Neues vom Wirtschaftskrieg (68): Willkommen in der “Kriegswirtschaft”
Der Wirtschaftskrieg zieht immer weitere Kreise. Energiekonzerne in den USA fahren Extragewinne mit Fracking und LNG ein, Russland kassiert seit Kriegsbeginn 93 Mrd. Euro für fossile Energie, und Frankreich ist in die “Kriegswirtschaft” eingetreten.
- Macron: Frankreich ist in die Kriegswirtschaft eingetreten. – In seiner Rede auf der internationalen Verteidigungskonferenz Eurosatory in Paris forderte Macron, die europäische Verteidigung müsse „viel stärker werden. Andernfalls werden wir die Abhängigkeiten von morgen aufbauen“. Dem Präsidenten zufolge seien Frankreich und die EU „in eine Kriegswirtschaft geraten, in der […] wir uns auf lange Sicht organisieren müssen“. „Alles hat sich verändert“ und „wir können nicht mehr so leben, wie wir es noch vor einem Jahr getan haben“, fügte er hinzu. – Was meint Macon mit “Kriegswirtschaft”? Dass wir uns im Krieg befinden, oder uns auf einen solchen vorbereiten? Wenn es um die Knappheit bei Öl, Gas und anderen Rohstoffen geht: Die haben Frankreich und die EU mit ihren Sanktionen teilweise selbst verschuldet.
- Russland hat einer Analyse zufolge in den ersten hundert Tagen seines Krieges gegen die Ukraine 93 Milliarden Euro an Einnahmen aus dem Export fossiler Brennstoffe erzielt. Laut des Berichts des in Finnland ansässigen Centre for Research on Energy and clean Air (CREA) ist die EU nach wie vor mit Abstand der größte Abnehmer russischen Gases und Erdöls. Laut CREA entfielen zwischen 24. Februar und 3. Juni 61 Prozent der fossilen Exporte Russlands auf die EU. Dies entspricht demnach 57 Milliarden Euro. Unter den Einzelstaaten war China mit 12,6 Milliarden Euro wichtigster Kunde vor Deutschland mit 12,1 Milliarden und Italien mit 7,8 Milliarden Euro. – Deutschland gleich hinter China. So sind die geoökonomischen Fakten. Dagegen kann auch ein Habeck nichts ausrichten…
- War has been good for U.S. companies that liquefy natural gas and send it overseas in giant, ocean-going vessels, raising the possibility of a significant climate liability, according to an environmental nonprofit that’s been tracking LNG trends across the country. Since the Russian invasion of Ukraine on Feb. 14, there has been a bustle of business activity, as American companies have secured at least nineteen agreements to supply nearly 24 million tons of LNG per year, the Environmental Integrity Project reported in a report released on Thursday. – No surprise here. Das war seit jeher ein Ziel der US-Politik gegen Nord Stream 2 und die Gasimporte aus Russland. Der Klimaschutz bleibt auf der Strecke.
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Alexander
14. Juni 2022 @ 19:12
“Mega-Deals: Indien kauft russisches Öl und verkauft es teuer nach Europa”
https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/mega-deals-indien-kauft-russisches-oel-und-verkauft-es-teuer-nach-europa-li.235748
Ich denke bei Anblick “unserer” Politiker seit Jahren “Ach, wenn sie doch wenigstens zweitklassig wären!” …
Alexander
14. Juni 2022 @ 23:20
Passend zum letzten Satz:
“Biden Can’t Finish Sentences”
https://www.youtube.com/watch?v=iVG6-qWjXMo
Wer regiert dort wirklich?
Dazu, wie es bei Reagan war, bei dem ich mir diese Frage auch schon gestellt habe, hat sich mal Weinberger geäußert. Seine Ausführungen waren ausgesprochen ernüchternd.
Holly01
14. Juni 2022 @ 13:12
ZU:
” Was meint Macon mit “Kriegswirtschaft”? Dass wir uns im Krieg befinden, oder uns auf einen solchen vorbereiten? ”
Wir bereiten uns auf Krieg vor.
Die USA haben fertig.
Die EU ist nicht kriegsfähig.
Die EU kann sich nicht darauf verlassen, das der US dominierte Welthandel noch weiter laufen wird.
Verhandlungen sind unwahrscheinlich. Als Teil der “Russland-Sanktionen” hat man sich inhaltlich fest gelegt.
Militärischer Druck ist aus dem heutigen Stand lächerlich.
Geld ist ein Problem, denn mit den USA wird die Weltwährung unter gehen (mit gigantischen Verwerfungen, die sich auch und gerade in Europa austoben werden).
Morgen? Eher nicht.
2022? Möglich.
2023? Ziemlich wahrscheinlich.
Weiß man nicht. Kommt auf diese 154 Länder an, die das US Spiel nicht mehr mit machen und an der US/EU Politik.
Kriegswirtschaft bedeutet das man ohne Rücksicht auf monetäre Probleme inhaltliche Forderungen erfüllt.
Als Beispiele:
Eine Aufrüstung in Europa erfordert Stahlwerke. Wurden abgebaut wegen unwirtschaftlich. Werden gebraucht, kommen also wieder.
Schiffsbau in Europa war in der Auflösung begriffen. Wird gebraucht kommt wieder
Die F35 sollen nach Büchel, wenn die Start-Landebahnen da neu gemacht wurden. Zielzeit 2026 (das wäre vernünftig) und jetzt so schnell wie möglich also noch 2022, wenn die F35 verfügbar sind.
Kriegswirtschaft stellt den Willen zur Aufrüstung über die wirtschaftlichen Folgen und Kosten.
Und irgendwann ist Zahltag, weil Kriegswirtschaft natürlich das Geldwesen ruiniert.
Da das jeder weiß ist Macrons Aussage bemerkenswert. KEIN Staat sagt freiwillig wir “spielen jetzt völlig verrückt, ruinieren uns und führen dann ziemlich sicher einen Krieg, können das aber natürlich alles nicht bezahlen”.
Also ist das nun die Aussage nach dem deutschen 9/11 Moment das wir den französischen 9/11 Moment erleben.
Frankreich vollführt den totalen Politikwechsel, so wie Deutschland auch.
Bleibt die Frage: zusammen , parallel, nebeneinander her oder im Misstrauen gegeneinander?
Deutschland hat die 100 Mrd. mit absolut niemandem abgesprochen, warum sollte sich Frankreich anders verhalten?