Ungarn unter Druck – UEFA stoppt Regenbogen
Ungarn gerät wegen seiner homophoben Mediengesetze unter Druck. Die EU–Kommission will die Gesetze prüfen, auch die Europaminister beugen sich über den Fall. Nur von der UEFA bekommt Premier Orban Hilfe.
Die UEFA hat es München untersagt, die Fußball-Arena beim letzten EM-Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn am Mittwoch in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen.
Wegen des politischen Kontextes müsse der Antrag abgelehnt werden, erklärte die Europäische Fußball-Union. Der Münchner Stadtrat hatte sich in einem fraktionsübergreifenden Antrag dafür ausgesprochen, das Stadion entsprechend zu beleuchten.
Das war politisch korrekt – aber auch umstritten. Denn der Regenbogen hätte das Länderspiel zu einem Politikum gemacht. Die ungarischen Spieler und Zuschauer wären vorgeführt und “belehrt” worden.
Dabei werden Schwule auch im deutschen Fußball diskriminiert; die meisten homosexuellen Spieler wagen es nicht einmal, öffentlich Farbe zu bekennen. Der Münchener “Regenbogen” wäre, so gesehen, ein ziemlich verlogenes Signal.
Verlogen ist aber auch die EU. Seit Jahren sieht sie zu, wie Orban die Medien in Ungarn knebelt. Doch erst jetzt, wo es um die LGBT-Rechte geht, wacht sie plötzlich auf. Was ist mit den Rechten anderer Minderheiten, etwa der Roma?
Wann wird die EU–Kommission endlich einschreiten? Das Europaparlament hat bereits eine Untätigkeits-Klage auf den Weg gebracht – doch geschehen ist nichts…
Siehe auch “Rechtsstaat: EU-Parlament klagt gegen Kommission”
P.S. Deutschland und 13 weitere EU-Staaten haben die Kommission aufgefordert, umgehend gegen das umstrittene ungarische Homosexuellen-Gesetz vorzugehen. Die Behörde müsse “alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente” gegen das “diskriminierende” Gesetz nutzen, heißt es in einer Erklärung der Länder, die von Belgien, Luxemburg und den Niederlanden initiiert wurde. Notfalls soll die Kommission auch vor den Europäischen Gerichtshof ziehen.
Armin Christ
25. Juni 2021 @ 18:10
Nun hat Frau Mwrkel vor 4 Jahren allerhöchstselbst, zusammen mit vielen aus ihrer Fraktion, gegen “die Ehe für Alle” gestimmt.
Die mediale Aufregung entbehrt nicht der Heuchelei.
european
23. Juni 2021 @ 10:03
Naja, der Fußball ist nicht dafür bekannt, Vorreiter in Sachen sexuelle Vielfalt zu sein. Ich glaube, wir wären alle überrascht, wer im deutschen Fußball nicht hetero ist, wenn wir es denn wüssten. Von daher wundert die Entscheidung der UEFA nicht.
Aber die Stadt München könnte ein Zeichen setzen. Die Arena gehört nicht dem UEFA-Verband.
ebo
23. Juni 2021 @ 10:10
Für mich ist der viel größere Skandal, dass die UEFA in Baku spielen lässt – beim Diktator Alijev, der Totenschädel von Armeniern öffenlich ausstellt und mit türkischen und syrischen Islamisten in den Krieg zieht. Wie stehen unsere türkischen und syrischen Freunde eigentlich zu LGBT?
european
23. Juni 2021 @ 10:15
Schweigen im Wald. Mehr kann man dazu nicht sagen.
Sport sollte unpolitisch sein, aber man kann sich für oder gegen bestimmte Austragungsorte entscheiden, ohne es zu politisieren. Aber die UEFA – Granden scheinen mir so abgehoben vom Rest der Welt, dass sie solche naheliegenden Argumente nicht mal in Erwägung ziehen.
Zumindest hat es den Anschein.
Josef Berchtold
23. Juni 2021 @ 09:28
Es ist typisch für Diktatoren, gegen Homosexuelle vorzugehen. In einer Diktatur entsteht bekanntlich gesellschaftlicher Druck, der muss auf Minderheiten abgewälzt werden können. Mal sehen, wann er, ähnlich dem neuen türkischen Sultan, dann im Bio-Unterricht die Evolutionslehre aus dem Unterricht nehmen wird, für die Hauptschüler, die dann leichter an Gott und seine Stellvertreter auf Erden glauben, so auch an den Diktator.
pitiplatsch
23. Juni 2021 @ 08:57
Nachdem wir als tägliche Projektionsfläche für das “Böse” die Briten verloren haben, Erdogan tabu ist, wir uns an die Chinesen noch nicht herantrauen und seit gestern die 27 Mio. sowj. Kriegsopfer wieder ehren (keine Erwähnung am 75. Jahrestag der Kapitulation am 8.5.20), bleibt uns nur der Herr Orbán.