Belgien gegen Lufthansa

Die Coronakrise hat viele EU-Länder gegen Deutschland aufgebracht. Nun gibt es auch noch Streit um Lufthansa – Belgien ist empört über das Verhalten der deutschen Aufseher bei “Brussels Airlines”.

Deutschland hat schon genug Ärger – wegen der unilateral verhängten Grenzschließungen, der massiven Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft, und wegen des Streits um Anleihenkäufe und EU-Schulden. Doch nun kommt noch ein Konflikt hinzu.

Es geht um die Lufthansa, die bekanntlich Milliardenhilfen vom deutschen Staat braucht. Gleichzeitig liefert sich die deutsche Airline aber auch einen Machtkampf mit ihren Tochtergesellschaften in der Schweiz, Österreich und Belgien.

In Belgien kam es nun zum Eklat. Erst mußte die 100prozentige Lufthansa-Tochter “Brussels Airlines” massive Entlassungen ankündigen – mindestens tausend Jobs sollen wegfallen. Nun sträubt sich Lufthansa auch noch gegen eine Rekapitalisierung.

Die belgische Tochter braucht schätzungsweise 300 Milliarden Euro – doch der belgische Staat will nur zahlen, wenn er im Gegenzug auch bei “Brussels Airlines” einsteigen kann. Doch genau das verweigern die deutschen Aufseher, wie “Le Soir” berichtet.

Das sorgt nun für massive Verstimmung in Belgien. Es sei kein guter Stil, Entlassungen anzukündigen, während die Verhandlungen über eine Rekaptialiseurng noch laufen, heißt es in Brüssel. Der Ärger richtet sich auch gegen die Bundesregierung.

Denn Berlin tut alles, um “seine” Firmen zu stützen – und nimmt dabei kaum Rücksicht auf seine Nachbarn. Deutschland könnte die Coronakrise nutzen, um die Konkurrenz “platt” zu machen, lautet die unausgesprochene Sorge bei den EU-Partnern.

Für Stirnrunzeln sorgt auch mangelnde Transparenz. Lufthansa hat nicht nur Tochtergesellschaften in anderen EU-Ländern, sondern auch in Steueroasen. Das wirft Fragen auf – zum Geschäftsgebaren, aber auch zur Steuertransparenz.

Das Europaparlament fordert die Offenlegung der dubiosen Geschäfts-Verbindungen, doch Lufthansa kommt dem nur unvollständig nach, rügt der grüne Finanzexperte S. Giegold. Auch das sorgt für Verstimmung in Brüssel – auch hier wäre Berlin gefordert…

Siehe auch “Die neue deutsche Frage”