Scholzing mit dem Leo
Eine nicht ganz ernst gemeinte Kurz-Analyse der Scholz-Ansage zum Leopard.
Aussage: Wir geben Euch unser letztes Hemd, nur nicht allein. Andere müssen mitmachen.
Wirkung: Die Ukraine fordert das letzte Hemd. Alle anderen sagen, die Ansage komme zu spät.
Bewertung: Taktisch geschickt, strategisch miserabel. Der Mann hat nämlich keine Strategie, und das spürt man.
Ohne Strategie nützen Waffenlieferungen aber gar nichts. Wenn es gut geht, wird es heißen, die Ukraine sei aber saustark. Die Leos sind dann vergessen.
Wenn es schief geht, wird es wieder heißen, Scholz sei schuld. Er habe zu wenig geliefert, und viel zu spät, siehe oben. Da müsse mehr kommen, subito.
Nein sagen kann er aber nicht mehr. Er hat ja sein letztes Hemd versprochen. Außerdem hat er offenbar mehr Angst vor Polen und einer Spaltung des Westens als vor Russland.
Allerdings könnte sich das noch ändern…
Siehe auch „Scholz muß sich erklären“. Mehr zum Panzerstreit hier
P. S. Scholzing ist wie Merkeln, nur negativ gemeint – sagt T. G. Ash, der den Begriff prägte. Scholz selbst sagte, er wolle keine Kampfjets oder Truppen schicken. Mal schauen, wie lange dieses Versprechen hält…
Monika
26. Januar 2023 @ 20:58
Der rot gestreifte „Rote-Linien-Teppich“ der SPD…als noch-SPD-Mitglied könnte ich nur noch weinen vor Enttäuschung.
Im gleichen Atemzug „wundern“ sich unsere Parteioberen aber über den wieder wachsenden Wählerstrom zur AfD. Auf die Frage ob sie da nicht einen Zusammenhang sehen können, wird empört jede Spur eines Zusammenhang geleugnet. Fakt ist, die AfD ist derzeit die einzige Partei, die offiziell noch gegen weitere Waffenlieferungen eintritt. Ob sie das dann „an der Macht“ umsetzen würden? Who knows?
In der deutschen Spielart der Demokratie erübrigt sich das Wählen nach programmatischen Gesichtspunkten schon deshalb, weil durch das zur Regierungsbildung notwendige Koalieren der „staatstragenden“ Parteien die Programme vor der Wahl sich bis zum Gegenteil nach der Regierungsbildung verändern (können). Grüne oder Rote Parteien sind Freunde und Unterstützuer der Friedensbewegung? Fehlanzeige, tempi passati. Überhaupt die Unterstützer der Friedensbewegung, sie müssen mittlerweile damit rechnen, wegen regierungsschädigenden Umtrieben und potentieller Gefährdung der inneren Sicherheit verurteilt oder prophylaktisch weggesperrt zu werden. Zeitenwende halt…
KK
26. Januar 2023 @ 14:02
@ Cornelia Henke:
„Ich bin stolz auf unseren Kanzler Herrn Scholz…“
Stolz auf Scholz könnte man sein, wenn er bei seiner ersten roten Linie, „keine schweren Waffen in Kriegsgebiete“, tatsächlich geblieben wäre. Stattdessen zieht er nach jedem Überschreiten einer von ihm selbst geuogenen „roten Linie“ gleich eine neue: erst nach der KPanzerhaubitze 2000, wo es hiess, keine Panzer; dann den Marder, wonach es hiess, keine Kampfpanzer; jetzt der Leo 2, und im gelichen Atemzug hiesst es, keine Kampfflugzeuge, das wäre eine rote Linie.
Wollen wir wetten, wie es weitergehen wird mit unseren „Herrn Scholz“ und seinen roten Linien? Aus seinen „roten Linien“ ist doch inzwischen ein rotgestreifter Lügenteppich geworden.
Henke
26. Januar 2023 @ 11:27
Ist die Ukraine „Der kleine Horrorladen“? Bei Tieren gibt es nur zwei Arten der Konflikt Bewältigung, entweder Flucht oder Angriff. Wodurch unterscheiden wir uns von ihnen? Durch unsere hochgelobte Intelligenz des 21. Jahrhunderts ohne jede Weisheit?
Schon vergessen: Die USA und Japan waren Feinde. Heute sind sie die besten Freunde und daran ändern die zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki auch nichts. Nach dem Krieg werden wieder gute Geschäfte gemacht – sogar bessere wie vorher. Nur die Toten und Verletzten bleiben auf der Strecke! Nichts dazu gelernt!
Jetzt will die Ukraine Kampfjets und Streumunition! … Ist die Ukraine „Der kleine Horrorladen“? Cornelia Henke
Thomas Damrau
26. Januar 2023 @ 10:21
@ebo
Ja. Meine Befürchtung ist, dass jeder gelieferte Panzer die Erwartungshaltung der Ukraine und der NATO in Richtung „Jetzt muss es aber klappen“ verschieben wird. Und ohne einen Return on Investment wird man nicht aufhören wollen.
Potential für eine weitere Eskalation gibt natürlich vor allem, wenn eine Seite auf die Verliererstraße einbiegt:
– Russland kann sich einen Verlust der Krim nicht leisten und wird, bevor dies geschieht, noch einmal nachschauen, was das eigene Waffenarsenal noch zu bieten hat.
– Eine russische Armee, die bei Dnipro steht, würde die NATO in Panik versetzen.
Mir fehlt aber im Augenblick noch die Fantasie, wie daraus WK 3 entstehen.
Aber gut: Ich habe mir auch nicht vorstellen können, dass Putin tatsächlich die Ukraine angreifen würde.
ebo
26. Januar 2023 @ 10:27
Ich würde auf das Baltikum schauen, den Balkan (Kosovo/Serbien) und die ukrainischen Seehäfen (Russland/Türkei) bzw. generell auf das Schwarze Meer. Dort hat es schon vor Kriegsbeginn gebrodelt – nicht zuletzt wegen diverser Nato-Manöver… Zudem könnten die USA jederzeit in Iran, Nordkorea oder Taiwan eingreifen – wer da welchen Vorwand liefert, mag ich mir gar nicht ausdenken. Das würde eine Kettenreaktion auslösen!
Thomas Damrau
26. Januar 2023 @ 09:45
„Unsere tägliche Panzerdiskussion gib uns heute und vergib uns unser Zögern“ lässt sich die Diskussion heute in den Medien zum Thema Leopard zusammenfassen.
Was nur so am Rande behandelt wird: Wie sieht der Weg zu Friedensverhandlungen aus?
Szenario 1: Durch die zusätzlichen Panzerlieferungen wird die Ukraine die erwartete russische Offensive überstehen und danach wird Putin einsehen, dass nix für ihn läuft und in Verhandlungen einwilligen. Dieses Szenario wird von den Politikern gemalt, die den defensiven Charakter der Lieferungen betonen wollen. Selenskyjs Verhandlungsposition wäre in diesem Fall: „Die Russen sollen die Ukraine – einschließlich Krim – räumen.“ Schwer zu glauben, dass Putin darauf eingehen wird. Und Selenskyj wird auf ein weiterentwickeltes Minsk II+ – womöglich unter Verzicht auf die Krim – nicht eingehen. Fortsetzung des Stellungskriegs auf unbestimmte Zeit.
Szenario 2: Selenskyjs Vorstellungen werden wahr: Die Ukraine kommt in die Offensive, bekommt noch weitere Waffen – einschließlich Flugzeugen – und schafft es die Russen mit Gewalt zu vertreiben. Am Ende wird die Brücke über die Straße von Kertsch in die Luft gejagt. Und dann Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland? Wohl kaum: Es fehlt die Verhandlungsmasse. Selenskyj wird wohl kaum bereit sein, gerade erobertes Gebiet wieder zurückzugeben. Putin hat außer dem Versprechen künftigen Wohlverhaltens wenig anzubieten. Verhandlungsmasse könnten höchstens NATO und EU einbringen: Sicherheitsgarantien für Russland, Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen. Wollen EU und NATO das? Im schlimmsten Fall entsteht eine heiße Grenze, an der jederzeit wieder Kämpfe aufflammen können.
Szenario 3: Friedensverhandlungen mit einer Frontlinie irgendwo östlich der jetzigen – also mit einer russischen Armee auf dem Rückzug. Dies würde sich nur leicht von Szenario 1 unterscheiden: Putin wäre möglicherweise kompromissbereiter – kann aber schwerlich zu Hause einen totalen Rückzug verkaufen. Und Selenskyjs einzige Hinderungsgrund, nicht auf Szenario 2 (Totale Vertreibung) zu setzen, wären die ukrainischen Soldaten, die auf dem Weg nach Kertsch noch sterben müssten. Aber was kann er Putin anbieten?
Szenario 4: Friedensverhandlungen mit einer Frontlinie irgendwo westlich der jetzigen – also mit einer ukrainischen Armee auf dem Rückzug. Dieses Szenario mag sich natürlich kein westlicher Politiker vorstellen. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht größer als Null. Was dann? Verhandlungen würden zum einem Minsk II+ und einem Verzicht auf die Krim führen. Aber das würde die NATO bis auf die Knochen blamieren. Also dann keine Verhandlungen, noch mehr Waffen für die Ukraine und der nächste Tabubruch: Vom Westen bezahlte Söldnertruppen zur Verstärkung der ukrainischen Armee (die USA haben schon in der Vergangenheit Söldnertruppen an die Front geschickt).
Über welches Szenario werden wir in drei Monaten diskutieren? Ich weiß es nicht.
ebo
26. Januar 2023 @ 10:00
Vermutlich über keines. Die Erfahrung vom vergangenen Sommer zeigt, dass die Ukraine nicht zu Verhandlungen bereit ist, wenn sie am Drücker ist. Der Westen übrigens auch nicht. Zudem geht es ja längst schon nicht mehr um den Donbass, die Krim oder die Ukraine. Die verbale Aufrüstung auf allen Seiten lässt eine direkte Konfrontation zwischen Russland und dem Westen befürchten. Es fehlt nur noch der letzte Funke – und der kann jederzeit und überall entspringen. Im 1. WK reichte schon ein Mord in einem entlegenen Land auf dem Balkan…
Armin Christ
28. Januar 2023 @ 07:26
Was nutzen denn Verträge mit den USA ? Wer hat die Rüstungsbeschränkungsabkommen einseitig gekündigt ? Oder fragen wir mal die indigenen Völker auf dem Territorium der USA wie das mit der Vertragstreue bestellt ist.
Cornelia Henke
26. Januar 2023 @ 08:26
Egal wie man diskutiert, ich sehe weltweit kein wirkliches Interesse an Frieden. Wenn die UNO nicht eine zahnlose Organisation wäre, könnte sie grundsätzlich Aggressionen im Keim ersticken und die Kontrahenten an den Verhandlungstisch zwingen. Aber es wird zu gut verdient, mit dem Elend der Menschheit. Wichtige Entscheidungen müssen nun vertagt werden und unangenehme Themen, wie die Globale Erwärmung sind erst mal vom „Tisch“. Locker werden wir die gewünschten 2 % Aufstockung der Militärausgaben schaffen.
Ich bin stolz auf unseren Kanzler Herrn Scholz, der die Geschichte nicht vergessen hat und nicht mit wehenden Fahnen in den 3. Weltkrieg stolpert. … C. Henke
european
26. Januar 2023 @ 10:41
„Ich bin stolz auf unseren Kanzler Herrn Scholz, der die Geschichte nicht vergessen hat und nicht mit wehenden Fahnen in den 3. Weltkrieg stolpert. … C. Henke“
Ist das Satire?
Es tut mir sehr leid, aber Scholz zeichnet sich aktuell durch fehlende Leadership Skills und Abwesenheit aus. Er mag sicher nicht „mit wehenden Fahnen“ stolpern, aber er laesst sich kontinuierlich reinrutschen u.a. durch eine Aussenministerin mit ungebremstem und offensichtlich unheilbarem Sprechdurchfall. Richtlinienkompetenz scheint ein Fremdwort fuer ihn zu sein, ebenso wie der Amtseid dieser Regierung nicht das Papier wert ist, auf dem er geschrieben wurde.
Aber immerhin erheben „wir“ Fuehrungsanspruch in Europa.
Statt den engen Schulterschluss mit Frankreich zu suchen, um endlich so etwas wie eine Linie in die europaeische Politik zu bekommen, erheben „wir“ den europaeischen Fuehrungsanspruch. Scholz kann aktuell nicht mal Deutschland „fuehren“.
Arthur Dent
25. Januar 2023 @ 23:48
Seit seiner Zeit als Generalsekretär wird er parteiintern Scholzomat geheißen. Er forderte schon damals, die SPD müsse wieder die Lufthoheit über den Kinderbetten wiedererlangen. Als großer Bürokrat und knallharter, neoliberaler Schröderianer wurde er schon für viele Ämter gehandelt. Mal wäre er beinahe Innen-, mal beinahe Justizminister geworden. Dass er doch noch Kanzler geworden ist, zeigt nur die frappierende Personalschwäche der Genossen. Als das Politmagazin „Monitor“ entlarvte, dass sich die Riesterrente für „sozial Schwächere“ nicht lohnt, weil sie mit anderen Sozialleistungen verrechnet wird – die Armen quasi nur die Steuersenkungen für Reiche finanzieren – da bescheinigte Scholz dem Monitor-Team „ein falsches Verständnis vom Sozialstaat und vom Begriff Gerechtigkeit.“
Herrliche Zeiten waren das, als noch „Skandalnudeln“ wie Klaus Wowereit als Partyprinz und Gabriele Pauli als Latex-Lady ein Gegengewicht zu den politischen Apparatschicks der Republik bildeten.