(K)ein House of Cards

Am Dienstag startet das US-Magazin “Politico” seine neue EU-Ausgabe. Die Macher von Springer und vom “Wall Street Journal” versprechen, den Journalismus in Brüssel neu zu erfinden. Weniger wäre mehr.

Mehr Hintergrund, mehr Politik, mehr Personality: Mit “Politico” sollen die sonst oft drögen Berichte aus dem Raumschiff Brüssel endlich wieder lesenswert und spannend werden.

Why not? Nötig hätten wir es allemal. Was in Sachen EU fehlt, ist allerdings nicht mehr Hype oder Glamour nach US-Manier, sondern mehr Ehrlichkeit – und mehr Nüchternheit.

Bisher schreiben viele, gerade deutsche, Korrespondenten die EU immer noch schön. Bei jedem Gipfel siegt Kanzlerin Merkel, Deutschland ist das Super-Model – für alles.

Nüchtern betrachtet, ist das deutsche EUropa jedoch genauso gescheitert wie die angelsächsische Doktrin. Die Briten planen gerade ihren Austritt, die Amerikaner haben sich von Europa abgewandt.

Das Ziel, zur “wettbewerbsfähigsten Region der Welt” zu werden, musste die EU schon vor zehn Jahren aufgeben. Bei TTIP droht die nächste Pleite; gerade wurden die schönen Wachstums-Ziele einkassiert.

Eurokrise, Flüchtlingskrise, Kriege im Osten und im Süden: Die EU wird mit den Herausforderungen einfach nicht mehr fertig. Sie ist nicht die erhoffte Lösung für alles, sondern oft selbst ein Problem.

Und die EU-Politiker? Sind sind meist traurige Gestalten – und keine aufregenden Helden, wie in den “House of Cards”. Ob “Politico” diese Realität abbildet? Ich bin mal gespannt…