Neues vom Wirtschaftskrieg (73): Neue Front in Kaliningrad

Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Die deutschen Erzeugerpreise legen um 33,6 Prozent zu – ein Rekord. Der Rubel legt auch noch mehr zu – für die russische Regierung ist er schon zu stark. Und die EU macht in Kaliningrad eine neue Sanktions-Front auf.

  • Russland hat Litauen “offen feindselige” Beschränkungen des Bahn-Frachtverkehrs in die russische Exklave Kaliningrad im Zuge der EU-Sanktionen vorgeworfen. Sollte der Frachttransit zwischen Kaliningradund dem Rest Russlands über litauisches Gebiet nicht rasch vollständig wiederhergestellt werden, behalte sich Russland “das Recht auf Handlungen zum Schutz seiner nationalen Interessen vor”, warnte das Außenministerium in Moskau. Brüssel betonte, die Maßnahmen stünden im Einklang mit EU-Sanktionen, kündigte aber eine Überprüfung der Leitlinien zu den Strafmaßnahmen an. – Außenvertreter Borrell räumte ein, dass er selbst in Litauen nachfragen mußte, um die Lage zu klären. Er sagte, von einer Blockade könne keine Rede sein, zudem sei alles mit der EU-Kommission abgesprochen. Die hatte am Vormittag noch so getan, als habe sie mit der Sache nichts zu tun…
  • Der Rubel ist am Montag an der Moskauer Börse in die Höhe geschossen und hat gegenüber dem US-Dollar ein neues Mehrjahreshoch erreicht. Der Anstieg erfolgte trotz des Vorschlags der Zentralbank von letzter Woche, die Kapitalkontrollen aufzuheben, die die Währung angesichts der internationalen Sanktionen stützen. Die russische Währung sank am Montag kurzzeitig auf 55,44 Rubel pro Dollar, den höchsten Kurs gegenüber der US-Währung seit Juni 2015, gab dann aber wieder leicht nach. Auch gegenüber dem Euro wurde der Rubel knapp über 58 gehandelt, ebenfalls nahe einem Siebenjahreshoch. Die Regierung ist der Ansicht, dass die russische Währung derzeit zu stark ist, und einige Beamte schlagen vor, den Rubel auf 70 bis 80 Rubel pro Dollar zu schwächen.
  • Die deutschen Hersteller haben ihre Erzeugerpreise infolge des Ukraine-Kriegs im Mai abermals in Rekordtempo erhöht. Sie legten um durchschnittlich 33,6 Prozent zu. “Dies war der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949”, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. “Damit verzeichneten die gewerblichen Erzeugerpreise seit Dezember 2021 jeden Monat neue Rekordanstiege.” Von Reuters befragte Ökonomen waren von einem unveränderten Wert von 33,5 Prozent ausgegangen. Allein von April auf Mai ging es bei den Produzentenpreisen um 1,6 Prozent nach oben. Für die Verbraucher verheißt die Entwicklung nichts Gutes, gilt sie doch als Vorläufer für die allgemeine Inflation.

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