Kaputte Lieferketten – die nächste Krise?

Schlittert der Kapitalismus gerade in seine nächste Krise? Seit Beginn der Corona-Pandemie versagen immer mehr Lieferketten, die Inflation bei Gas und Strom macht alles noch schlimmer.

Haben Sie schon von der CO2-Knappheit in UK gehört? Wegen der Knappheit von Kohlendioxid drohen nach Ansicht der britischen Lebensmittelindustrie bald akute Versorgungsprobleme in Supermärkten und Gastronomie.

Und wieso wurde das CO2 knapp? Weil die Preise für Erdgas stark gestiegen sind. Der wichtige Hersteller CF Industries legte deshalb vorerst zwei Fabriken in Großbritannien still – nun sucht die Regierung nach Abhilfe.

Das Beispiel zeigt, wie anfällig die Lieferketten geworden sind – nicht nur in UK. Seit der Corona-Pandemie klagen auch viele Unternehmen in der EU über zunehmende Lieferschwierigkeiten und hohe Energiepreise.

Der deutsche Blogger Fefe hat dazu einige beeindruckende Beispiele gesammelt. Probleme gibt es nicht nur bei Mikrochips, was zu Verzögerungen bei der Autoproduktion führt. Auch andere Teile und Branchen sind betroffen.

Fefe nennt u.a. Kunststoffgranulat für Spritzguss, Metalle, Kunststoff, Verpackungen, Papier, Rohstoffe für die Chemieindustrie, Spannungsregler, Sensoren und Oszillatoren. Die Märkte seien regelrecht leer gefegt.

Das ist natürlich ein Problem für die Industrie, das Wachstum hat sich schon spürbar abgeschwächt. Doch die EU hält weiter an ihren optimistischen Prognosen fest; sie vertraut auf den Corona-Aufbaufonds.

Außerdem hat Kommissionschefin von der Leyen einen “Chips Act” angekündigt, um die Versorgung mit Mikroprozessoren zu sichern. Doch bis der kommt, ist es möglicherweise schon zu spät.

Besonders bedenklich scheint mir der Langmut bei den Energiepreisen. Es sei völlig normal, dass die Preise mal in die Höhe schießen, danach würden sie schon wieder sinken, heißt es in der Brüsseler Behörde.

The usual suspects

Derweil beschuldigen CDU und Grüne den üblichen Verdächtigen Russland, die Gasversorgung künstlich zu drosseln. Doch die Belege sind dünn, sie können auch nicht den Mangel in anderen Sektoren erklären.

Wir haben es offenbar mit Stress in vielen verschiedenen, miteinander verknüpften Lieferketten zu tun – und der Ursprung scheint eher in China und den Handelsrouten nach EUropa zu liegen als in Russland.

Fefe sprucht von “Peak capitalism” und dem Versagen des globalen Marktes. Auf diese Analyse würde man in der marktgläubigen EU allerdings nicht so leicht kommen. Hier zeigt man lieber auf die usual suspects...