Paris will Nord Stream nicht einfach so opfern
Müssen Deutschland und die EU auf die Gaspipeline Nord Stream 2 verzichten, um die Ukraine zu schützen? “Pas si vite”, heißt es in Paris.
Für US-Präsident Biden ist es ganz einfach: Wenn Russland die Ukraine angreifen sollte, dann wäre Nord Stream 2 erledigt, sagte er beim Besuch von Kanzler Scholz in Washington. Der wagte es nicht, zu widersprechen.
Ganz anders Frankreichs Finanzminister Le Maire: “Let us not be dragged by the Americans to a position that is not that of the Europeans,” sagte er laut “Politico”. Man dürfe sich nicht von den Amerikanern über den Tisch ziehen lassen.
Die USA würde nicht denselben Preis für eine Eskalation zahlen wie die Europäer, betont Le Maire. Dies gelte besonders bei den Energiepreisen. Die sind jetzt schon exorbitant – und würden bei einem Aus für Nord Stream 2 weiter steigen.
Um das schmackhaft zu machen, bietet Biden nun Frackinggas made in USA und LNG aus Katar an. Doch auch das ist teurer als russisches Pipeline-Gas. Scholz wäre also gut beraten, auch mal “Nein” zu sagen.
Zumindest könnte er eine Gegenleistung fordern: Dass die Amis auf Öl aus Russland verzichten. Da sind die USA nämlich große Importeure…
Siehe auch “Weaponizing Nord Stream 2” und “Warum schweigt Scholz zu Nord Stream 2? Darum!”
P.S Was für eine Ironie, dass die meisten deutschen Medien die Pipeline nicht etwa verteidigen – sondern Scholz vorwerfen, dass er sie in Washington nicht öffentlich geopfert hat…
pitiplatsch
9. Februar 2022 @ 14:09
Wird immer vergessen: Wie lautet der deutsche Amtseid? Und für die Unterstützung der Gegenseite bei Verhandlungen (dt. Medien Pressekonferenz Biden) gab es FRÜHER das Wort Vaterlandverräter, im Kommunismus war das Sabotage und in Firmen führt es zur fristlosen Kündigung.
ebo
9. Februar 2022 @ 14:32
Nein, Scholz hat Deutschland nicht verraten. Er hatte gute Gründe, dass er Nord Stream bei Biden nicht erwähnte. Welche das sind, erkläre ich bei Gelegenheit in einem Blogpost.
Werner Rieger
9. Februar 2022 @ 12:40
Die Amis wollen ihren Dreck los werden. Im Kern geht es um unser Geld. Man stelle sich vor die vielen Milliarden an Soziallleistungen die wir eingezahlt haben,wen man zehn Prozent in die USA umstseuern könnte.
european
8. Februar 2022 @ 23:19
Die ersten vernünftigen Worte, die ich gern von unserer Außenministerin gehört haette.
Sie stammen von Macron.
“Russia is European. Whoever believes in Europe must know how to work with Russia and find the ways and the means to construct the European future among Europeans.”
https://www.theguardian.com/world/2022/feb/08/emmanuel-macron-remark-russia-set-alarm-bell-ringing-ukraine-crisis-talk-vladimir-putin?CMP=Share_AndroidApp_Other
Und weiter
“Here, Macron hinted at the need to acknowledge Russian concerns. He states: “There is no security for Europeans if there is no security for Russia”, a formulation of respect but one that also legitimises Moscow’s demands for a new security architecture based on the Russian concept of “indivisible security”. “
Adrian E.
8. Februar 2022 @ 22:22
Das Hauptproblem ist, dass eine fixe Zusage zu bestimmten Sanktionen einen sehr starken Anreiz schaffen würde, dass die Ukraine dazu genracht wird, einen Grossangriff auf den Donbass zu starten, was Russland zwingen würde, zu reagieren (keine russische Regierung kann es sich leisten, die Menschen im Donbass im Stich zu lassen), was dann von den USA benutzt würde, um zu sagen, das sei jetzt diese „russische Invasiin“. Damit es nicht dazu kommt, ist zu hoffen, dass Deutschland standhaft bleibt und keinen automatischen Sanktionen zustimmt, sondern diese davon abhängig macht, was konkret geschieht, In diesem Fall kann ein Krieg wahrscheinlich vermieden werden.