Ratlos in die Energiekrise, entschlossen zum Einheits-Kabel – und Licht im U-Boot-Streit

Die Watchlist EUropa vom 23. September 2021 –

Jahrelang hat die EU versucht, die Preise für CO2-Zertifikate in die Höhe zu treiben – damit sie eine Steuerungswirkung gegen den Klimawandel entfalten. Jahrelang passierte nichts, der Emissionshandel galt als gescheitert.

Jetzt sind die Preise kräftig angestiegen, auch die Energiepreise gehen durch die Decke. Doch nun ist es auch wieder nicht recht. Bei einem Treffen in Slowenien klagten die EU-Energieminister über den rasanten Preisanstieg.

Man stehe vor einer “schwierigen Situation”, sagte die österreichische Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler. Als Reaktion forderte sie einen “schnellen und beschleunigten Umstieg auf erneuerbare Energien”.

Auch Energiekommissarin Simson sprach sich für einen schnelleren Umstieg aus. “Es ist klar, dass Europa in der momentanen Situation in erneuerbare Energien investieren muss, weil sie eine Alternative zu unserer Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe bieten”.

Doch mit den Erneuerbaren ist das so eine Sache. Alle wollen sie ausbauen, doch niemand möchte Windräder vor seiner Haustür. Die Planung dauert Jahre. Für die aktuelle, akute Krise sind erneuerbare Energien daher keine Antwort.

Brüssel öffnet “Werkzeugkasten”

In Spanien ist bereits der Staat eingesprungen – mit Hilfen für zahlungsunfähige Verbraucher und Eingriffe in die Energiebranche. Darüber denkt nun auch die EU-Kommission nach. Man wolle einen “Werkzeugkasten” öffnen, heißt es.

Möglich seien etwa Maßnahmen, die Mehrwertsteuer und Konsumabgaben betreffen, sowie unmittelbare Hilfe für Verbraucher, sagte Simson. Doch auch das ist wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die EU wirkt hilf- und ratlos. Sie behandelt die Symptome, aber nicht die Ursachen.

Dabei geht es schon längst nicht mehr nur um steigende Gas- und Strompreise. Die Energiekrise führt zu Produktionsengpässen und Firmenschließungen – und zieht einen Rattenschwanz von Folgeproblemen nach sich.

Probleme mit den Lieferketten

Besonders drastisch zeigt sich dies derzeit in UK, wo das CO2 knapp geworden ist. Wegen der Knappheit von Kohlendioxid drohen nach Ansicht der britischen Lebensmittelindustrie bald akute Versorgungsprobleme.

Und wieso wurde das CO2 knapp? Weil die Preise für Erdgas stark gestiegen sind. Der wichtige Hersteller CF Industries legte deshalb vorerst zwei Fabriken in Großbritannien still – nun sucht die Regierung nach Abhilfe.

Das Beispiel zeigt, wie anfällig die Lieferketten geworden sind – nicht nur in UK. Seit der Corona-Pandemie klagen auch viele Unternehmen in der EU über zunehmende Lieferschwierigkeiten…

Siehe auch “Peak Capitalism: Wenn die Lieferketten versagen”

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Watchlist

Kommt das einheitliche Ladekabel für Handys? Und was wird wohl Apple dazu sagen? Dies wird sich am Donnerstag zeigen, wenn die EU-Kommission einen lang erwarteten Vorschlag vorlegt. Neuer Standard dürfte nach dem Willen der EU-Behörde der USB-C-Anschluss werden, den schon heute Firmen wie Samsung und Motorola verbauen. Vor allem Apple mit seinem Lightning-Anschluss wehrt sich gegen diese Gleichmacherei.

Was fehlt

Ein Hoffnungsschimmer im U-Boot-Streit. US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron vereinbarten am Mittwoch in einem Telefonat “vertiefte Konsultationen” zwischen ihren Regierungen, wie das Weiße Haus und der Elysée-Palast in einer Erklärung mitteilten. Dadurch sollten “die Bedingungen geschaffen werden, um Vertrauen sicherzustellen”. Paris schickt auch seinen Botschafter zurück nach Washington.