Neues vom Wirtschaftskrieg (183): Jeder zweite muß den Gürtel enger schnallen
Die Öl-Sanktionen kosten Russland 160 Millionen Euro pro Tag – dennoch sprudeln die Einnahmen weiter. Die Globalisierung endet, Handelskriege werden zur Norm, warnt das Weltwirtschaftsforum in Davos. Und jeder zweite EUropäer muß den Gürtel enger schnallen.
- Jeder zweite EUropäer muß den Gürtel enger schnallen. The cost-of-living crisis triggered by the Ukraine war, the energy crunch, surging inflation and the coronavirus pandemic has become the greatest worry for European Union citizens, according to a new Eurobarometer that shows 45% of respondents are currently having “some” or “a lot” difficulties with their personal income. The poll speaks of a “polycrisis mood” across the continent. Additionally, 46% of Europeans admit their standards of living have already decreased as a result of the mounting crises while 39% expect to see a decline sometime this year. Just 14% do not anticipate any sort of change or impact. The countries where the perceived drop in living standards has been most pronounced are Cyprus (70% of respondents say standards have “already been reduced”), Greece (66%), Malta (65%), France (62%) and Portugal (57%), the report shows. (Euronews) – Auch hier werden die Folgen der Sanktionen und der spekulativen Märkte ausgeblendet. Immerhin reflektiert die Umfrage die wachsende Unzufriedenheit der EUropäer.
- “Globalisierung endet, Handelskriege werden zur Norm”. Weltwirtschaftsforum sagt Ende der Globalisierung voraus. (…) In Europa etwa haben Staaten Milliarden investiert, um die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiekrise zu dämpfen. Die deutsche Regierung entlastet Bürger beispielsweise mit der Gaspreisbremse und hilft auch der Industrie. Das größte Programm in Höhe von 430 Milliarden Dollar haben die USA gestartet, um Investitionen ins Land zu holen und die innovativsten Unternehmen anzulocken. Die EU befürchtet, dass ihr dies mittelfristig schadet und will sich wehren. Der Risikobericht prophezeit mehr Konflikte dieser Art: “Handelskriege werden zur Norm, die Konflikte globaler Mächte werden sich verstärken.” (Süddeutsche)
- Eine Preisobergrenze für Öl und ein EU-Embargo kosten Russland pro Tag geschätzte 160 Millionen Euro. Die finnische Forschungseinrichtung Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea) mit Sitz in Helsinki teilte am Mittwoch mit, die internationalen Sanktionen drückten die russischen Einnahmen aus fossilen Brennstoffen. Allerdings erwirtschafte der Kreml immer noch beträchtliche Summen, mit denen er seinen Krieg in der Ukraine finanzieren könne, weil der Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel zu niedrig sei.(…) Russland erzielte dem Bericht zufolge auch unter der Preisobergrenze immer noch 3,1 Milliarden Euro an Einnahmen aus den Öllieferungen und verbuchte zwei Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Eine Senkung der Obergrenze auf 25 bis 35 US-Dollar pro Barrel würde die Steuereinnahmen nach Einschätzung der Experten fast auf null drücken, da der Preis viel näher an den russischen Produktionskosten läge. Öl. (AP)
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (der Live-Blog ist zurück!) Siehe auch Ausblick 2022: Der Wohlstand schwindet, EUropa wird abgehängt
KK
13. Januar 2023 @ 15:43
@ marianne brull:
” Quo vadis Europa wenns so weiter geht”
Europa wird bleiben, wo es seit jeher war.
Gehen werden Industrie, Wohlstand und die intelligenten und gut ausgebildeten Menschen, die es sich leisten können – und zwar hauptsächlich in die USA!
Unsere Politiker hingegen, die Sachwalter der US-Interessen in den Hauptstädten Europas, die Europa und uns diesen Mist und das Chaos – nicht erst seit 24.02.2022 – eingebrockt haben, hingegen werden uns wohl leider erhalten bleiben…
marianne brull
13. Januar 2023 @ 14:00
AUCH SCHÖN https://www.nachdenkseiten.de/?p=92419#more-92419
Quo vadis Europa wenns so weiter geht
Arthur Dent
12. Januar 2023 @ 10:33
Die finnische Forschungseinrichtung Crea hat offensichtlich nicht verstanden, dass Russland zur Finanzierung des Krieges keine Devisen braucht. Russland hat eine eigene Zentralbank, finanziert sein Militär durch Rubel und muss sich dafür nicht im Ausland verschulden.
Dass jeder zweite Europäer den Gürtel enger schnallen muss – ist das nicht gewollt und eine gute Nachricht im Hinblick auf den Klimawandel? Weniger Konsum, weniger Ressourcenverbrauch, weniger CO2-Ausstoß? Und durch weniger Klimasünden gleich mehr Klimaparadies? Fit for fiftyfive! Vielleicht hab ich auch wieder alles nur falsch verstanden:-)
european
12. Januar 2023 @ 11:19
Den Guertel enger schnallen ist immer gleichbedeutend damit, dass jemand anderes das Geld bekommt, hier z.B. die Energieversorger. RWE schwimmt aktuell im Geld. Die Preissteigerungen gehen zu Lasten der Privathaushalte. Im Grunde setzt man die Vermoegensumschichtung fort, die nach der Finanzkrise so „erfolgreich“ in Europa umgesetzt wurde und m.E. hauptverantwortlich fuer den politischen Rechtsdrall in den Eurolaendern ist.
Natuerlich hat Russland keine Finanzierungsprobleme. Nicht nur die eigene Zentralbank loest das Problem. 140 Nationen machen bei den Sanktionen nicht mit und verstaerken sogar den Handel mit Russland. Man muss einfach nur mal verfolgen, was da hinter unserem neuen eisernen Vorhang so passiert.
Das Exportverbot in Laender mit Preisdeckel ist auch noch nicht in Kraft. Man kann also Ueberlegungen anstellen, wen diese Sanktionen letztlich treffen werden. Das Ergebnis liegt eigentlich schon auf der Hand.