Post-Demokratie auch in Berlin und Paris
Nicht nur bei der EU in Brüssel nimmt man es mit der Demokratie nicht mehr so genau. Auch in Berlin und Paris gibt es Ärger.
In Berlin sind FDP und CDU aneinander geraten, weil die deutschen Liberalen im Europaarlament nicht für die CDU-Politikerin von der Leyen gestimmt haben.
CDU-Chef Merz nannte es unverständlich, dass die FDP die Wahl von der Leyens nicht unterstützt habe. Die FDP wies dies scharf zurück.
“Wir halten es für demokratietheoretisch höchst gefährlich, nur für eine Kandidatin zu stimmen, um irgendwie noch dabei sein zu dürfen”, sagte die EU-Abgeordnete Strack-Zimmermann.
Die Newcomerin Strack-Zimmermann warf von der Leyen vor, nicht ausreichend auf Interessen der FDP eingegangen zu sein. Sie habe sich auf die Grünen konzentriert.
Das Ergebnis: Zumindest in Deutschland funktioniert die ganz große schwarz-rot-gelb-grüne Koalition zur “Rettung” der EU nicht. Doch wer nicht mitzieht, wird abgestraft.
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass von der Leyen auch bei der CDU nicht sonderlich beliebt ist. Doch dort wagt man es nicht einmal mehr, aufzumucken…
Wenig demokratisch geht es auch in Paris zu. Dort hat sich Präsident Macron mit den rechten Republikanern verbündet, um die Wiederwahl von Parlamentspräsidentin Braun-Pivet zu sichern.
Dies widerspricht dem Ergebnis der Parlamentswahl, die die Linke gewonnen hatte. Zuvor hatte Macron seine ihm ergebene liberale Regierung erneut “geschäftsührend” eingesetzt.
Der Präsident hat drei Wahlen nacheinander verloren (Europa- plus zweimal Parlamentswahl), hält aber an “seinen” Leuten und seiner Politik fest. Klarer Fall von Post-Demokratie, oder?
Siehe auch Von der Leyen und die post-demokratische Wagenburg
MarMo
21. Juli 2024 @ 23:15
Die Arroganz und Ignoranz des Monsieur Macron scheint unerschöpflich zu sein. Unglaublich, war er sich gegenüber den Wahlgewinnern leistet! Hoffentlich auch hier: Hochmut kommt vor den Fall.
exKK
22. Juli 2024 @ 01:09
Ist ja nicht nur in Frankreich so, dass man sich für einen Wahlgewinn nicht unbedingt was kaufen kann.
Am wenigsten der Wähler – was haben uns GRÜNE und SPD nicht alles vor der letzten BT-Wahl versprochen – die einen keine Waffenlieferungen in Krisengebiete, Einsatz für Assange, Klimaschutz und was nicht alles noch – die anderen ganz zuvorderst so was wie RESPEKT.
Was haben wir bekommen? Von den einen puren Militarismus, Verrat an Assange und damit der Pressefreiheit, dreckiges und teures Frackinggas aus den USA – und von den anderen den respektvoll hochgereckten Mittelfinger.
Capitan Uncino
20. Juli 2024 @ 16:14
Sorry, ich finde diese Kommentare etwas unpolitisch. Worum ging es der FDP bei der Ablehnung von UVL?
‚Schuldenbremse‘ als Hauptthema, ‚Komissar für Wohnen‘ als Überschreitung der EU-Kompetenzen (mit Letzterem hat sie m.E. sogar einen Punkt …). Wg. Schuldenbremse wird es unter den EU-Regierungen ja auch weiter heftige Konflikte mit Christian Lindner geben. Insofern ist die strikt neo-liberale Haltung der FDP an dieser Front nur konsequent.
Dass die Grünen sehr mehrheitlich UVL unterstützten (obwohl sie für eine Mehrheit im EP nicht gebraucht wurden), sagt Vieles.
Siehe hier:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-darum-stimmt-die-fdp-gegen-sie-und-die-gruenen-fuer-sie-a-951c78e4-08f4-45b8-ad50-38fce1c0348b
Dass die Grünen UVL mehrheitlich unterstützten (obwohl sie im EP dafür nicht gebraucht wurden), sagt auch Vieles. Für diese: lieber UVL (trotz all ihrer Skandale und anhängigen EuGH-Verfahren), als ein noch konservativerer KOM-Präsi.
Interessant auch die Abstimmung vor UVL-Wiederwahl über eine Ukraine-Resolution. Kurz & knapp dazu hier:
https://www.jungewelt.de/artikel/479811.f%C3%BCr-krieg-und-uschi.html
Selbst das eher linke Spektrum ist wg. Ukraine sehr unkritisch geworden und flüchtet mehrheitlich in ‚Enthaltung‘ bei solchen bellzistischen Resolutionen.
Statt eigene einzubringen, die auf Diplomatie und Waffenruhe setzen. Traurig …
ebo
20. Juli 2024 @ 19:38
Was heißt unpolitisch? Natürlich machen FDP, Grüne und Sozis auch und vor allem Parteipolitik. Dass sie in der Berliner Ampel zusammensitzen, strahlt natürlich auch auf Brüssel über. So haben die Grünen VDL nicht zuletzt deshalb unterstützt, weil dies ihre Parteifreunde in Berlin gefordert haben, um sich die Option auf Schwarz-Grüne offen zu halten. Die FDP war dagegen, weil sie sich profilieren will, und mit Merz fremdelt. Richtig peinlich ist in der Tat die Linke. Es gibt ja auch Videos, die zeigen, wie herzlich Schirdewan und Aubry die “Wahlsiegerin” umarmen – kurz nachdem sie gegen sie gestimmt haben. Aber bei der Ukraine-Politik sind sie fast schon auf derselben Linie…
european
19. Juli 2024 @ 16:22
“Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.” Grillparzer
“Die Newcomerin Strack-Zimmermann warf von der Leyen vor, nicht ausreichend auf Interessen der FDP eingegangen zu sein. Sie habe sich auf die Grünen konzentriert.”
😀 😀 😀
Helmut Höft
19. Juli 2024 @ 17:10
*rofl* für das Zitat, *lol* für StraZi. 😀
exKK
20. Juli 2024 @ 04:35
“Die Newcomerin Strack-Zimmermann warf von der Leyen vor, nicht ausreichend auf Interessen der FDP eingegangen zu sein.”
Deutschlands nächstes Top-Modell?
Nein, Oma Courage macht nur unserem Kanzler die einst vom Melnyk verliehene Leberwurst-Trophäe streitig und ist beleidigt, beim ersten Kuchenverteilen in Brüssel nur das kleinste Stück abbekommen zu haben.
Da ist sie wohl aus Düsseldorf von Rheinmetall anderes gewöhnt?