“Tajani muss zurücktreten”

“Hitler hat auch Gutes getan, zum Beispiel die Autobahnen.” Ungefähr auf diesem Niveau bewegen sich die Äußerungen von EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, die für Wirbel und Rücktrittsforderungen sorgen.

Mussolini habe vor der Einführung der Rassengesetze und vor der Kriegserklärung “an die ganze Welt” auch “einige positive Dinge getan”, sagte Tajani in einem Interview von Radio24. 

Auf Nachfragen machte der bekennende Berlusconi-Fans alles noch schlimmer: “Ich bin kein Faschist, ich war nie ein Faschist. Aber wenn wir ehrlich sein wollen, hat er Straßen, Brücken, Gebäude, Sportanlagen gebaut.”

In Deutschland wäre klar, was nun geschehen müsste: Rücktritt, sofort. Doch in der EU läuft das anders. Hier kommen erstmal die Rücktritts-Forderungen, und dann die Ausreden.

“Unglaubliche Zitate von Tajani über Mussolini: Wie kann der Präsident des Europäischen Parlaments den Charakter des Faschismus so verleugnen?”, schrieb SPD-Vormann Udo Bullmann auf Twitter.

Noch weiter ging die Spitzenkandidatin der Grünen, Ska Keller: „Die Äußerungen sind eines Präsidenten des Europäischen Parlaments unwürdig und absolut inakzeptabel. Antonio Tajani muss die unsägliche Verharmlosung des Faschismus zurücknehmen oder als Präsident des Europäischen Parlaments zurücktreten.“

Für einen Rücktritt sprach sich auch die Linke aus. „Ich bin absolut fassungslos über die wohlwollenden Äußerungen von Antonio Tajani über den italienischen Massenmörder Mussolini“, sagte Gabi Zimmer, Vorsitzende der Linksfraktion GUE/NGL. Der Faschismus dürfe niemals relativiert werden.

„Deshalb fordern wir als Linksfraktion den sofortigen Rücktritt von Antonio Tajani als Präsident des Europäischen Parlaments.“

Doch Tajani denkt gar nicht daran. Er spricht von “Manipulationen” – und verlässt sich auf Manfred Weber. Dem Spitzenkandidaten der konservativen EVP hat er schließlich seinen Job zu verdanken.

Und Weber hat gerade anderes zu tun: Er muß sich um Viktor Orban kümmern, der mit Fake-News gegen Brüssel für Wirbel sorgt. Wenn nicht alles täuscht, will Weber dafür sorgen, dass Orban in der EVP bleiben darf.

Und danach wird er seinen Buddy Tajani retten, oder?

Siehe auch “Webers und Tajanis gefährliche ‘Ausrutscher'”

P.S. Tajani hat sich mittlerweile entschuldigt: “Als ein überzeugter Antifaschist” entschuldige er sich bei allen, die er mit seinen Äußerungen verletzt habe, erklärte der Italiener. Auf keinen Fall habe er damit ein “totalitäres Regime” rechtfertigen wollen. Na dann…