Merkel rückt von Merz und Selenskyj ab
Altkanzlerin Merkel fordert von der ukrainischen Regierung die Bereitschaft zu Verhandlungen mit Russland. Auch von ihrem CDU-Nachfolger Merz rückt sie ab.
“Wann die Stunde der Diplomatie geschlagen hat, kann nicht allein Präsident Selenskyj entscheiden, sondern die Ukraine nur gemeinsam mit ihren Unterstützern”, sagte Merkel der “Berliner Zeitung”.
“Wir als Freunde der Ukraine gehen ja auch ins Risiko“, fügte sie hinzu. Deshalb könne es nicht Selenskyj allein überlassen werden, ob und wann es diplomatische Bemühungen und Kontakte mit Russland gibt.
„Zu verstehen, was Putin macht, sich in ihn hineinzuversetzen, ist nicht falsch“, sagte sie. Dies gehöre zur Diplomatie und bedeute nicht, Putins Politik zu unterstützen. Der Begriff „Putin-Versteher“ sei ein Totschlagargument.
Auch für ihren ewigen Parteirivalen Merz hatte Merkel einen Seitenhieb übrig. “Den Diskurs über die Interessen Russlands muß man zulassen”, sagte sie. Doch genau dieser Diskurs fehlt in Deutschland und in der EU.
Statt über Russlands Interessen und Wege zur Diplomatie diskutieren Merz, seine Parteifreundin on der Leyen & Co. nur über Aufrüstung und Krieg. Dies bereitet Merkel offenbar gewaltiges Unbehagen.
Damit steht sie nicht allein. Auch der frühere EU-Kommissionspräsident Juncker hat sich über die “Aufrüstungsrhetorik” beklagt… – Mehr dazu hier
Karl
17. März 2025 @ 17:12
Ich stimme Stef zu. Aus den drei wichtigen Kritikpunkten, die er nennt, wird Merkel nicht als „große“ Bundeskanzlerin in die Geschichte eingehen (anders als Willy Brandt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder, der den Irak-Krieg nicht mitgemacht hat). Sie hat sich der NATO-Osterweiterung nicht entgegengestellt und damit sehenden Auges enormen Schaden in Kauf genommen.
Trotzdem ist Merkel hoch anzurechnen, dass sie aktuell dem Russenhass als Staatsräson und der Abmeldung Europas aus der Weltpolitik widerspricht. Fassungslos sieht sie, wie wir, das Irrlichtern einstiger Großmächte und des Ex-Blackrockers, die Verzwergung Europas, das räuberische Plündern der Staatshaushalte, nur damit die Vasallen in dreifachen Ritterrüstungen blind in der Kriegstreiberei herumirren.
WBD
17. März 2025 @ 10:11
Trotz all der (richtigen) Hinweise auf Mitschuld und Mitverantwortung:
–
-> Besser spät als nie !!
–
Man kann es auch Altersweisheit nennen !
european
17. März 2025 @ 10:31
Es ist keine Weisheit. Es ist die Arbeit am eigenen Vermächtnis.
Was soll in Erinnerung bleiben?
Uli H.
17. März 2025 @ 09:19
Mit schuldig! Frau Merkel, Herr Junker, usw., ihr Opportunisten habt jahrelang euer Maul gehalten, jetzt 100.000e tote Soldaten später fällt euch ein, dass es Diplomatie gibt – ach?! Mit schuldig!
ebo
17. März 2025 @ 10:18
Das sehe ich anders, obwohl ich Merkel und Juncker zu ihrer Zeit scharf kritisiert habe.
Beide realisieren, dass ihre Nachfolger einen falschen und gefährlichen Kurs einschlagen, und warnen vor den Folgen.
Für von der Leyens “Wiederbewaffnung” ist Juncker ebenso wenig verantwortlich wie für Merkel für Merz, der ja bekanntlich ein Anti-Merkel sein will 😉
Sie melden sich gerade zur rechten Zeit, deshalb greife ich das auch hier im Blog auf.
Uli H.
17. März 2025 @ 11:01
ebo, … das waren und sind unsere Spitzenpolitiker, die durch schlaue, verantwortungsvolle, friedenswarende Politik Kriege verhindern müssen. Aber sie haben die Lügen und den Russenhass unterstützt. Warum? Weil sie dadurch auch den Zugriff auf die Resoursen im Osten und das grenzenlose Aufrüsten des Westens wissentlich unterstützen, und damit den Plan der übermächtigen, korrupten Finanzlobby. weltweit. Kollateralschäden: ein Land wie die Ukraine, oder unser westlicher Lebensstandard, alles vorhersehbar. Wir schreiben doch auf Plattformen wie Ihrer, seit Jahren dagegen erfolglos an und werden dafür massiv angefeindet. Und jetzt kommen die ganzen USA/CIA-Speichellecker der EU aus ihren Löchern und tun so unschuldig. Das ist, was mich unheimlich umtreibt. Und da haben wir vom Decken des immer noch anhaltenden massenhaften Palästinensermordens, noch gar nicht gesprochen.
ebo
17. März 2025 @ 11:18
Merkel und Juncker haben den Russenhass NICHT unterstützt, im Gegenteil: Weil sie mit Putin zusammengearbeitet werden, sehen sie sich heute selbst übelster Hetze ausgesetzt.
Stef
17. März 2025 @ 11:21
Ich würde hier mit Ebo auch eine Abstufung machen, Merkels Verantwortung reicht nicht zu den aktuell diskutierten wahnwitzigen Plänen der aktuellen deutschen Mainstream-Elite ohne Strategie und Verstand heran. Aber Merkel hat zweifellos Ursachen gesetzt, ohne die es den Ukrainekonflikt vermutlich nicht gegeben hätte:
1. Sie hätte mit Hollande 2008 beim NATO-Gipfel in Bukarest unmissverständlich zu Protokoll geben können, dass es einen NATO-Beitritt der Ukraine und Georgiens nicht geben wird, weil Deutschland und Frankreich nicht zustimmen werden. Stattdessen hat sie einer Einladung der beiden Länder in die Nato zugestimmt.
2. Merkel hätte der Garantiefunktion Deutschlands (zusammen mit Frankreich) für die Einhaltung von Minsk 2 gerecht werden müssen, indem sie klar die mangelnde Vertragstreue der Ukraine benennt und darüber hinaus klarstellt, dass eine nicht vertraugstreue Ukraine keinen Anspruch auf Unterstützung aus Kerneuropa hat.
3. Merkel hätte die wiederholten Bälle aus Russland aufnehmen können, dass es einer europäischen Sicherheitsordnung bedarf, um den Konflikt zu vermeiden.
In dieser Hinsicht ist Merkel mit schuldig.
Skyjumper
17. März 2025 @ 12:38
@ebo
Ich verstehe zwar den Hinweis auf die seinerzeitige Zusammenarbeit mit Russland, und ich würde Merkel auch keinen Russenhass unterstellen wollen.
Und ja: Die Meldungen von Juncker und Merkel sind so gesehen zu begrüssen. Als „gerade zur rechten Zeit“ kann man bereits unterschiedlich beurteilen. Mein Bauchgefühl sagt: VIEL zu spät. Mein Hirn behauptet dass es zu einen früheren Zeitpunkt vielleicht einfach verpufft wäre und tatsächlich erst jetzt max. Wirkung entfaltet.
Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Minsk 1 und 2 nach eigenen Bekunden von Frau Merkel bereits in hintergeherischer Absicht durch Merkel/Hollande vereinbart wurden. Das würde ich dann bereits nicht mehr als „Zusammenarbeit“ einstufen wollen. Vielmehr ist das einer (von mehreren) Gründen warum der Westen heute kein Vorschussvertrauen mehr in Russland geniesst und Waffenstillstands-/Friedensverhandlungen sich daher erheblich umständlicher und langwieriger darstellen als es sonst (aus russicher Sicht) nötig gewesen wäre.
Helmut Höft
17. März 2025 @ 21:33
@ebo
… Weil sie mit Putin zusammengearbeitet werden, sehen sie sich heute selbst übelster Hetze ausgesetzt. FACK!
Merkel hat als eine der wenigen erkannt, dass man Russland auch Interess zubilligen und diese berücksichtigen muss! Das haben viele anders gesehen und dagegengehalten wo’s nur ging, vermutlich auch wegen der Vorteile, die gute Russland-Beziehungen D gebracht haben.
Das Ergebnis dieser Obstruktion ist heute zu betrachten.
Mutti ansonsten? Siehe “Regieren nach Zahlen” https://www.spiegel.de/politik/regieren-nach-zahlen-a-978a374b-0002-0001-0000-000129095167 usw. usf. m(
Das war Mutti, das noch größere Unglück als Birne.
KK
17. März 2025 @ 01:49
Jetzt geht Merkel wohl auf, was für eine bodenlose Eselei – nein, verantwortungsloser Schwachsinn – es war,
1. den ukrainischen Nationalisten zur Macht zur verhelfen,
2. die russischen Sicherheitsinteressen zu ignorieren,
3. die Ukraine aufzurüsten und ihr mit üblen Tricksereien dazu viel Zeit zu verschaffen (Minsk I und II) und
4. damit einen 3. Weltkrieg zu riskieren, der zu einer nuklearen Verwüstung mindestens Mitteleuropas führen könnte.
Und sie später in der Rückbetrachtung – wie anno 1914 andere – zur Riege derjenigen gezählt werden wird, die das mit losgetreten hat.
Erneuerung
16. März 2025 @ 21:01
Sie hat bei der Amtseinführung von Selensky nicht umsonst gezittert, die Erklärungen dafür waren vorgeschoben. Jetzt traut sie sich aus der Deckung, weil der CIA, der ihr Handy hackte, derzeit einen anderen Chef hat. Es ist alles nur perverses Schmierentheater. Der Stärkere wird gewinnen, zumindest solange, bis der andere wieder stärker ist oder die Nordhalbkugel eine No-Go-Area.
Stef
16. März 2025 @ 18:44
So was hätte ich zu ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin gerne mal gehört.
Arthur Dent
16. März 2025 @ 17:27
Die künftige Bundesregierung will (mit Unterstützung der Grünen) keine Abwägungen erörtern wie in einer deliberativen Demokratie üblich, sondern Entscheidungen treffen ohne Sinn und Verstand. Man will sogar unter nichtexistente Atomschutzschirme schlüpfen und Macrons Staatsdefizit mit riesigen Summen mindern. Don Quijote ist Wirklichkeit geworden, wo ist nur Sancho Pansa?
european
16. März 2025 @ 17:26
Ich verstehe nicht, wieso jetzt alle inaktiven Politiker wieder ausgegraben werden, um ihren Senf abzugeben.
In einem Interview der ZEIT sagte Merkel in 2022:
„Das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben,“ sagte die frühere deutsche Bundekanzlerin der Wochenzeitung Die Zeit. „Sie hat diese Zeit auch genutzt, um stärker zu werden, wie man heute sieht.“
Heisst, sie wusste von dem bevorstehenden Krieg.
Meine Begeisterung hält sich in Grenzen.
Udo
16. März 2025 @ 18:10
Merkel wollte den Konflikt auf kleiner Flamme halten, um Kasse zu machen, aber nicht selbst reingezogen zu werden.
Die aktuellen Machthaber gehen jetzt “all in” und agieren dabei sogar gegen jeden.
Sie scheint zu begreifen, dass sie auf dem Weg ist, zu einer der “tragischten Figuren” der Zeitgeschichte zu werden. (ähnlich ihrem Ziehvater Kohl. Dessen Ehrgeiz als “Kanzler der Wiedervereinigung” in die Geschichte einzugehen, ihn zum Vater des Ausverkaufs des deutschen Ostens gemacht hat)
Ja…..das Schicksal ist ein Miststück………. 🙂
Dixie Chique
17. März 2025 @ 15:48
..und ein teigiger Fischer Joschka in feinstem Globalistenzwirn fordert – gänzlich gender-unsensibel und maximal russophren – die Wehrpflicht für junge Frauen!..
Fakt: Merkel hat Europa gekillt. Nicht nur die sog. Demokratie in Europa, sondern tatsächlich den Kontinent. (übrigens: Europa ≠ EU!)
(Erinnert sich wirklich niemand mehr an den – merkelschhäubledeutschen! – EU-Coup d’etat, als die Griechen, ähnlich den Rumänen, falsch gewählt hatten?.. Stichwort: “OXI!”/2015)
ebo
17. März 2025 @ 15:56
Doch. Damit hat Merkel die europäische Linke gekillt, aber nicht ganz EUropa. Bis vor kurzem hielt die EU die Merkel’sche Fiskalpolitik sogar noch für vorbildlich 🙂
european
17. März 2025 @ 16:22
@Dixie Chique
Genau das habe ich auch gedacht. *Achtung Sprache*: Da buddeln sie lauter fette alte Säcke aus, die im ÖR darüber fabulieren, dass die jungen Leute, die Zukunft des Landes, gefälligst ihr Leben opfern sollen. Russland auf dem Schlachtfeld niederkämpfen. Egal ob Fischer, Gabriel, Gauck und wie sie alle heißen. Da wird einem nur noch speiübel. Man sollte deren Aktienportefolios mal offenlegen. Die Aktien der Rüstungsindustrien schießen gerade durch die Decke.
Nein, für solche Leute, die feisten Profiteure des Systems, haben wir unsere Kinder nicht bekommen. Sie profilier(t)en sich zu Lasten der Ärmeren, des Landes, zugunsten der Blackrocks, der transatlantischen Verbände, der „guten NGOs“, der Macht des Geldes und ihres eigenen Portemonnaies.
Ich entschuldige mich für meine wüste Wortwahl, aber für das was ich denke, ist sie noch zu milde gewählt.
Michael
16. März 2025 @ 14:45
Chapeau Frau Merkel! Sie haben politisch vollkommen Recht, auch wenn Sie und ich ideologisch auf entgegengesetzten Seiten des Spektrums stehen!