Nun bröckelt die “Brandmauer” auch in Straßburg

In der EU-Kommission sitzt künftig ein Rechtsaußen-Politiker an prominenter Stelle. Nun bröckelt die “Brandmauer gegen Rechts” auch im Europaparlament in Straßburg.

Zuerst hatte der “Spiegel” darüber berichtet, nun ziehen andere Medien nach. Bei einer Abstimmung zur Wahl in Venezuela hat die konservative EVP, zu der auch Kommissionschefin von der Leyen gehört, zusammen mit den Rechten gestimmt.

Das Parlament fordert die Anerkennung des mittlerweile nach Spanien geflüchteten Oppositionspolitikers González Urrutia als Präsident Venezuelas – was an sich schon fragwürdig ist. Ein Politiker im Exil als Präsident?

Bei der Abstimmung stützte sich die EVP auch auf Stimmen der rechtskonservativen EKR und der rechtsradikalen Patrioten von Le Pen, Orban & Co. Angeblich wurde sogar der Textentwurf abgestimmt.

Liberale und Sozialdemokraten sind empört. Allerdings arbeiten die Liberalen in den Niederlanden selbst mit dem Rechtspopulisten Wilders zusammen, in Belgien wollen sie mit Separatistenführer De Wever zusammengehen.

Die “Brandmauer” ist schon in vielen EU-Staaten gebrochen – vor allem in Italien, das den Rechtsaußen-Politiker Fitto in die EU-Kommission schickt. Insofern ist eine Zusammenarbeit auf EU-Ebene kaum vermeidbar.

Allerdings war von der Leyen nicht gezwungen, Fitto auch noch zum Vizepräsidenten zu ernennen. Und EVP-Chef Weber hat niemand genötigt, mit der EKR zu kungeln und die Stimmen der “Patrioten” mitzunehmen.

Hier handelt es sich offenbar um eine bewußte Strategie, um der ohnehin schon übermächtigen und überrepräsentierten EVP neue Optionen zu verschaffen – jenseits der alten Mehrheiten mit Sozialdemokraten und Grünen…