„Rückkehr der Geschichte“
Mit dem Krieg in der Ukraine erlebt die EU eine „Rückkehr der Geschichte“, meldet der „EUObserver“ in einem Jahresrückblick. Auch deutsche Medien singen dieses Lied.
Dabei vergessen sie offenbar, dass die Balkankriege viel schlimmer waren. Am Ende bombardierte die Nato sogar Belgrad. Das war so, als wenn Moskau Bomben auf Kiew abwürfe…
Auch die europäische Verwicklung in den 11. September und den Irakkrieg war schlimmer. Es gab Attentate in Madrid und London sowie geheime CIA-Folterzentren in Polen und Rumänien.
In Wahrheit ist die Geschichte in Europa nie zu Ende gegangen – schon gar nicht mit dem Fall der Mauer. Allerdings scheint es so, als wollten das einige „neue Europäer“ das nicht wahrhaben…
Peter Nemschak
23. Dezember 2014 @ 16:00
Man sollte nicht den regen Austausch auf Beamtenebene unterhalb der Politiker unterschätzen. Ob Territorialkonflikte zwischen SLO und HR so friedlich gelöst worden wären?
Tim
24. Dezember 2014 @ 12:10
Aber für den Fachaustausch braucht man doch keine EU, siehe etwa USA-Kanada oder auch die hervorragenden bilateralen Arbeitsbeziehungen der Schweiz mit diversen Mitgliedsstaaten.
Übrigens noch ein verwandtes Thema: Wie ernst die EU ihren Kernwert Rechtsstaatlichkeit nimmt, wird man in den nächsten Jahren in Ungarn und ggf. Großbritannien sehen.
Peter Nemschak
24. Dezember 2014 @ 18:13
Durchsetzungskraft gehört nicht zu den Stärken der EU
Peter Nemschak
25. Dezember 2014 @ 17:19
Ohne die Ausrede nationaler Politiker auf die EU wären unpopuläre Maßnahmen noch schwerer durchsetzbar als sie es ohnehin schon sind.
Peter Nemschak
23. Dezember 2014 @ 11:43
….die Geschichte der Menschheit ist untrennbar mit Konflikt und Krieg verbunden. Lange Friedensperioden waren eher zufällig und die Ausnahme. Sie werden vergeblich seit Beginn der Neuzeit Friedensperioden in Europa finden, die 70 Jahre gedauert haben. Der nach 1945 fast 70-jährige Frieden in Westeuropa war eine unbeabsichtigte Konsequenz des „Kalten Kriegs“. Ich bin mir sicher, dass auch die „neuen Europäer“ und mittlerweile auch die USA genau verstehen, dass die Geschichte der Welt und Europas nicht zu Ende gegangen ist. Nur für Fukuyama und ein paar andere Intellektuelle sah es Anfang der 90-iger Jahre eine Zeit lang so aus. Für die Mitgliedsstaaten der EU hat sich die EU als Friedensstifter bisher jedenfalls bewährt. Gar nicht so schlecht.
ebo
23. Dezember 2014 @ 11:48
…eben nicht. Im Balkankrieg und sogar im Irakkrieg spielte die EU noch eine Nebenrolle. Diesmal, in der Ukraine, hat sie entscheidend mit zur Eskalation beigetragen, wie ich in diversen Beiträgen in diesem Blog gezeigt habe. Die EU ist eben KEIN Friedensstifter mehr, leider…
Peter Nemschak
23. Dezember 2014 @ 11:58
Für die Mitgliedsstaaten war sie jedenfalls friedenserhaltend. Mehr habe ich nicht behauptet. Ob die Bomben der NATO auf Belgrad friedensstiftend waren, wird heute noch kontroversiell diskutiert. Ich meine, ja.
Tim
23. Dezember 2014 @ 13:20
@ Peter Nemschak
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß die EU an sich für ihre Mitglieder in den letzten Jahrzehnten einen friedensstiftenden Beitrag leistet oder geleistet hat. Alle (derzeitigen) Mitglieder würden Konflikte untereinander oder innerhalb ihrer Grenzen sicher auch ohne EU-Mitgliedschaft friedlich lösen. Einen speziellen EU-Friedensbeitrag kann ich nirgendwo sehen. Gegenprobe: Welche Mitgliedsländer hätten ihrer Meinung nach ohne EU-Mitgliedschaft in den letzten 20 Jahren Krieg miteinander geführt?
Die wirklich große friedenschaffende Perspektive hat die EU ohnehin versäumt: Mitgliedschaft der Türkei und EU-Perspektive für Israel und Palästina bei Befolgung eines Friedensplans. Aber das ist den Europäern natürlich zuviel, denn die EU steht heute nur noch für die Abschottung des Abendlandes, nicht mehr für eine Friedensunion. Die EU ist natürlich so gestartet, aber das war sie zuletzt in den 50ern und 60ern.
Übrigens wäre das auch die einzige Ausrichtung der EU, die wirklich Zukunft hat: die sich stetig erweiternde Friedensunion, in der sich alle zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verpflichten. Wohlgemerkt: nationalstaatlicher Demokratie.
Marcel
23. Dezember 2014 @ 16:23
@Tim,
Wo steht die EU eine Abschottung des Abendlandes? Dann müssten gerade die Grenzen geschlossen werden. Die Türkei hatte selber viele Gelegenheiten vertan in die EU aufgenommen zu werden. Ein weiteres „England“ in Europa brauchen wir nicht. Der Konflikt in Palästina stimme ich Ihnen zu.
Tim
24. Dezember 2014 @ 12:05
@ Marcel
Wieviele Mitglieder außerhalb des Abendlandes hat die EU denn bzw. wieviele Mitglieder von dort sind in der nächsten Zeit zu erwarten?
Nein, die allermeisten Europäer sind wohl der Meinung, daß die EU auf Dauer europäisch zu bleiben hat. Wie ich schon sagte: ein exklusiver abendländischer Club. Von Friedensunion keine Spur.
Marcel
24. Dezember 2014 @ 15:49
@Tim,
Die bessere Frage wäre wohl: Welche Länder außerhalb des Abendlandes wollen in die EU? Und erfüllen die Kriterien? Und wie steht es um die Stabilität der einzelnen Länder? Naher Osten kann man vergessen, da hat unter anderem die EU schön mit gezündelt. Und die Menschen die sich eine eurasische Union wünschen, wollen dies meistens unter der Vorherrschaft Russlands. Auch keine wirkliche Alternative. Persönlich finde ich es besser, dass die EU europäisch bleibt.