Neues vom Wirtschaftskrieg (97): Getreide-Deal ohne die EU
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Die Ukraine droht Griechenland mit Sanktionen – wegen eines verunglückten Flugzeugs voller Waffen. Uniper will Schadenersatz von Gazprom – wegen verminderter Gaslieferungen. Und der Getreide-Deal zwischen der Ukraine und Russland steht – ohne die EU. Sie hat sich ins diplomatische Abseits manövriert.
- Der Getreide-Deal steht – mithilfe der Uno, ohne EU. Ukraine and Russia have signed a UN-backed deal to allow the export of millions of tonnes of grain from blockaded Black Sea ports, potentially averting the threat of a catastrophic global food crisis.A signing ceremony at Dolmabahçe Palace in Istanbul was attended by the UN secretary general, António Guterres, and Recep Tayyip Erdoğan, Turkey’s president, who had played a key role during months of tense negotiations. – Erdogan spielte eine Hauptrolle, die EU gar keine. Das kommt davon, wenn man Verhandlungen mit Russland kategorisch ablehnt – dann ergreifen eben andere die diplomatische Initiative. Immerhin hat die EU ihre Sanktionen ein wenig gelockert, so dass nun auch Russland wieder Düngemittel exportieren kann…
- Der wegen verringerter Gaslieferungen aus Russland in Schieflage geratene Energiekonzern Uniper will Schadenersatz von Gazprom haben. “Klar ist, dass wir versuchen werden – zum Wohle unseres Unternehmens -, Gazprom haftbar zu machen”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Firma, Klaus-Dieter Maubach. Ob es eine Auseinandersetzung vor Schiedsgerichten oder vor öffentlichen Gerichten werde, könne er noch nicht sagen. “Wir prüfen das in alle Richtungen.”
- Ukraine droht Griechenland mit Sanktionen. Die griechische Zeitung To Vima sieht einen Zusammenhang mit dem jüngsten Absturz eines ukrainischen Flugzeugs nahe der nordgriechischen Stadt Kavala. Aufgrund von Ungereimtheitenund falschen Deklarationen hinsichtlich der Ladung hatte sich die griechische Regierung mit diplomatischen Noten in Serbien und der Ukraine bei den jeweiligen Regierungen beschwert.
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Kleopatra
24. Juli 2022 @ 08:16
Da das Schwarze Meer kein EU-Binnenmeer ist, war die Vermittlung durch die Türkei durchaus naheliegend. Was aber ist nun von dem Abkommen zu halten, nachdem Russland gleich wieder den Handelshafen von Odesa beschossen hat?
ebo
24. Juli 2022 @ 09:51
Die EU fährt seit Mai eine weltweite Kampagne gegen Russland und für das Getreide aus der Ukraine. Man hat sogar eine sog. Solidarity Lane eröffnet, die aber nicht gut funktioniert. Polen und Rumänien, ein Schwarzmeer Anrainer, sind direkt involviert. Grund genug also, auch zu verhandeln – und sei es nur zur Unterstützung der Ukraine. Doch die europäische Diplomatie hat sich ins Abseits manövriert. Leider
european
23. Juli 2022 @ 16:03
Der selbsternannte Wertewesten wird das noch sehr bitter bereuen.
Gerade gelesen:
https://www.middleeastmonitor.com/20220714-brics-expects-egypt-saudi-arabia-and-turkey-to-join-group-soon/
“Earlier, Li Kexin, Director-General of the Department of International Economic Affairs of the Chinese Foreign Ministry, said that several countries were “knocking on the doors” of the organisation, including Indonesia, Turkey, Saudi Arabia, Egypt and Argentina.”
Die gleichzeitige Mitgliedschaft der Türkei sowohl in der Nato also auch in den BRICS Staaten dürfte spannend werden.