SPD: Deutschland muss EUropa führen

Die Zeitenwende erreicht EUropa: SPD-Chef Klingbeil fordert, Deutschland müsse den Anspruch einer “Führungsmacht” verfolgen.

“Deutschland steht immer mehr im Mittelpunkt, wir sollten diese Erwartung, die es an uns gibt, erfüllen”, sagte Klingbeil in einer Grundsatzrede. “Deutschland muss den Anspruch einer Führungsmacht haben.”

Die Zeit der Zurückhaltung sei vorbei, so der SPD-Mann. Leider erklärte er nicht, wohin er Deutschland und die EU führen will. Dabei macht ein Führungsanspruch keinen Sinn, solange man nicht weiß, wohin es eigentlich gehen soll.

Klar ist nur, dass die Rede einen Bruch mit der deutschen Europapolitik und der sozialdemokratischen Ostpolitik bedeutet. In der EU verstand sich Deutschland bisher eher als ausgleichende “Macht in der Mitte” (H. Münkler), nicht als Anführer.

Und in der Ostpolitik war die SPD auf einen Interessenausgleich mit Russland bedacht. Damit ist es offenbar vorbei. Die “Zeitenwende” à la Klingbeil klingt nach einem Bruch mit Russland und einer Absage in die Entspannungspolitik von E. Bahr.

In den Ohren der Ukraine dürfte die Rede wie Musik klingen. In Frankreich hingegen könnte sie nicht so gut ankommen. Klingbeil erhebt seinen Führungsanspruch wohl nicht zufällig kurz nach der Wahlschlappe von Präsident Macron

Siehe auch “Der Fluch des deutschen EUropa”

P.S. Im aktuellen RTL/ntv Trendbarometer rutscht die SPD unter die 20 Prozent-Schwelle. Sie liegt mit 19 Prozent nun 4 Prozentpunkte hinter den Grünen (23%) und 9 Prozentpunkte hinter CDU/CSU, die diese Woche auf 28 Prozent kommt.