, schiebt er die Krise um die EU-Mitglieder Griechenland und Zypern, die die Türkei ausgelöst hat, auf die lange Bank. Sie soll erst beim nächsten EU-Gipfel Ende September zum Thema werden, heißt es in der Einladung für den Belarus-Sondergipfel…