Neues vom Wirtschaftskrieg (171): 2023 droht Gasmangel in der EU
Für Superminister Habeck ist Russland kein Wirtschafts-Partner mehr – Kanzler Scholz sieht es anders. Der Botschafter der Ukraine hat Deutschland ausdrücklich für seine “Führungsrolle” gedankt. Und im Jahr 2023 könnte in der EU Gasknappheit herrschen.
- Die Gasspeicher sind gefüllt, für diesen Winter scheint die Europäische Union gut gerüstet. Doch im Jahr 2023 könnte in der EU Gasknappheit herrschen. Davor warnt die Internationale Energieagentur IEA. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Chef der IEA, Fatih Birol, sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: “Trotz der von uns ergriffenen Maßnahmen könnten wir im nächsten Jahr immer noch mit einer Lücke von bis zu 30 Milliarden Kubikmetern Gas konfrontiert sein.” Sollte Russland auch im kommenden Jahr kein Erdgas mehr nach Europa liefern und die Konjunktur in China weiter anziehen, wäre das ein denkbares Szenario. Die mögliche Lücke beträgt etwa ein Fünftel dessen, was Russland im Jahr 2021 in die EU exportierte.
- Der Botschafter der Ukraine in Berlin, Olexii Makeiev, hat Deutschland ausdrücklich für seine “Führungsrolle” bei der internationalen Unterstützung seines Landes gedankt. “Deutschland hat die G7-Länder dazu mobilisiert, die Ukraine zu unterstützen”, sagte Makeiiev am Dienstag dem RBB-Inforadio. Der Botschafter begrüßte, dass sich die Staats- und Regierungschefs der G7 am Montag erneut zu finanzieller und militärischer Hilfe bekannt hatten. Mit Blick auf die internationale Geberkonferenz an diesem Dienstag in Paris forderte Makeiev aber auch konkrete Winterhilfen für sein Land.
- Habeck: Russland kein Partner mehr, Kasachstan wäre besser. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagt bei einer Festveranstaltung des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Russland könne kein Partner des Verbandes mehr sein. Der Grünen-Politiker verweist auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Nun gelte es wirtschaftlich neue Länder zu entdecken und mit diesen zu kooperieren, Kasachstan zum Beispiel. – Kanzler Scholz schließt eine Zusammenarbeit mit Russland dagegen nicht aus – wenn auch ernst nach dem Ende des Krieges…
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Armin Christ
19. Dezember 2022 @ 10:28
Das Lob von Herrn Makeiev kann er sich sparen. Der Herr Habeck dokumentiert täglich seine Unfähigkeit.
Öl und Gas aus Kasachstan oder Aserbeidchan ? Der Herr sollte mir mal erklären wie das Zeug hier her kommen soll ohne russisches Territorium zu passieren.
Arthur Dent
14. Dezember 2022 @ 14:27
@KK
Zu fliegen mit Apparaturen, die schwerer sind als Luft, galt um 1890 herum noch als wissenschaftlicher Unfug und bis in die 1920er Jahre wurden seitenlange mathematische Berechnungen angestellt, die bewiesen, dass es unmöglich ist, den Mond zu erreichen. So gesehen, ist noch nicht aller Tage Abend. Wenn alle Nato-Staaten jährlich mehr als 1000 Mrd Dollar in die Rüstung stecken und die Bezos, Buffets, Gates, Musks jedes Jahr mehr Milliarden scheffeln, wenn Royals für huldvolles Winken von ihren “Untertanen” bejubelt und fürstlich entlohnt werden, dann möge mich die “Grünen” verschonen mit Geschichten von der heilen und klimagerechten Welt, die sich Hänschen & Lieschen Müller vom Mund absparen sollen, damit es den Generationen einer fernen Zukunft mal besser gehen soll. Ich kenne niemanden, der etwas gegen gute Luft und eine halbwegs intakte Umwelt hat. Der Mensch kann keine einzige Technik schaffen ohne ökosystemische Funktionen oder Dienstleistungen zu verändern, er wird von der Natur leben, solange er existiert. Das Erdklima funktioniert nicht so linear wie ein Heizungsthermostat, das Klimaproblem ist auch kein Einzelproblem – es ist ein Teilproblem innerhalb einer Gemengelage von verschiedenen Problemen. Das führt zu der Einsicht, dass das Klimaproblem im eigentlichen Sinne nicht mehr lösbar ist. Es bleibt eine Herausforderung, die teils durch Vermeidung teils durch Anpassung angegangen werden muss – am Besten in einem demokratischen Diskurs.
KK
14. Dezember 2022 @ 00:27
@ Arthur Dent:
Das einzig Gute fürs Klima wäre wohl ein möglichst zeitnahes Aussterben der Gattung “homo”… 🙂
Das würde sicher auch der Schöpfer der Figur “Arthur Dent” so sehen – dessen Buch “Die letzten ihrer Art” ich übrigens jedem ans Herz legen kann. Ein trotz ernstem Thema in der von Douglas Adams gewohnt launiger Art geschriebener Reisebericht zu acht aussterbenden Arten dieses Planeten…
Mal schauen, was die wundergläubigen GRÜNEN noch über den jüngst berichteten Laborfortschritt bei der Kernfusion hinsichtlich Klimarettung noch zusammenfabulieren werden…
Arthur Dent
13. Dezember 2022 @ 23:53
(Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat festgestellt, dass in die Gasnetze zwar “Methan in unbegrenzter Menge” eingeleitet werden könne. Aber: “Bei Wasserstoff, der mittels Elektrolyse erzeugt wurde, liegen die Grenzen derzeit bei 1-10 Volumenprozent”).
(Welche Rolle Wasserstoff künftig im Gesamtsystem spielen soll, ist noch weitgehend unklar. Weder ist geklärt, inwieweit eine erhöhte Beimischung von Wasserstoff in die bestehenden Gasnetze angestrebt werden soll, noch, ob und in welchem Umfang Wasserstoffnetze durch Neuaufbau oder Umwidmung bestehender Netze benötigt werden. Umweltbundesamt).
Für Wasserstoff braucht man bestimmte Metalllegierungen, unser normales Gasnetz ist für Wasserstoff unbrauchbar – Wasserstoff macht das Material spröde. Die volumenbezogene Energiedichte von flüssigem Wasserstoff beträgt etwa 1/4 derjenigen von Benzin und etwa 1/3 derjenigen von Erdgas. Der Gewichtsanteil von Wasserstoff an Wasser beträgt 11,2 %. Bei der Elektrolyse von Wasserstoff aus Wind- oder Solarstrom beträgt der Wirkungsgrad je nach Verfahren 70 bis 90 %. Die Umsetzung zu Ammoniak bedeutet weitere Verluste; der Gesamtwirkungsgrad bis zur Rückverstromung – beispielsweise in einem Dampfkraftwerk, liegt bei lediglich 55 bis 60 %. D. h. eigentlich wäre es deutlich günstiger, erneuerbare Energien direkt zu verwenden, oder nur in Form von Wasserstoff zu speichern. (Speicherkapazitäten heute bislang noch nahe null). Grüner Wasserstoff oder grünes Ammoniak aus Kasachstan, Kanada, Australien, Afrika – wie man sieht muss man weite Wege zurücklegen, meist per Schiff. Der heutige Schiffsverkehr macht aber bereits jetzt schon rund 15 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus. Es ist also heute noch so wie im Mittelalter, der Mensch glaubt weiterhin an Wunderkuren und Geheimtinkturen – das meiste, was über “Grünen Wasserstoff” fabuliert wird, dürfte im Bereich Märchen, Fantasy oder Science-Fiction angesiedelt sein. Ein wirklicher Klimaschutz dürfte dadurch nicht zu erreichen sein, aber man kann sich die Sache schließlich schönrechnen. Nach meinem Dafürhalten werden beim Thema Klimawandel oftmals von der Politik ganz bewusst Ursache und Wirkungen vertauscht, somit lässt sich “Klimawandel & Klimaschutz” prima als Herrschaftsmittel verwenden.
Thomas Damrau
13. Dezember 2022 @ 17:48
@KK
Kein Widerspruch.
Alle seriösen Klimawissenschaftler, deren Analyse ich in den letzten Wochen gelesen/gehört habe, halten 1,5 Grad für unrealistisch.
Nur scheint mit der (klammheimlichen) Aufgabe dieses Ziels den Verantwortlichen alles wurscht zu sein – Hauptsache “der Schornstein raucht”.
Thomas Damrau
13. Dezember 2022 @ 17:39
@ebo
Danke für Ergänzung.
In der Tat ist die “imperiale Lebensweise” ( https://de.wikipedia.org/wiki/Imperiale_Lebensweise ), die den Rest der Welt als Rohstoff-Lieferant und Müllkippe sieht, Fundament des versprochenen “Grünen Wachstums”.
KK
13. Dezember 2022 @ 17:29
@ Thomas Damrau:
“Ich bin heute sowohl von Campact als auch von der Deutschen Umwelthilfe mit der Bitte angeschrieben worden, einen Appell zu unterschreiben, Deutschland möge sich nicht vom 1,5 Grad-Ziel entfernen.”
Das hat man doch schon längst, sich von diesem Ziel entfernt. Habe unlängst erst eine Analyse gelesen, allein der UMSTIEG von russischem Pipeline-Gas auf US-Fracking-Gas werfe uns wegen des dadurch zusätzlich entstehenden CO2 auf das Niveau vor allen bislang erreichten Einsparungen zurück.
Da brauchts keine Kindergarten-Philosophie, da reicht ein bisschen Mathematik.
Thomas Damrau
13. Dezember 2022 @ 17:13
Ich bin heute sowohl von Campact als auch von der Deutschen Umwelthilfe mit der Bitte angeschrieben worden, einen Appell zu unterschreiben, Deutschland möge sich nicht vom 1,5 Grad-Ziel entfernen.
Und in der Tat erweckt unser Philosoph auf dem Ministersessel den Eindruck, der Geist Peter Altmaiers sei in ihn gefahren: Das Thema Energiewende kommt bei ihm nur noch am Rande vor. Stattdessen sollen überall in der Welt in den nächsten 20 Jahren neue Löcher gebohrt werden, um fossile Energie aus dem Boden zu holen.
Man rufe den Exorzisten!!
ebo
13. Dezember 2022 @ 17:19
Man könnte es grünen Imperialismus nennen. Die ganze Welt soll Deutschland “grünen” Wasserstoff liefern, damit Habeck ruhig schlafen kann
KK
13. Dezember 2022 @ 16:16
Die Grünen, von denen man ja gern vergisst, dass sie seit rund 30 Jahren „Bündnis 90/Die Grünen“ heissen, erscheinen mir derart russophob, dass es schon ans Pathologische grenzt.
Gerade weil dieser Russophobie insbesondere sämtliche Klimaziele und der einstige Pazifismus geopfert werden, scheint es wieder nur noch um den Kampf gegen „den Russen“ zu gehen… und sei es auf Kosten eines wenn nicht in die Steinzeit, so doch in vorindustrielle Zeiten zurück versetzten Europa.