Umsturz in Syrien: Kallas fehlen die Worte

Es war der erste außenpolitische Test für die neue EU-Kommission: der Umsturz in Syrien und seine möglichen Folgen für EUropa. Die neue Außenbeauftragte hat ihn nicht bestanden.

In Syrien wird Geschichte geschrieben. Islamistische Kämpfer und andere Regime-Gegner ziehen vom Norden, offensichtlich mit Rückendeckung der Türkei, durch das Land und stürzen Machthaber Assad.

Assads “Schutzmächte” Iran und Russland sehen tatenlos zu und erleiden eine enorme taktische, wenn nicht strategische Niederlage. Derweil ist Israel in Lauerstellung gegangen; die Armee könnte jederzeit intervenieren.

Und was macht die EU? Tagelang unternimmt sie gar nichts – Schweigen im Walde. Und dann, kurz vor dem historischen Umsturz, kommt diese magere Erklärung der neuen EU-Außenbeauftragten Kallas:

The European Union is closely monitoring the fast-moving and volatile situation in Syria. With fighting between armed groups escalating throughout the country, we urge all parties to protect civilians and ensure the safety of humanitarian aid workers.

We reiterate our call for a political solution consistent with UN Security Council Resolution 2254.

Zu gut deutsch: Wir beobachten die Lage. Zum Vorgehen unserer “Freunde” Türkei und Israel wollen wir uns nicht äußern. Zum Vormarsch der (plötzlich westlich gewendeten) Islamisten fehlen uns die Worte.

Immerhin reichte sie dann heute (Sonntag) noch dies nach:

Aber viel mehr als Schadenfreude kommt da nicht zum Ausdruck. Erneut fehlt jedes Wort zu den neuen, islamistischen Herrschern. Man darf gespannt sein, wie es weiter geht. Wird die EU den USA folgen, der Türkei, oder Israel?

Oder wird sie doch noch eine eigene Haltung entwickeln, wie dies einer “geopolitischen Kommission” anstünde? Bisher ist davon nichts zu sehen. Dabei droht eine neue Flüchtlingswelle; sie würde EUropa treffen, wie üblich…

Siehe auch Update Syrien: Von der Leyen fährt Kallas in die Parade und Syrien: Plötzlich sind Islamisten keine Gefahr mehr

P.S. Wenn das neue Regime hingegen sog. “westliche Standards” erfüllen sollte, stünde der Rückkehr der syrischen Flüchtlinge nichts mehr im Wege. Was sagt eigentlich die deutsche Bundesregierung?