Mogherini landet sanft
Die frühere EU-Außenbeauftragte Mogherini hat einen neuen Job: Sie wird das Europa-Kolleg in Brügge leiten. In Brüssel sorgt das für Aufregung – wird die EU zur Versorgungsanstalt?
Am Europa-Kolleg werden künftige Führungskräfte für die EU ausgebildet. Es gilt als Kaderschmiede, ähnlich wie die ENA in Paris. Bisher konnte sich das Kolleg aus den Ränkespielen in Brüssel weitgehend heraushalten.
Doch nun ist die Aufregung groß. “Copinage” heißt es in Brüssel – “Kumpelei” oder auch Vetternwirtschaft. Der französische EU-Korrespondent J. Quatremer hat der Affäre einen großen Bericht gewidmet.
Auch der EU-Blogger J. Worth hat zugeschlagen – und sich mächtig aufgeregt. Mogherini dürfe nicht zur Rektorin ernannt werden, weil sie nicht das nötige wissenschaftliche Profil habe, schreibt der Brite.
Dabei ist das Problem nicht so sehr, dass Mogherini einen neuen Job bekommt. Die Italienerin ist keine schlechte Wahl für das Europakolleg – dessen bisheriger, deutscher Direktor hatte ein bescheideneres Profil.
Das Problem ist vielmehr, dass die Auswahl innerhalb der “Brüsseler Blase” stattzufinden scheint. Es war nämlich H. van Rompuy, der frühere EU-Ratspräsident, der die frühere EU-Außenbeauftragte nach Brügge geholt hat…
Siehe auch “Barroso war kein Einzelfall”
Immer locker bleiben
15. Mai 2020 @ 15:04
Ist der nicht schon in Pension? Aber auch hier: Herr van Rompuy kann als ehemalige ständiger Präsident des Europäischen Rates und als Vermittler zwischen Wallonen und Flamen (größter denkbarer Unterschied in Europa) auf reiche Erfahrungen zurückgreifen und wenn er die in Gastvorlesungen mit den Student/innen in Brügge (oder auch anderswo) teilt, das wäre doch prima. Ansonsten wünschen wir ihm viel Gesundheit und eine gute Zeit.
Immer locker bleiben
15. Mai 2020 @ 12:40
Also mal ehrlich. Für die Studentenschaft ist das super. Sie wird mehr zu erzählen haben als manche(r) Professor(in). Das Durchschnittsalter der Professor(innen)schaft wird sie auch deutlich senken. Und das ist gut so.
ebo
15. Mai 2020 @ 12:52
Sehe ich ähnlich. Mogherinis Praxiserfahrung wiegt die mangelnde akademische Vorbildung mehr als auf. Vielleicht sollte man zum Ausgleich den alten van Rompuy in Rente schicken?
Claus Hiller
15. Mai 2020 @ 11:50
Ich verstehe die ganze Aufregung um Frau Mogherini mal wieder nicht. Keine Ahnung vom zugedachten Job? Macht doch nichts, spielt doch in der Politik praktisch keine Rolle mehr, einzig und allein entscheidend ist die richtige „Haltung“! Da brauchen wir nicht mal über die Landesgrenzen zu blicken: Ein Außenminister ohne die entferntesten Grundkenntnisse der internationalen Diplomatie? Haben wir! Eine Hotelfachfrau mit Fernstudium über Rechnungswesen leitet das Ministerium für Bildung und Forschung? Haben wir! Andrea Nahles als neue Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation? Wunderbar, Vorschlagsrecht der SPD, die Sozis lassen ihre Leute nicht verkommen! Immerhin kann sie da nichts wie früher kaputtmachen, dieser Laden ist mehr oder weniger nur ein Abklingbecken für die durch Privatisierung der Post hinterlassenen personellen Altlasten. Das passt dann schon, auch wenn sich noch 1.500 Leute damit beschäftigen.
Erinnern wir uns noch an Herrn Schäfer-Gümbel, dessen Bekanntheit größtenteils darauf beruhte, Wahlen nicht zu gewinnen? Jetzt Vorstandsmitglied der staatlichen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Vorschlagsrecht SPD. Und Frau Eva Högel bekommt als neue Wehrbeauftragte, auch auf Vorschlagsrecht der SPD, nun auch noch ein paar Euros `drauf auf ihre kärgliche MdB-Entschädigung. Die Frage, was sie dazu befähigt, sollte besser nicht gestellt werden, könnte als populistisch gebrandmarkt werden.
Fazit: Alle bleiben bitte wegen Frau Mogherini mal schön entspannt, sehen Politik, als das, was es inzwischen ist, nämlich oft ein höchst lukratives Geschäftsmodell, und bleiben vor allem schön gesund!