Nato plant größtes Manöver seit dem Kalten Krieg
Back to the Cold war: Die Nato plant ihr größes Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges. Derweil heizen Experten die Kriegsangst in EUropa an.
Die Nato will für ein Großmanöver zur Abschreckung Russlands rund 90 000 Soldaten mobilisieren. Die im Februar beginnende Übung namens “Steadfast Defender” wird damit die größte seit dem Ende des Kalten Krieges.
Geübt wird ein russischer Angriff auf alliiertes Territorium, der zum Ausrufen des sogenannten Bündnisfalls nach Artikel 5 des Nato-Vertrags führt. Wie es zu einem solchen Angriff kommen kann, lassen die Nato-Militärs allerdings offen.
Bisher gibt es keine Anzeichen, dass Russland den Krieg über die Ukraine hinaus ausweiten will. Dennoch rühren Militärs und Politiker die Kriegstrommeln. Auch Experten heizen die Kriegsangst in Europa an, z. b. hier (Link zum ZDF).
Leider sei das Kriegsrisiko ein “unbeliebtes Thema in der Öffentlichkeit”, klagt DGAP-Experte Mölling. Das Kalte-Kriegs-Manöver der Nato dürfte die Sache kaum besser machen…
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Helmut Höft
20. Januar 2024 @ 12:03
“Wie es zu einem solchen Angriff kommen kann, lassen die Nato-Militärs allerdings offen.” Genau das ist es, was interessiert! Wie war das noch? “Nie wieder Krieg!” und dann alles dafür tun, dass das ersetzt wird durch “endlich wieder Krieg!” Eben deshalb: “… rühren Militärs und Politiker die Kriegstrommeln. Auch Experten heizen die Kriegsangst in Europa an, …”
“Leider sei das Kriegsrisiko ein „unbeliebtes Thema in der Öffentlichkeit“, tzja, die Euphorie aus dem Sommer, damals, ist nicht wieder aufzuwecken (außer bei den Ächzperten und dem MIK, dem militärisch-industriellen Komplex – und den Rentiers, die dort das Aktienkapital zeichnen.)
Wenn man dann noch an die Dekolonialisierung Russlands denkt – siehe ebo @ 09:13 – reicht Facpalmieren niccht mehr!
@european – @ 10:42
Ordnungsruf, mein Lieber, nicht immer so schlaue Fragen stellen! 😉
unter weiter unten – @ 17:45 –, Kurzfassung: Probleme im Innern? Geh’ nach draußen! Btw.: Das gilt auch und gerade für den Wiederaufbau: “Herrlich! Wenn jemand was will sagen wir einfach: “It’s the Ukraine (economy), stupid!”” (und die Kohle für UA stecken wir uns untereinander zu!) Sehr schön gefolgert. Danke!
Ditmar Porth
19. Januar 2024 @ 14:09
Die Kriegstreiber in der Welt, unterstützt von der Waffenindustrie, haben wieder die Oberhand. Der normale Bürger kann das nicht verstehen was da abgeht. Die Tauben sind still geworden und haben nichts mehr zu sagen, auch ein Erfolg der Medien die mehrheitlich immer auf der konservativen Seite waren. Wo ist der Aufstand gegen die Kriegstreiber ???
european
19. Januar 2024 @ 10:42
Ich finde ja, dass der Wertewesten sich langsam mal entscheiden sollte, wie weiter argumentiert wird.
Entweder haben wir es hier mit den immer wieder beschworenen tumben Russen mit ihrem laecherlich veralteten Geraet zu tun, die seit zwei Jahren bereits den Krieg verloren haben oder aber es sind die Russen, die schon morgen vor Berlin stehen. Diese Standpunkte werden nie zusammenfinden.
Scheinbar brauchen unsere Kriegstreiber diesbezueglich etwas Argumentationshilfe 😉
Und natuerlich werden nur russische Aeusserungen als Kriegsdrohung empfunden. Wie aber soll man “The Grand Chessboard” betrachten? Welche Bezeichnung geben wir dieser niedergeschriebenen Strategie, die bereits 1999 formuliert wurde und die man hier nachlesen kann:
https://www.cia.gov/library/abbottabad-compound/36/36669B7894E857AC4F3445EA646BFFE1_Zbigniew_Brzezinski_-_The_Grand_ChessBoard.doc.pdf
KK
19. Januar 2024 @ 15:32
“Entweder haben wir es hier mit den immer wieder beschworenen tumben Russen mit ihrem laecherlich veralteten Geraet zu tun, die seit zwei Jahren bereits den Krieg verloren haben oder aber es sind die Russen, die schon morgen vor Berlin stehen. Diese Standpunkte werden nie zusammenfinden.”
Das ist ja genau der Trick: Verwirrung stiften, damit alle nur noch blind hinter dem Kriegsgeschrei herrennen. Wie 1914.
Kleopatra
19. Januar 2024 @ 08:52
Sind die Äußerungen des russischen Putin wie die, dass ein großer Teildes gegenwärtigen polnischen Territoriums ein Geschenk Stalins sei und dass man seine polnischen „Freunde“, falls sie dies vergessen haben sollten, bei Gelegenheit daran erinnern werde, etwas anderes als eine kaum verhüllte Kriegsdrohung? Putins Äußerungen bleiben natürlich vor einer eindeutigen Ankündigung eines Einmarschs stehen, damit er lügen kann, er habe keinen Krieg angedroht, aber ein Staatsoberhaupt ist kein Hanswurst, der unverbindliche Scherze machen darf, sondern auch seine Andeutungen müssen ernst genommen werden. Im Übrigen hat niemand seine Aussagen, der Zerfall der Sowjetunion sei die größte geopolitische Katastrophe der jüngsten Zeit, ernst genommen, bzw. man hat sie als sentimentales Gesülze abgetan. Tatsächlich müssen aber Putins Äußerungen allesamt ernst genommen werden, wie wir spätestens seit dem 24.2.22 wissen.
ebo
19. Januar 2024 @ 09:13
Putins Äußerung ist inakzeptabel. Aber damit steht er nicht allein. Bereits seit Jahrzehnten reden westliche Politiker von einer “Dekolonisierung” – sprich: Zerstückelung – Russlands. Ein Zitat von vielen:
Um zu verhindern, dass Russland jemals wieder die US-Hegemonie bedrohe, sprach sich der frühere Verteidigungsminister Dick Cheney dafür aus, sich nicht nur mit der Zerschlagung der Sowjetunion zufriedenzugeben, sondern auch Russland selbst zu zerschlagen. Quelle: https://www.telepolis.de/features/Russland-dekolonisieren-Will-der-Westen-die-Russische-Foederation-zerstueckeln-7274966.html?seite=all
Im vergangenen Jahr fanden sogar Konferenzen zur “Dekolonisierung” im Europaparlament statt. Auch eine Kriegsdrohung?
Kleopatra
21. Januar 2024 @ 21:21
Sie stellen vereinzelte Äußerungen, die teils obskuren Quellen zugeschrieben werden, Putins ständiger Art sich zu äußern gleich. Das ist nicht angemessen: Putins Äußerungen dürften allenfalls mit denen eines amerikanischen Präsidenten verglichen werden. Dass EP-Abgeordnete von der Zerschlagung Russlands fantasieren, ist doch Stand nach dem Kriegsbeginn.
Sascha K
19. Januar 2024 @ 09:15
Hätte sich die USA an ihre Zusagen im Zusammenhang mit der deutschen Einheit gehalten (“not an inch”) gehalten, müssten wir diese Diskussion nicht führen. Und die ehem. Länder der Sowjetunion dürfen sich durch Russland bedroht fühlen, aber Russland eben auch von der US-geführten Nato…
KK
19. Januar 2024 @ 15:35
” („not an inch“) ”
Als Zyniker würde ich sagen, die Amerikaner haben sich sogar wörtlich an diese Zusage gehalten: In EUropa gilt ja das metrische System…
MarMo
18. Januar 2024 @ 22:25
Der „DGAP-Experte“ Christian Mölling (wer und was in Deutschland alles so Experte genannt wird …) hat bevor er zur DGAP kam beim German Marshall Fund of the United States gearbeitet, einer Art transatlantischer Lobbyorganisation. Wenigstes in diesem Blog – finde ich – könnte das Erwähnung finden. Das hilft bei der Einordnung, woher der Wind weht.
ebo
18. Januar 2024 @ 23:32
Möllings Vita hatte ich als bekannt vorausgesetzt 🙂
WBD
20. Januar 2024 @ 14:13
Ich hätte jetzt spontan noch nicht mal ‘DGAP’ korrekt entschlüsseln können – Deutsche Gesellschaft für abenteuerliche Politik ?
Arthur Dent
20. Januar 2024 @ 15:41
@MarMo
Christian Mölling hat meines Wissens Zivil- statt Wehrdienst geleistet. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, aber warum gilt er dann ausgerechnet als Militärexperte? Carlo Masala hat auch keinen aktiven Militärdienst geleistet.
KK
20. Januar 2024 @ 17:07
Auch Anton Hofreiter und Agnes Strack-Zimmermann, unsere selbsternannten Panzergrenadiere, nicht… von Baerbock gar nicht angefangen, die war schon als Kind auf Friedensdemos (hat aber dann später beim Völkerrecht offenbar nicht aufgepasst…)
Arthur Dent
18. Januar 2024 @ 22:17
Die Nato-Manöver stehen schon lange fest, die erstrecken sich über Monate über halb Europa.
Für die amerikanische Bevölkerung ist die Außenpolitik ziemlich unwichtig. Die interessieren sich mehr für die Innenpolitik – da sind sehr pragmatisch und stimmen nach dem Geldbeutel ab. Nur in der europäisch-deutschen Provinz macht die veröffentlichte Meinung ein Heidenbrimborium um den nächsten Potus. (Ich hab keine Ahnung, wer gerade in Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta oder Rumänien regiert). Dafür weiß ich jetzt viel über Schnee in allen Varianten – ARD, WDR „feuern“ da aus allen Rohren… – man glaubt´s nicht.
european
18. Januar 2024 @ 17:45
Ich habe den ganz dumpfen Verdacht, dass allen Beteiligten diese Kriegstreiberei sehr gelegen kommt, weil sie von allen aktuellen und wirklich draengenden Problemen ablenkt. Europa steckt in der Krise, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Niemand hat eine Loesung, weder fuer das Land noch die EU.
Kriegswirtschaft ist auch Wirtschaft und ein, wenn auch herbeigeredeter, Feind muss natuerlich mit allen Mitteln bekaempft werden. Dahinter muss alles andere zurueckstehen. Das muessen die Buerger doch einsehen. 😉 Dass Europa dabei auf voellig verlorenem Posten steht, ist zwar der Elefant im Raum, aber niemand will es aussprechen. Die USA werden sich aus allem zurueckziehen und der EU den Truemmerhaufen ueberlassen.
Alle fuerchten Trump und seine Idee, dass die USA sich aus der NATO zurueckzieht. Gerade hat er haushoch Iowa gewonnen, zwar nur in der Vorwahl, aber immerhin mit ueber 51%. Deshalb muss die NATO noch schnell ihre Wichtigkeit betonen. Aehnlichkeiten mit dem Kosovo-Konflikt brennen einem die Augen aus. Auch damals war die NATO eigentlich nicht mehr wichtig und die Geschaefte, die damit einhergingen, entsprechend ruecklaeufig.
Der “Investitionsbedarf” der Ukraine hat mittlerweile die 400 Mrd-Marke geknackt und unser Wirtschaftsminister spricht fleissig Garantien fuer Unternehmen aus in einem Land, das als das korrupteste Land Europas bekannt ist. Garantien und Buergschaften sind Unmittelbarverpflichtungen bei denen der Garant/Buerge keinerlei Rechte hat. Sie sind sofort faellig und muessen bei Unternehmen auch entsprechend als Schulden bilanziert werden. Die ukrainischen Oligarchen, die nach Rumaenien, Bulgarien und Monte Carlo “gefluechtet” sind, lassen bei solchen Nachrichten die Korken knallen. Das wird was.
https://www.epochtimes.de/politik/ausland/habeck-deutschland-gibt-investitionsgarantien-fuer-ukraine-andere-sollen-mitziehen-a4558901.html
Nurmalso zum Vergleich. Deutschland allein hatte vor der letzten Wahl einen Investitionsrueckstau von 500 Milliarden, um an den aktuellen Standard aufzuschliessen. Dafuer ist kein Geld da. Und man wundert sich ueber den Aufstieg der AfD und will sie verbieten.
KK
18. Januar 2024 @ 16:55
“Bisher gibt es keine Anzeichen, dass Russland den Krieg über die Ukraine hinaus ausweiten will. Dennoch rühren Militärs und Politiker die Kriegstrommeln.”
Machen die das jetzt so forciert, weil nach dem DSA ab 17.02.24 derartige Desinformation rechtswidrig ist? 😉
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“Auch Experten heizen die Kriegsangst in Europa an…”
Sollten wir hier nicht ehrlicherweise von “sogenannten Experten” sprechen? Es ist doch gar nicht mehr die Expertise ausschlaggebend, sondern das, was an der Stelle gehört werden will…