Schweden rückt Nato-Beitritt näher – doch Sicherheit bringt es nicht
Das türkische Parlament hat die Aufnahme Schwedens in die Nato gebilligt. Damit ist der Beitritt näher gerückt. Doch mehr Sicherheit bringt das Land nicht – Stockholm ist erpressbar und hat Angst.
Nach dem Votum des Parlaments wird erwartet, dass Präsident Erdogan den Vertrag zum Beitritt in den kommenden Tagen unterzeichnet. Der schwedische Ministerpräsident Kristersson teilte mit, sein Land sei nun einen Schritt näher an der Nato-Mitgliedschaft.
Allerdings sind noch nicht alle Hürden überwunden. So steht noch die Zustimmung aus Ungarn aus. Regierungschef Orban könnte das nutzen, um erneut Druck auf Stockholm auszuüben – genau, wie dies Erdogan monatelang erfolgreich versucht hat.
Die rechtslastige Regierung hat sich dabei als erpressbar erwiesen. Erdogan verzögerte die Ratifizierung unter anderem mit der Begründung, Schweden zeige mangelnden Einsatz gegen “Terrororganisationen” wie die kurdische Arbeiterpartei PKK.
Kristersson ließ sich auf mehrere Zugeständnisse ein. Dazu zählt die Verschärfung der schwedischen Anti-Terror-Gesetzgebung und eine erste Verurteilung wegen Terrorfinanzierung im Zusammenhang mit der PKK. Weitere dürften folgen.
Besorgniserregend ist aber auch die Stimmung im Lande. In Schweden ist eine regelrechte Kriegs-Hysterie ausgebrochen. Sogar Kinder haben Angst: “Die Russen kommen”, heißt es auf TikTok. Ausgelöst wurde die Hysterie allerdings von Politik und Militär.
Wie ein solches Land mehr Sicherheit im euroatlantischen Raum bringen soll, ist schleierhaft. Genau das ist aber von einem Nato-Beitrittskandidaten gefordert…
Ute Plass
25. Januar 2024 @ 14:00
Immmer wieder gehaltvolle Kommentare, insbesondere die von @european,
Sehr empfehlenswert vom Kognitionsforscher Rainer Mausfeld folgendes Gespräch über sein neuestes Werk: “Hybris und Nemesis”.
https://oe1.orf.at/programm/20240118/746495/Rainer-Mausfeld-Psychologe
Erkenntnisreich in auch Bezug auf eigenes Denken und hilfreich um Propaganda und Indoktrinations-Mechanismen zu durchschauen, die aktuell kriegstreiberische Medien nutzen um die Bevölkerung auf “Kriegstüchtigkeit” zu trimmen.
Monika
25. Januar 2024 @ 12:21
@Kleopatra: ..Haltung zu Russland wohl immer vom Bewusstsein für die mit der wirtschaftlichen Attraktivität gleichzeitig vorhanden Gefahr geprägt…
Genau aus dieser Geisteshaltung “ich habe was, was du nicht hast, deshalb willst du mir auf jeden Fall Böses, (denn wenn du was hättest,würde ICH es dir auf jeden Fall neiden und wegnehmen wollen)” feinden Reiche jegliche Sozialsicherung als überflüssig weil leistungsmindernd an, ist ein sozialistisches Staatsmodell mit klarer Kante zu bekämpfen, ein kommunistisches gar des Teufels! Aus dieser Geisteshaltung heraus ist immer ein bitterböser, unmenschlicher, verabscheuungswürdiger Feind nötig, für beide Seiten einträchtige und einträgliche Nachbarschaft “undenkbar”. Was für ein Wahn!
MarMo
24. Januar 2024 @ 22:34
Diese ganzen Transatlantiker hier in Deutschland ebenso wie in der EU sind wirklich irre. Man müsste sie alle in die geschlossene Psychatrie einweisen. Schon deshalb, weil sie so gefährlich sind. Die Menschen glauben diesen Irrsinn.
Karl
24. Januar 2024 @ 14:52
“Was Finnland und Schweden betrifft, so stehen sie … nicht auf der richtigen Seite der Geschichte.” ->
Das Ende des nordischen Modells – von Heikki Patomäki
https://monde-diplomatique.de/artikel/!5844527
KK
24. Januar 2024 @ 14:17
Wäre Schweden in Bezug auf Russland doch so gelassen wie in Bezug auf die Corona-Hysterie… was läuft da jetzt falsch?
Und vor allem: Ist Schweden nicht wie auch Finnland mit der jahrzehntelangen weitgehenden Neutralität gut gefahren? Warum geben die Länder das alles auf? Glauben die wirklich, Russland hätte plötzlich Interesse, diese Länder und ganz EUropa anzugreifen?
Mit dem im Vergleich zu den USA mickrigen Militäretat schaffen die es ja nicht mal, in der Ukraine Fakten zu schaffen – die wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert! Denn eins ist Putin sicherlich nicht: Ein durchgeknallter Hallodri – wie zB ein Donald Trump! Vor dem sollten die EUropäer und die ganze Welt wirklich Angst haben, denn der ist wirklich unberechenbar.
ebo
24. Januar 2024 @ 14:42
Das frage ich mich auch. Vor allem Finnland steht sich jetzt viel schlechter als vor dem Nato-Beitritt. Mit dem neuen Zaun und der Abschottung leidet die Wirtschaft, die früher von Handel und Tourismus mit Russland profitierte; gleichzeitig wächst die Abhängigkeit von den USA.
Kleopatra
25. Januar 2024 @ 09:50
Die Finnen wissen von allen Ländern am besten, was für gefährliche Nachbarn die Russen sind, denn sie wurden im Jahr 1939 angegriffen wie 2022 die Ukraine (und sie haben sich verteidigt wie Ukrainer). Die sowjetische Seite scheint seinerzeit auch erwartet zu haben, dass die finnischen Arbeiter sie als Befreier begrüßen (stattdessen trug der Krieg vielmehr zu einer Art Union sacrée zwischen den Sozialpartnern bei). Insofern war die finnische Haltung zu Russland wohl immer vom Bewusstsein für die mit der wirtschaftlichen Attraktivität gleichzeitig vorhanden Gefahr geprägt, und für sie war die Entscheidung für die NATO eher wenig spektakulär. Die geschilderte Hysterie in Schweden kommt wahrscheinlich davon, dass sie sich zu lange von linken Pazifisten haben einreden lassen, die Russen hätten keine bösen Absichten; die Stimmung hat etwas von dem feurigen Glauben von Neubekehrten.
Wer meint, Russland sei wenig gefährlich, weil es arm und relativ schwach sei, übersieht übrigens, dass seine Führung dumm genug ist, Kriege anzufangen, auf die sie nicht vorbereitet ist, und kriminell genug, um Schaden jeder Art anzurichten (Stichwort Kachivka).
european
25. Januar 2024 @ 13:03
Die Russen wissen wie gefaehrlich die Deutschen sind, denn sie wurden im Jahr 1941 von den Deutschen angegriffen. Die offizielle Zahl der Toten schwankt und wikipedia schreibt dazu: „Eine staatliche mehrjährige Überprüfung ergab bis 2009 37 Millionen sowjetische Kriegsopfer“
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Sowjetischer_Krieg
Wir hatten Glueck aufgrund unserer Geographie. Die Weltengemeinschaft musste sich etwas ueberlegen, wie sie mit dem Stinker in der Mitte Europas umgehen soll und sie haben sich fuer den Wiederaufbau entschieden. Verdient hatten wir das nicht und heute zaehlen wir uns zu den Guten. Wir setzen die Werte und die Massstaebe. Wir sind so heilig, dass es abstossend wird. Mit welchem Recht eigentlich, nachdem unser Glueck auf sovielen Leichen und Kriegsverbrechen beruht? Nicht nur das. Wir folgen bedingungslos dem weltweit groessten Brandstifter und Kriegsverbrecher und behaupten, wir seien immer noch die Guten. Wie verblendet kann man sein.
Von den Deutschen, die 1941 Russland ueberfallen haben, lebt heute kaum noch jemand. Ebenso von den Russen, die 1939 Finnland ueberfallen haben. Die Sowjetunion gibt es heute gar nicht mehr. Wie lange wollen wir mit dem „historischen Gedaechtnis“ denn hantieren? Fuer Polen gehen wir sogar bis 1775 zurueck. Koennen wir auch mit Russland. Da gab es noch den Ueberfall von Napoleon mit hunderttausenden Toten, Verletzten, Vermissten.
Es sind diese abstossenden Doppelstandards, die den Wertewesten weltweit isolieren. Wir werden nicht mehr ernst genommen und das zu Recht. Statt dessen ruesten wir nun auf, lassen uns in den Sog eines untergehenden Imperiums ziehen und „verteidigen“ dessen Werte in harten Dollars, denn den Nachteil hat Europa, wie die Wirtschaftsdaten zeigen. C-Promis wie zu Guttenberg tauchen in der Bloed-Zeitung aus und faseln etwas von „verdammter Pflicht“ bezueglich eines imaginaeren Russen-Angriffs, fuer den es keinerlei ernstzunehmende Anzeichen gibt. Europa hat nichts zu bieten, was Russland nicht schon hat.
KK
25. Januar 2024 @ 15:37
@ Kleopatra:
„Wer meint, Russland sei wenig gefährlich, weil es arm und relativ schwach sei, übersieht übrigens, dass seine Führung dumm genug ist, Kriege anzufangen, auf die sie nicht vorbereitet ist, und kriminell genug, um Schaden jeder Art anzurichten“
Weit weniger gefährlich als die USA, die kriminell genug sind, über den grossen Teich hinweg und damit aus relativer Sicherheit heraus an EUropa eine nukeare Lunte zu legen, um die eigene Vormachtstellung und nebenbei ihre MKI zu sichern, indem die Sicherheitsinteressen von Russland mit Füssen getreten werden.
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@ european:
„Es sind diese abstossenden Doppelstandards…“
Nicht vergessen, Kleopatra ist ja genau deswegen hier: Uns diese abstossenden Doppelstandards nahezu täglich vor Augen zu führen.