Nach “Staatsstreich”: Rumänien darf in die Schengenzone
Es wird als historischer Erfolg präsentiert: Rumänien und Bulgarien können ab Anfang Januar vollständig dem grenzkontrollfreien Schengen-Raum beitreten. Leider gibt es da ein paar Probleme.
Problem Nummer eins: Die Reisefreiheit in Schengen besteht nur noch auf dem Papier. Deutschland führt Grenzkontrollen an allen Außengrenzen durch, auch Österreich, die Niederlande und Frankreich schotten sich ab. Die Erweiterung fällt in die Zeit der bisher größten Schengen-Krise.
Problem Nummer zwei: Bulgarien und Rumänien werden immer noch von Korruption und Vetternwirtschaft geplagt. Bis Ende 2023 wurden beide Länder deshalb sogar noch von der EU-Kommission überwacht. Das Ende der Kontrollen rund 20 Jahre nach dem EU-Beitritt (!) heißt nicht, dass alles gut sei.
Problem Nummer drei: In Rumänien wurde gerade die Präsidentschaftswahl annulliert, der demokratische Prozess ist zum Stillstand gekommen. Kritiker sprechen von einem “Staatsstreich“, die USA und die Nato sorgen sich vor russischen Einflussversuchen via TikTok.
Und dieses offensichtlich instabile und immer noch unreife Land darf jetzt in die Schengenzone der (längst nicht mehr unendlichen) Reise-Freiheit? Das passt irgendwie nicht zusammen – es sei denn, diese Freiheit sei vor allem für das in- und ausländische Militär wichtig.
Auf dem rumänischen Regionalflughafen in Constanța wird nämlich gerade der größte Nato-Stützpunkt Europas gebaut – nur 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze. Das “Schengen für Militärs” ist schon lange eine Priorität von EU und Nato…
Siehe auch Angst vor Nato-Kritiker: Wahl in Rumänien abgesagt
P.S. Die EU hat die Absage der Präsidentschaftswahl in Rumänien übrigens nicht kritisiert. Scheint normal zu sein…
Andreas
16. Dezember 2024 @ 10:05
Bin über dieses Interview Dirk Pohlmann und Paula P Cay gestolpert.
Sie ist Rumänin und beschreibt Georgescu und das Land (natürlich subjektiv) gaaanz anders, als wie er in unseren und englischsprachigen Medien (Rechtspopulist, pipapo) dargestellt wird.
Ab 45:00
https://tube.theplattform.net/w/bbxb766LiwNbcFjAp3quYw
Reykjavik
13. Dezember 2024 @ 11:37
Interessanter und einleuchtender Gedanke, die Verknüpfung von Schengen und Constanta; aber wäre der Schengen-Raum tatsächlich nötig, damit in- und ausländische Militärinfrastruktur und -einheiten frei bewegt werden können? Im Kriegsfall ist das sowieso alles Makulatur, aber ist es nicht so, dass die NATO-Infrastruktur auch in Friedenszeiten (also jetzt noch) relativ frei hin-und herbewegt werden kann? Braucht man dazu wirklich Schengen?
Helmut Höft
13. Dezember 2024 @ 08:55
“… der größte Nato-Stützpunkt Europas gebaut – nur 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze.” Ach deshalb haben die Russen etwas gegen die Ukraine in der NATO: Stützpunkte direkt an Ihrer Grenze. Ach ich Dummerchen, ich dachte an russischen Imperialismus und so …
Guido B.
12. Dezember 2024 @ 13:15
“Die EU hat die Absage der Präsidentschaftswahl in Rumänien übrigens nicht kritisiert. Scheint normal zu sein…”
Wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass in der EU alles normal und willkommen ist, solange es irgendwie antirussisch ist.
Antirussisch sein heiligt die Mittel.
Skyjumper
12. Dezember 2024 @ 17:51
„Russisch“ ist die Bedrohung von aussen. „Antirussisch“ der Kit der die Fliehkräfte innerhalb des Westens, der EU, der Einzelstaaten.
Was wir gerade sehen ist ist der Versuch die destabilisierenden Kräften des Inneren nach aussen zu lenken. Dafür, den Machterhalt der politischen Eliten und aller von ihnen Abhängigen (z.B. in den öffentlich-rechtlichen Medien) ist jedes Mittel recht.
Was ist Rumänien, in Georgien, in Moldawien, passiert ist, hat mit Demokratie nicht mehr wirklich viel zu tun. Was in Frankreich passiert verletzt zumindest den Geist der Demokratie, was in Deutschland (auf bisher niedrigerer Ebene) passiert verletzt gleichfalls den Geist der Demokratie.
Die Reaktionen/(Nicht-)Beurteilungen durch den Westen/die EU der Geschehnisse in Israel, Libanon, Syrien sind empörend. Was einmal in Ex-Jugoslawien mit einer soliden Astsäge begann, nämlich das Sägen am Ast auf dem man sitzt, hat sich dramatisch weiterentwickelt. Aus der Astsäge wurde eine Kettensäge, statt des Astes sägt man am Stamm.
Und jeder Aktion folgt eine Reaktion. Je stärker sie unterdrücken, manipulieren, zensieren, um so stärker werden die Fliehkräfte. Und irgendwann (das „wann“ ist dabei die 1 Million $ Frage) fliegt uns der ganze Dreck um die Ohren.
Anton Vogel
13. Dezember 2024 @ 09:03
Man versucht mit allen Mitteln seine Diktatur aufrecht zu erhalten und einen anti russischen Wall weiter ausbauen.
Aber das ist nur ein um sich schlagen in der Agonie. Man spielt Russland und den sich bildenden BRICS in die Hände und ruinieren sich selbst. Es ist wohl auch nur noch eine Frage der Zeit bis die Menschen auf die Straße gehen (außer in DSchland natürlich ) oder bis der nächste große Krieg über Europa herein bricht