Ukraine-Krieg: Frieden mit den Saudis – ausgerechnet?
Darauf muss man erstmal kommen: Am Wochenende soll Saudi-Arabien eine Friedenskonferenz ausrichten – nicht für den Jemen, sondern für die Ukraine! Das Treffen kommt einer außenpolitischen Bankrotterklärung der EU gleich.
Die Friedenskonferenz soll am Samstag und Sonntag in der Küstenstadt Dschidda auf der Ebene nationaler Sicherheitsberater stattfinden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Riad erfahren hat.
Erwartet werden Vertreter der Ukraine, der USA, der EU, Großbritanniens sowie aus Chile, Indonesien, Ägypten und der Türkei. Deutschland ist mit dem außenpolitischen Berater von Kanzler Olaf Scholz, Jens Plötner, vertreten.
Russland wurde nicht eingeladen, die Teilnahme Chinas ist unsicher. Auch andere wichtige Länder wie Brasilien und Südafrika fehlen bisher. Der Versuch, den “globalen Süden” einzubinden, ist offenbar gescheitert.
Kein Frieden in Sicht
Frieden ist von diesem Treffen auch nicht zu erwarten. Denn es geht nicht etwa um einen Waffenstillstand, sondern lediglich um die ukrainische “Friedensformel”. Die sieht eine Waffenruhe aber erst nach einem vollständigen Abzug Russland vor.
Ein erstes Treffen in Dänemark war ohne greifbare Ergebnisse verlaufen. Dass die EUropäer nun ausgerechnet auf Dschidda und die Saudis setzen, kommt einer außenpolitischen Bankrotterklärung gleich.
Schließlich ist Saudi-Arabien selbst in den schmutzigen Krieg im Jemen verwickelt. Das autoritär regierte Land tritt die Menschenrechte mit Füssen; den Mord an dem Journalisten Khashoggi soll Kronprinz bin Salman persönlich angeordnet haben.
Vom Paria zum Freund
Vor ein paar Jahren machten die EUropäer daher noch einen großen Bogen um Saudi-Arabien und seine blutrünstigen Herrscher. Nun haben sie nicht nur ihren Frieden mit Salman gemacht, der wie ein enger Freund empfangen wird.
Vielmehr wollen Plötner & Co., dass die Saudis für Frieden in EUropa sorgen – ausgerechnet. Auf die naheliegende Idee, selbst Verhandlungen einzuleiten und ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, kommen die EU-Politiker nicht.
Im Krieg sind sie von den USA abhängig, bei der Friedenssuche von den Saudis. Was kommt als Nächstes? Eine Menschenrechts-Konferenz in Aserbaidschan?
Siehe auch “Top Secret: Wie lautet die ukranische Friedensformel?”
P.S. Den Konferenzort Dschidda haben offenbar die USA ausgesucht. Damit solle China angelockt werden, heißt es. Tatsächlich sieht es nun so auch, dass Peking doch eine Delegation schickt, die allerdings eher Beobachter-Status haben dürfte.
Katla
4. August 2023 @ 21:55
Politico meint, Saudi-Arabien benutzt die Ukraine nur für eigene PR-Zwecke: https://www.politico.eu/article/saudi-arabia-jeddah-ukraine-war-middleman-russia-pariahpeacemaker/
Mag sein und das ist auch eines der grössten Probleme. Bisher benutzt jedes Land und auch die EU in ihrer Gesamtheit die Ukraine nur für die eigenen Zwecke. Ausser dem Vatikan (und den afrikanischen Ländern vielleicht) – wer bemüht sich hier wirklich uneigennützig um eine Befriedung des Konflikts? Um des Friedens willen? Frieden scheint als völlig überholtes Konzept in den internationalen Beziehungen abgeschrieben zu sein.
Gerade heute wieder gelesen: die Saudis kaufen von Russland billiges Öl für ihren eigenen Bedarf, ihr eigenes, gedrosselt gefördertes Öl verkaufen sie teuer an die Europäer. Wie ehrlich kann ein Makler überhaupt sein, der nur an der Verlängerung des Status quo interessiert ist?
KK
4. August 2023 @ 18:46
@ ebo:
„Die USA und die EU versuchen, dem Rest der Welt die ukrainische „Friedensformel“ schmackhaft zu machen.“
Also das Schlimmste!
Muss ich mir wenigstens um die künftige Heizung meiner Hütte keine Gedanken mehr machen, wenn uns die Welt sowieso bald um die Ohren fliegt…
KK
4. August 2023 @ 16:18
Ohne Russland ist das eine Art Jalta-Konferenz, bevor die Alliierten überhaupt in den Krieg eingetreten sind.
Wie bescheuert ist das denn? Wie kann ich über einen möglichen Frieden konferieren, wenn eine der beiden Kriegsparteien weder am Tisch sitzt noch kurz vor der Niederlage bereits am Boden liegt wie Nazideutschland im Februar 1945, als in Jalta über die Zukunft Deutschlands verhandelt wurde?
Das ist keine Friedenskonferenz, das ist entweder die Vorbereitung für eine weitere Eskalation, also eine Kriegskonferenz – oder das Einbremsen der utopischen Bedingungen der Ukraine, um eine weitere Eskalation, also einen dritten Weltkrieg, vielleicht doch noch zu verhindern. Nach dem, wie es bis jetzt gelaufen ist, befürchte ich aber eher das Schlimmste…
ebo
4. August 2023 @ 16:22
Die USA und die EU versuchen, dem Rest der Welt die ukrainische “Friedensformel” schmackhaft zu machen. Da diese keinen Frieden verspricht, ist das Ganze eine Maskerade
WBD
4. August 2023 @ 15:52
Ich habe mitbekommen, daß einige Länder (Mexico, zB) nicht daran teilnehmen, weil auch Russland nicht eingeladen wurde. Mit der sehr überzeugenden Begründung, daß auf einer solchen Konferenz doch auch alle Kriegsteilnehmer eingeladen werden müssten…
Es waren wohl mehrere Länder, die ähnlich argumentiert haben. Diese Liste würde mich gern mal sehen!
Katla
4. August 2023 @ 14:50
Eigentlich kann man sich nur jeden Tag wiederholen – das Bild, dass die EU als internationaler politischer Akteur abgibt, ist so armselig, so jämmerlich… welche Daseinsberechtigung, welche Legitimation will sich ein Staatenverbund noch beanspruchen, der nicht mal ansatzweise eine Vorstellung hat, wie mit einem Krieg in unmittelbarer Nähe verantwortungsvoll umzugehen ist? Ausser Sanktionen, die die Volkswirtschaften Europas mittelfristig völlig überstrapazieren werden, fällt diesen Gestalten wirklich nichts ein?
Man muss einfach seinen Augen trauen und das wahrnehmen und glauben, was man sieht: sie wollen keinen Frieden in der Ukraine, Russen und Ukrainer sollen schön immer weitersterben, in einem offensichtlich sinnlosen und “gerecht” niemals gewinnbaren Krieg. Oder anders: sie dürfen keinen Frieden wollen, denn darüber entscheiden ja die USA, EU-Diplomatie ist somit ausgeschlossen.
Nie wieder will ich von diesen verlogenen, korrumpierten Gestalten auch nur ein Wort von “Frieden”, “Menschenrechte”, “Wert des menschlichen Lebens”, ” europäische Werte” hören. Was für eine kaltschnäuzige Pervertierung von allem, was sie selbst uns jahrzehntelang vorgebetet haben!
Monnet und Schuman hatten noch kleinere und ehrlichere Brötchen gebacken und ich bin mir sicher, dass sie entsetzt wären, wenn sie den Geist, den sie damals riefen, in seinem heutigen Zustand erleben müssten.